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Deutscher Investor im Kongo: Wirtschaft braucht Frieden

Andreas Göbel, zurzeit DR Kongo29. Juli 2006

Das Sägewerk der Firma Siforco in Maluku liegt eine Autostunde nördlich von Kinshasa, an den Ufern des Kongo-Flusses. Der größte deutsche Investor im Kongo bemüht sich auch um bessere Lebensbedingungen seiner Arbeiter.

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Dieter Haag in MalukuBild: picture-alliance/ dpa

100.000 Kubikmeter edelstes Tropenholz werden hier pro Jahr zugeschnitten. Dafür sorgen nicht nur gigantische Sägeblätter, sondern auch modernste deutsche Lasertechnik - und das mitten im kongolesischen Busch.

Siforco bedeutet "Société industrielle et forestière du Congo". Hinter dem Kürzel verbirgt sich ein Tochterunternehmen der Danzer Furnierwerke Reutlingen. Siforco ist die derzeit größte deutsche Investition in der von Bürgerkrieg und Korruption geschundenen Demokratischen Republik Kongo.

1200 Kilometer Wasserweg

Geschäftsführer Dieter Haag, der aus Kirchberg an der Murr stammt, ist als einer der wenigen Deutschen in dem zentralafrikanischen Land geblieben - trotz Bürgerkrieg. Seit fünf Jahren arbeitet er bei Siforco, davor war er zehn Jahre lang Manager bei Mercedes-Benz Zaire. Er erklärt die Transportwege: "Das Holz ist 1200 Kilometer unterwegs von Bumba nach Maluku. Wir transportieren auf dem Flussweg, schwimmendes Holz wird in Form von Flößen transportiert, und nicht schwimmendes Holz wird auf Bargen verladen - auf Lastkähne - und dann hierher gebracht."

Die Konzessionen für den Holzeinschlag liegen zum großen Teil in der Provinz Equateur im Norden des Landes. Dort wird aber nicht jeder verwertbare Baum gefällt: Auf drei Hektar Wald kommt ungefähr ein Baum dafür in Frage. Zum einen respektiert Siforco nach eigenen Angaben das neue Forstgesetz im Kongo, zum anderen bemüht sich die Firma aus eigenem Interesse um Nachhaltigkeit - zu erkennen auch an den Strichcodes auf jedem einzelnen Brett.

Siforco: Die Herkunft des Holzes ist nachvollziehbar

Damit könne man den Stamm vom Wald über das Messerwerk bis hin zum Endverbraucher verfolgen, sagt Haag. "Auf jedem Paket sind Stammnummern drauf, und damit kann man im Wald den Standort des Baumes bestimmen. Die "Traceabilité", die Zurückverfolgbarkeit, ist in diesem Werk gegeben. Wir können beweisen, dass dieses Holz legal in unseren Konzessionen eingeschlagen wurde", sagt der Sägewerks-Direktor.

Nur drei Prozent furnierfähiges, also besonders schönes und fein gemasertes Holz wird in den Konzessionsbereichen geschlagen. Furnier ist trotzdem einer der Hauptgeschäftsbereiche bei Siforco. Haags Kollege Benno Wetzel und seine Mitarbeiter stellen pro Monat immerhin 500.000 Quadratmeter Furnier her: "Es gibt ja kaum noch Massivmöbel in Europa - aus zwei Gründen: erstens ist es sehr teuer, zweitens neigt Massivholz dazu, sich zu verziehen."

Exotisch klingende Holzsorten

Im Sägewerk von Sifirco werden verschiedene Holzarten verarbeitet: von Sapeli, dem gängigsten, bis hin zum seltenen und sehr harten Wenge-Holz. Wetzel weiter über den Rohstoff mit den exotischen Namen: "Wir haben Afrormosia - ein sehr hochwertiges, sehr teures Holz, das sowohl im Rundholzbereich als auch als Schnittholz und entsprechend auch als Furnier recht teuer ist. Dann haben wir ein bisschen Iroko, ab und zu kaufen wir ein bisschen Aniegre zu; dann haben wir Akashu oder Khaya, und damit haben wir glaube ich schon mehr als 95 Prozent der Produktion abgedeckt."

Weniger reibungslos als die Produktion läuft allerdings der Export der Ware aus dem Land. "Wir haben sehr große Probleme im Hafen in Matadi: Wir haben im Moment 200 Container, die auf die Verschiffung warten, das ist natürlich sehr viel, das sind 3000 Kubikmeter Schnittholz. Das ist ein sehr großes Problem für die Firma, weil erst nach der Verschiffung eine Rechnung geschrieben werden kann", sagt Haag. Der Hafen muss seiner Meinung nach so schnell wie möglich reorganisiert werden. "Aber das kann dieses Land mit Sicherheit nicht aus eigener Kraft, da muss von außen geholfen werden."

Soziales Engagement vor Ort - im eigenen Interesse

Ein bisschen will Haag mit seiner Firma selbst dazu beitragen: Seine Arbeiter verdienen mit 50 US-Dollar pro Monat sehr gut, es gibt einen Betriebsrat, außerdem eine werkseigene Ausbildung in der Schreinerei. Siforco baut für seine Belegschaft Schulen und Krankenstationen - und engagiert sich in der Schweinezucht.

Trotzdem bleibt das Einschlagsgebiet, die Provinz Equateur, ehemaliges Rebellengebiet. Ihr Chef ist Jean-Pierre Bemba, seit rund drei Jahren Vizepräsident in der Übergangsregierung. Er gilt neben dem amtierenden Präsidenten Joseph Kabila als Spitzenkandidat bei den Wahlen am 30. Juli. In der Provinz Equateur hat er viele Anhänger, denn Bemba kommt aus dieser Region.

"Wir können jetzt nicht einfach die Koffer packen und weggehen"

Siforco-Geschäftsführer Haag lässt sich ungern auf parteipolitische Diskussionen ein, er hofft einfach auf stabile Verhältnisse nach den Wahlen, um langfristig wirtschaften zu können, denn Wirtschaft ist nur im Frieden möglich, sagt er. "Die Investition ist getätigt, wir können jetzt nicht einfach die Koffer packen und weggehen, wir können jetzt nur hoffen, dass die Wahlen gut über die Bühne gehen, und dass es nicht zu politischen Unruhen kommt."