Jahr 2060
19. November 2009Immer weniger Menschen, fast ebenso viele Über-80-Jährige wie Unter-20-Jährige: Das Statistische Bundesamt zeichnet ein beängstigendes Bild der Lage in Deutschland im Jahr 2060.
Trend nicht zu stoppen
Grund für den Bevölkerungsschwund ist das sogenannte Geburtendefizit. Bereits seit den 1970er Jahren sterben in Deutschland mehr Menschen als Kinder geboren werden.
Im Jahr 2008 lag die Differenz bei 162.000. In den nächsten fünf Jahrzehnten wird sich das Minus auf bis zu 553.000 pro Jahr erhöhen. Selbst wenn die Zahl der Geburten etwas wachse, sei dieser Trend nicht zu stoppen, bestenfalls abzumildern, erklärte Bundesamt-Präsident Roderich Egeler.
2,1 statt 1,4
Statistisch gesehen bringt derzeit jede Frau in Deutschland 1,4 Kinder zur Welt. Um die Bevölkerung auf dem Stand der Elterngeneration zu halten, müsste jede Frau jedoch - wieder statistisch betrachtet - 2,1 Kinder bekommen. Dies ist allerdings völlig unrealistisch - die Geburtenziffer dürfte eher konstant (niedrig) bleiben.
Insgesamt werden laut Statistik in Deutschland im Jahr 2060 nur noch 65 bis 70 Millionen anstelle von derzeit 82 Millionen Menschen leben. Den Bevölkerungsrückgang können auch Zuwanderer nicht ausgleichen, da sind sich alle Experten einig.
Die Lebenserwartung wird hingegen weiter steigen. Mädchen, die in Deutschland im Jahr 2060 geboren werden, werden voraussichtlich eine Lebenserwartung von gut 89 Jahren haben, für Jungen wird sie dann bei 85 Jahren liegen - im Vergleich zu heute sind dies jeweils etwa sieben Jahre mehr.
Arbeitsmarkt im Wandel
Konsequenzen hat der demografische Wandel vor allem für den Arbeitsmarkt: Die Zahl der Erwerbsfähigen wird bis 2060 von derzeit rund 50 Millionen Menschen um ein Drittel auf 33 Millionen sinken.
"Eine besonders einschneidende Veränderung der Altersstruktur erwartet die deutsche Wirtschaft bereits in zehn Jahren", sagte Egeler. Bei den Erwerbsfähigen sei die Gruppe der 30- bis 49-Jährigen dann ebenso groß wie die der 50- bis Unter-65-Jährigen. Durch diese Entwicklung dürften sich die Chancen Älterer auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern.
"Wichtigere Probleme"
Trotz aller Daten und Zahlen - der Demografie-Experte Gerd Bosbach sieht die Entwicklung relativ gelassen. Schließlich gebe es viel wichtigere Probleme als die Alterung. Zum Beispiel müsse man sich für eine gute Ausbildung der Generationen einsetzen, die zukünftig ein Wachstum erwirtschaften sollen. Außerdem - so Bosbach weiter - könne man die Über-80-Jährigen im Jahr 2060 nicht gleichsetzen mit Hochbetagten heute, denn "wir werden immer gesünder alt".
Autor: Christian Walz (dpa/ap/rtr)
Redaktion: Reinhard Kleber