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Deutscher Filmpreis geht an "Halt auf freier Strecke"

27. April 2012

Der Favorit stürzte tief. Beim Deutschen Filmpreis ging das DDR-Drama "Barbara" mit acht Nominierungen als Favorit ins Rennen. Doch in den wichtigsten Kategorien räumte der härteste Konkurrent ab.

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Der deutsche Schauspieler Milan Peschel jubelt (Foto: Reuters)
Deutscher Filmpreis 2012 Bester FilmBild: Reuters

Mit einem solchen Durchmarsch hatten wohl die meisten Experten nicht gerechnet. Das tieftraurige Krebsdrama "Halt auf freier Strecke" ist der große Gewinner des Deutschen Filmpreises. Bei der 62. Verleihung im Berliner Friedrichstadtpalast gewann der Film von Regisseur Andreas Dresen die Goldene Lola für den besten Film.

Der Film, der in sieben Kategorien nominiert war, gewann drei weitere wichtige Lolas. Sein Regisseur Andreas Dresen wurde zum besten seines Fachs erklärt. Hauptdarsteller Milan Peschel wurde als bester Schauspieler geehrt. Er spielt in dem bewegenden Film einen Mann, der einen Hirntumor hat und von seiner Familie bis zu seinem Tod zu Hause gepflegt wird. Bester Nebendarsteller wurde der Theaterschauspieler Otto Mellies, der im Film den Vater des Kranken spielt.

Trostpreis für Petzold

Mit einer Silbernen Lola musste sich Regisseur Christian Petzold begnügen, dessen ruhiges Drama "Barbara" mit acht Nominierungen als Favorit gestartet war. Der Film war auf der diesjährigen Berlinale gefeiert und mit einem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet worden. Erzählt wird die Geschichte einer jungen DDR-Ärztin, die zu ihrem Geliebten in den Westen fliehen will.

Überraschung bei "Lola"-Verleihung

Die höchste Trefferquote erzielte Roland Emmerichs aufwändiges Shakespeare-Drama "Anonymus" – er gewann sechs von sieben möglichen Lolas und errang damit die meisten Trophäen des Abends. Allerdings sammelte er nur Lolas in den kleineren Kategorien Tongestaltung, Maskenbild, Szenenbild, Kostümbild, Schnitt und Kamera/Bildgestaltung ein. Der in Babelsberg gedrehte Film kreist um die Frage nach der wahren Urheberschaft der Werke von William Shakespeare.

Levshin für "Kriegerin" geehrt

Auf drei Ehrungen kam der Debütspielfilm "Kriegerin" von Regisseur David Wnendt, dessen Drehbuch mit einer Lola ausgezeichnet wurde. Zudem bekam der Film eine Bronze-Lola. Als beste Schauspielerin wurde die erst 27-jährige Alina Levshin ausgezeichnet, die in dem Film eine junge Neonazi-Aktivistin spielt. "Es ist unglaublich", sagte Levshin mit brüchiger Stimme.

Alina Levshin wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet (Foto: Reuters)
Alina Levshin wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnetBild: Reuters

"Halt auf Strecke", den in Deutschland bislang erst rund 100.000 Kinogänger gesehen haben, hatte bereits bei den Filmfestspielen in Cannes den Hauptpreis der renommierten Reihe "Un certain regard" sowie den Bayerischen Filmpreis gewonnen. Der Produzent des Siegerfilms, Peter Rommel, sagte: "Das ist nicht mal Europapokal, sondern Champions-League." Der 48-jährige Dresen, der bereits 2002 mit "Halbe Treppe" den Filmpreis in Silber erhalten hat und 2009 für den Senioren-Liebesfilm "Wolke neun" als bester Regisseur ausgezeichnet wurde, bedankte sich sichtlich bewegt bei seinen Freunden.

Ehrenpreis für Ballhaus

Emotionaler Höhepunkt war die Verleihung des Ehrenpreises an den Kameramann Michael Ballhaus. Die Präsidentin der Filmakademie, Iris Berben, würdigte den 76-Jährigen als "Kameragott". Er sei einer der Größten seines Fachs, aber Allüren seien ihm fremd, sagte Berben. Die rund 1.800 Gäste ehrten Ballhaus mit langen Standing Ovations. Er hat unter anderem bei 17 Filmen von Rainer Werner Fassbinder und sieben von US-Regisseur Martin Scorsese die Kamera geführt.

Die Schauspielerin Iris Berben überreicht die Ehren-Lola an Kameramann Michael Ballhaus (Foto: Reuters)
Die Schauspielerin Iris Berben überreicht die Ehren-Lola an Kameramann Michael BallhausBild: Reuters

Erstmalig wurde der Bernd Eichinger Preis vergeben. Dieser Preis, der nach dem verstorbenen Filmproduzenten und Gründungsvater der Deutschen Filmakademie benannt ist, ging an den Schauspieler, Regisseur und Produzenten Michael "Bully" Herbig.

Der Deutsche Filmpreis wird seit 1951 jedes Jahr vergeben. Er ist mit knapp drei Millionen Euro der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.

kle/hp (dpa, dapd, afp)