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Deutsche werden Polen doch nicht "aufkaufen"

23. Januar 2003

- Immobilien- und Grundstückpreise in Ostdeutschland sind viel niedriger

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Breslau, 20.1.2003, SUPER EXPRESS, poln.

Keine Angst: Nach unserem Beitritt zur EU werden wir nicht von den Deutschen aufgekauft, wie manche Politiker uns zu erschrecken versuchen. Die Ursachen dafür sind sehr einfach. "Die Preise für Grund und Boden in den östlichen Bundesländern sind viel niedriger als in Polen. Die Immobilen dort sind sogar zehn Mal billiger", sagt Leszek Michniak, der Vorsitzende der Breslauer Immobilienbörse.

Der Preisunterschied in bezug auf Grundstücke und Häuser ist wirklich beträchtlich. Ein Haus in einem Dorf in den östlichen Bundesländern kann man schon für 8 000 Zloty kaufen. Ein ähnliches Haus in der Region Dolny Slask (Niederschlesien) kostet das Zehnfache. Wenn unsere westlichen Nachbarn es wirklich gewollt hätten, könnten sie dies schon längst machen", sagt der Vorsitzende eines gesamtpolnischen Immobilienkonzerns.

Eine ähnliche Situation gibt es auch in den größeren Städten in Ostdeutschland. Die Immobilien dort sind viel billiger als in Wroclaw. (...) "Das ist die Gelegenheit für die Polen. Schon bald nach der Erweiterung der EU werden die Bundesländer in Ostdeutschland im Zentrum der Europäischen Union liegen. Man kann dann gute Geschäfte mit dem Verkauf von dort gelegenen Immobilien machen", fügt der Vorsitzende hinzu.

Keine große Nachfrage besteht nach polnischen Mietshäusern im Zentrum der Städte oder nach Grundstücken in der Nähe der polnisch-deutschen Grenze: "Es gibt keine Nachfrage, weder nach unseren Immobilien noch nach Grund und Boden, die ausgeschrieben wurden", gibt Ireneusz Aniszkiewicz, der stellvertretende Bürgermeister von Zgorzelec zu. "An den Ausschreibungen nimmt kein Deutscher teil, obwohl ich nicht verbergen möchte, dass ein guter Investor aus dem Westen bei uns sehr willkommen wäre. Wir annoncieren auch auf der deutschen Seite aber leider ohne Resultate", sagt der stellvertretende Bürgermeister.

Auf der deutschen Seite der Stadt, in Görlitz stehen über 10 000 Wohnungen leer. (...) Der Bürgermeister von Görlitz würde sie gern an Polen vermieten. Bisher gibt es jedoch Barrieren, die von den Beamten der Europäischen Union geschaffen wurden. Die Vorschriften besagen, dass ein Pole auf der deutschen Seite beschäftigt sein oder eine Aufenthaltsgenehmigung haben muss, um eine Wohnung zu mieten.

"Dies wird sich nach unserem Beitritt zur EU ändern, versichert Ireneusz Aniszkiewicz und fügt hinzu: "Angesichts der Lage dort braucht man sich auch nicht zu wundern, dass sie auf unserer Seite der Grenze keine Häuser kaufen".

Die Situation in Wroclaw ist etwas anders. Die Ausländer kaufen hier gern - sowohl die zum Verkauf stehenden Bürogebäude als auch Mietshäuser. Auf keinen Fall darf man jedoch dabei das Wort Massenkäufe verwenden. "In letzter Zeit wurden 30 Prozent aller zum Verkauf bestimmten Mietshäuser von Gesellschaften aus Deutschland, Frankreich und England usw. gekauft", sagt Leszek Michniak.

Keine Nachfrage besteht zur Zeit nach Gründstücken, die für den Bau von kommerziellen Einrichtungen bestimmt sind, wie z. B. für Supermärkte.

Weder Grundstücke noch Schrebergärten in der Region Sudety (Sudeten) werden von Deutschen gekauft: "Sie kommen hierher eher aus sentimentalen Gründen, und das sind hauptsächlich ältere Leute. Wir verkaufen zwar sehr viel Boden für Schrebergärten, aber bisher hatten wir noch keinen ausländischen Käufer", sagt der Bürgermeister des Ortes Stronie ( Seitenberg)

Warum? "Es geht dabei hauptsächlich um Preisunterschiede. Auch Grund und Boden in Ostdeutschland ist billiger als bei uns. Diese Unterschiede sind zwar nicht so groß wie bei den Mietshäusern, aber dort ist er preiswerter", sagt Leszek Michniak. (Sta)