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Bundesverteidigungsminister de Maiziere in Afghanistan

18. September 2011

Zum dritten Mal innerhalb eines halben Jahres reiste Bundesverteidigungminister de Maiziere nach Afghanistan. Konkrete Zahlen zum Truppenabzug wollte er diesmal aber noch nicht nennen. Dazu sei weitere Abstimmung nötig.

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Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) im Cockpit (Foto: dapd)
Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) im Cockpit einer BundeswehrmaschineBild: dapd
Afghanistan-Karte (freigegeben von der Bundeswehr)
ISAF-Standorte in AfghanistanBild: Bundeswehr

Bundesverteidigungminister Thomas de Maiziere (CDU) traf in der Nacht zum Sonntag (18.09.2011) im regionalen Hauptquartier der internationalen Schutztruppe ISAF in Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans ein. In Gesprächen mit Militärs informierte sich der deutsche Verteidigungsminister zunächst über die Lage in Nordafghanistan, wo die Bundeswehr die Führungsrolle hat. "Vor Ort sieht die Welt ein bisschen anders aus, als von einem Berliner Schreibtisch, deshalb bin ich hier", sagte de Maiziere.

Unmittelbar danach flog er ins südwestlich von Masar-i-Scharif gelegene Feldlager des Regionalen Wiederaufbauteams (PRT) in Maimana in der Provinz Faryab.Dort bekräftigte der deutsche Verteidigungminister, dass es noch zu früh sei für Festlegungen, wie viele Bundeswehrsoldaten im nächsten Jahr abgezogen werden sollen.

Afghanische Soldaten in der Provinz Helmand (Foto: Mohammed Mojtaba, DW)
Afghanische Soldaten stehen bereitBild: DW

"Alles hängt jetzt zunächst davon ab, was die Amerikaner entscheiden", sagte de Maiziere und fügte hinzu, die Abzugsentscheidung sei richtig. Er wolle jetzt aber keine Zahlen in die Welt setzen. Die entscheidende Frage laute, in welchem Umfang die afghanischen Streitkräfte die Führung übernehmen könnten. Es sei "richtig und wichtig, die afghanische Armee so auszubilden, dass sie allmählich imstande sind, selbst für Sicherheit zu sorgen - zunächst mit unserer Begleitung, dann ohne unsere Begleitung", sagte de Maiziere.

Der militärische Strategiewechsel müsse aber auch von einem politischen Partnering begleitet werden. Dieser Prozess sei aber noch nicht annähernd so weit wie die militärische Zusammenarbeit, betonte der deutsche Verteidigungsminister.

Verteidigungsminister Thomas de Maziere (CDU, 2.v.l.), der Kommandeur Regional-Kommando Nord, Generalmajor Markus Kneip (l.), und der Bundesvorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, gedenken am Sonntag (18.09.11) in Maser-e Sharif in Afghanistan im Camp Marmal am Ehrenhain der im Einsatz verstorbenen Soldatinnen und Soldaten (Foto: dapd)
de Maziere (2. v. l.), Generalmajor Kneip (l.) und Oberst Kirsch gedenken in Maser-e Sharif der im Einsatz getöteten Soldatinnen und SoldatenBild: dapd

Auch der für Nordafghanistan zuständige Kommandeur der Internationalen Schutztruppe (ISAF), Markus Kneip, bezeichnete es neben dem Schutz der eigenen Soldaten als "das überragende Ziel, die Afghanen zu befähigen, Führung zu übernehmen". Aktuell sei die Sicherheitslage deutlich besser als 2010, so der Generalmajor. Es gebe weniger Selbstmordanschläge, die Intensität einzelner Anschläge etwa auf Führungspersönlichkeiten sei aber "besorgniserregend". Kneip war Ende Mai bei einem Attentat verletzt worden.

Gemeinsam mit ISAF-Kommandeur Markus Kneip und dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes Ulrich Kirsch hatte Verteidigungminister de Maiziere am Sonntag im so genannten Ehrenhain in Masar-i-Scharif der im Afghanistan-Einsatz getöten Bundeswehrsoldaten gedacht.

Weitere Vorbereitung des Truppenabzugs

Die USA haben bereits beschlossen, ihr Kontingent von derzeit rund 100 000 Soldaten um 33 000 zu verkleinern. Wie viele US-Soldaten aus dem Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr abgezogen werden sollen, ist aber noch nicht bekannt.

Afghanische Soldaten, im Hintergrund NATO-Soldat im Panzer (Foto: Hoshan Hashemi, DW)
Afghanische Soldaten, im Hintergrund NATO-Soldat im PanzerBild: DW

Am Rande einer Nato-Konferenz Anfang Oktober wollen die 18 Truppensteller für den Norden Afghanistans am Rande über das weitere Vorgehen beraten. Bundesregierung und Bundestag wollen zum Jahreswechsel im Zuge des neuen Afghanistanmandats über den ersten Schritt des Abzugs entscheiden.

Ebenfalls am Sonntag waren im Süden Afghanistans zwei NATO-Soldaten getötet worden. Ein Soldat wurde in einem Gefecht getötet, der andere fiel einem Bombenanschlag zum Opfer. Angaben zur Nationalität der Soldaten wurden nicht gemacht. Damit sind allein im September 24 Soldaten der internationalen Truppen in Afghanistan getötet worden, seit Anfang des jahres kamen 429 Soldaten ums Leben.

Autor: Hartmut Lüning (afpd, dapd, dpa)
Redaktion: Martin Schrader