1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutscher Handel mit Osteuropa boomt

25. August 2021

Während Deutschlands Handel mit Großbritannien immer mehr abnimmt, legt er mit Ländern in Osteuropa deutlich zu. Besonders groß ist der Warenaustausch mit Polen, Tschechien, Ungarn und Russland.

https://p.dw.com/p/3zSuO
Symbolbild EU Schengen-Raum Verkehr Transit Wirtschaft
Ein Lkw überquert einen deutsch-polnischen Grenzübergang in Brandenburg Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Nach dem Abklingen der Corona-Pandemie boomen die deutschen Wirtschaftskontakte mit Osteuropa - doch die Zahlen für Großbritannien gehen weiter zurück. Im ersten Halbjahr nahm der Handel nach Angaben des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft um 24,3 Prozent zu. Polen ist nach den am Mittwoch vorgelegten Zahlen mittlerweile der fünftgrößte Handelspartner Deutschlands. Bei den Einfuhren liegt der östliche EU-Nachbar bereits vor Frankreich und nur noch knapp hinter den USA.

Der deutsche Handel mit dem Vereinigten Königreich ging dagegen von Januar bis Juni entgegen dem Trend mit den meisten anderen Staaten erneut um 2,3 Prozent zurück. Großbritannien ist nach dem Brexit nun auf Platz elf der wichtigsten Handelspartner Deutschlands zurückgefallen.

Die vom Ostausschuss vertretenen Länder werden dagegen immer wichtiger für die deutsche Wirtschaft: Die Exporte in die Region stiegen um 22,9 Prozent auf mehr als 124 Milliarden Euro, die Importe sogar um 25,8 auf mehr als 121 Milliarden Euro. "Osteuropa meldet sich als Wirtschaftspartner Deutschlands sehr eindrucksvoll zurück", sagte der Vorsitzende des Ostausschusses, Oliver Hermes, am Mittwoch in Berlin. Der Handel mit diesen Ländern mache mittlerweile fast ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels aus und mehr als der mit China und den USA zusammen.

Polen Eröffnung des Crafter Werkes in Posen
Produktion von Transportern im VW-Werk Poznan (Polen) Bild: DW/A.-M. Pędziwol

Polen an der Spitze

An der Spitze liegt dabei erneut Polen vor Tschechien, Ungarn, Russland und der Slowakei. Um so mehr sei man wegen der Meinungsverschiedenheiten der EU-Staaten mit Polen und Ungarn über die Rechtsstaatlichkeit und unabhängige Medien besorgt, sagte Hermes. Man appelliere an die Bundesregierung, sowohl in Brüssel als auch in Warschau und Budapest auf eine Einigung zu dringen.

Auch der Handel mit Russland legte trotz der weiter bestehenden EU-Sanktionen etwa wegen der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim wieder deutlich zu: Er stieg im ersten Halbjahr um 24,7 Prozent. Im Juli kletterte er zudem nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes um 17,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Ostausschuss-Vorsitzende Hermes pochte auf den Betrieb der Nord Stream 2-Gaspipeline durch die Ostsee. "Nord Stream 2 darf auch von einer neuen Bundesregierung nicht nachträglich infrage gestellt werden", forderte er.

Einen deutlichen Rückgang gab es dagegen im Wirtschaftsaustausch mit Aserbaidschan und Turkmenistan. Sehr stark stiegen die Einfuhren aus Nordmazedonien.

Der Ostausschuss fordert die Bundesregierung auf, sich gegen Tendenzen zu einem Decoupling stemmen, also der Entflechtung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen im Konflikt zwischen den Supermächten USA und China. Die EU müssen den Ländern Zentralasiens und Osteuropas zudem attraktive Finanzierungsangebote für Infrastrukturprojekte machen, um den Staaten eine Alternative zur chinesischen Seidenstraßen-Initiative zu geben. Chinas Führung will damit die eigenen Handelswege ausbauen und die Staaten enger an sich binden.

hb/bea (rtr)