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Deutsche "Stimmen" im Äther

Constantin Schreiber8. Februar 2005

Wenn deutsche Nachrichten aus der Kurzwelle tönen, so ist das die Deutsche Welle – meistens jedenfalls. Auch andere Sender produzieren auf Deutsch, lassen aber bisweilen zweifeln an journalistischer Unabhängigkeit.

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Bild: ap

Warnung aus Indonesien

Unruhen in Banda
Indonesischer Soldat bei einem Kampfeinsatz gegen Separatisten in AcehBild: AP

"Hier ist Radio Republik Indonesia", krächzt eine Stimme aus dem Weltempfänger und läutet den Beginn des deutschsprachigen Programms von RRI ein. Der Sender nahm vor zwei Jahren seinen Betrieb auf und strahlt als "Stimme Indonesiens" auch täglich auf Deutsch aus. Im Internet stellt die Stimme aus Jakarta Nachrichten und Kommentare bereit, in denen es meist um Ereignisse aus der Region geht. In den vergangenen Wochen war das natürlich vor allem die Tsunami-Flutkatastrophe. Die traf besonders hart die Region Aceh im Nordwesten. Dort herrscht seit Jahrzehnten Bürgerkrieg, indonesische Soldaten kämpfen mit aller Macht für den Verbleib der Region im Staatensystem Indonesiens. Die Staatsgewalt unterdrückt jede kritische Auseindersetzung mit dem Konflikt, Ausländer sollen nach Möglichkeit gar nicht in die Region reisen, um die Unterdrückung durch das Militär zu dokumentieren. Und die Stimme Indonesiens? Sie warnte anlässlich der letzten Wahlen in Aceh: "Es gibt die Möglichkeit, dass einige ausländische Wahlbeobachter eine Doppelrolle spielen. Sie könnten auch ausländische Spione sein, die nach Schwächen des Landes suchen. Alle Indonesier sollen bei allen Arten von ausländischen Einmischungen vorsichtig sein." Gut, dass man das gleich auf Deutsch erfährt. Aber wie lässt sich solch abwegige Propaganda erklären? "Eigentlich geht es bei der Stimme Indonesiens nicht so sehr um politische Themen, sondern um Promotion des Landes für Tourismus und Investitionen. Ich verstehe das nicht", sagt Edith Koesoemabiria vom Indonesischen Programm der Deutschen Welle. Die Stimme Indonesiens untersteht dem Informationsministerium.

Weltliches aus dem Iran

Moschee in Teheran
Moschee in Teheran: im Iran bestimmen konservative Schiiten die Politik.Bild: AP

Eine andere deutsche Stimme schallt täglich aus Teheran durch den Äther, die "Stimme der Islamischen Republik Iran". Schon seit 1967 funkt sie die deutschen Hörer an, mit Nachrichten und Infos zu Politik, Islam und Kultur. Produziert wird das Programm zum größten Teil von Deutsch-Iranern, aber teilweise auch von Deutschen. "Es gibt Fälle, wie etwa bei einer Mischehe, dass beide Partner gemeinsam in der Redaktion arbeiten", sagt ein Mitarbeiter des Senders, der nicht genannt werden möchte. "Es ist ein weltliches Programm", sagt er, man pflege einen reflektierten Umgang auch mit sensiblen Themen, wie etwa israelischer Politik. "Die offizielle Regierungslinie ist zwar, dass man das Land als besetzt betrachtet und die Regierung als illegitim, aber diese offizielle Linie muss sich nicht niederschlagen, das wird hier anders betrachtet." In den Nachrichten der iranischen Stimme klingt das so: "Das zionistische Regime beabsichtigt, die islamische Öffentlichkeit von der Gefahr, die von diesem Regime ausgeht, abzulenken."

Radio Taiwan International versus China Radio International

China: Shangai, Poster zum 16. Kongress der kommunistischen Partei Chinas
Plakat der kommunistischen Partei Chinas. Sie will eine Unabhängigkeit Taiwans unbedingt verhindernBild: AP

Keine weltanschaulichen Zweifel lässt auch das deutschsprachige Sendekreuzfeuer des Rundfunks der Volksrepublik China und Taiwans. Die Insel und das chinesische Festland sind seit Jahrzehnten in ideologische Gegensätze verstrickt und kämpfen um Unabhängigkeit bzw. Wiedereingliederung – je nach Standpunkt. Da werden auch die deutschen Hörer auf dem Laufenden gehalten. Neuester Konflikt-Zündstoff: Die winzige Karibikinsel Grenada, die als eines der wenigen Länder offiziell zu Taiwan diplomatische Beziehungen unterhielt, kündigte Taiwan den Beistand auf und wechselt zur kommunistisch-chinesischen Seite über. Radio Taiwan International funkte: "Der Premierminister (Grenadas) war in mangelnder Voraussicht fälschlicherweise der Meinung, dass er durch die Anlehnung an die Volksrepublik China Taiwan unter Druck setzen kann, um die Finanzhilfe bedeutend zu erhöhen." Zeitgleich verkündete China Radio International aus Peking: "Alle karibischen Länder bekräftigten in Bezug auf Taiwan die Ein-China-Politik für eine friedliche Einigung. Sie haben den Sinn eines Sondergesetzes gegen die Unabhängigkeit Taiwans verstanden."