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Wie die Deutschen spenden

1. April 2011

Rund 2,3 Milliarden Euro haben gemeinnützige Organisationen 2010 von Privatpersonen erhalten, ein Plus von knapp neun Prozent. Dennoch gibt es Sorgen, ob die Deutschen auch künftig noch so großzügig sein werden.

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Mehrere Euro-Scheine in einer roten Weihnachtsmann-Mütze(Foto: Fotolia)
Bild: Maria.P./Fotolia.com

Fast 80 Prozent der Zuwendungen kamen der humanitären Hilfe zugute. Wobei die Spenden-Bereitschaft vor allem nach Natur-Katastrophen regelmäßig zunimmt. Das geht aus dem aktuellen Bericht des Deutschen Spendenrates hervor, der in Berlin vorgestellt wurde. Im Spendenrat sind 70 gemeinnützige Organisationen zusammengeschlossen.

Die Macht der Bilder spielt offensichtlich eine große Rolle, wenn es darum geht, die Herzen und Geldbörsen der Deutschen zu erreichen. Verzweifelte Menschen in zerstörten Häusern und Berichte über Kranke und Tote führen verlässlich zu mehr Spenden. Eine Beobachtung, die Roland Adler von der Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) seit vielen Jahren macht. Im Auftrag des Deutschen Spenderates ermittelt und analysiert die GFK Monat für Monat das Spenden-Verhalten. Demnach schnellten die Werte im Januar 2010 nach dem Erdbeben in Haiti nach oben, aber auch im Sommer, als in Pakistan die Erde bebte.

Daniela Felser (Foto: Deutscher Spendenrat)
Daniela Felser vom Deutschen SpendenratBild: Deutscher Spendenrat e.V.

Persönliche Ansprache steigert Spenden-Bereitschaft

Spenden-Aufrufe im Fernsehen spielen der GFK-Studie zufolge eine immer größere Rolle. Machten sie 2009 lediglich zwei Prozent des gesamten Aufkommens aus, waren es ein Jahr später schon sieben Prozent. Am besten erreichen die zahlreichen Organisationen ihre Spender allerdings nach wie vor auf dem Postweg, mit der persönlich adressierten Bitte um Unterstützung. Knapp 30 Prozent der Zuwendungen kamen auf diesem Weg zusammen.

Wie sehr die Deutschen von der gleichzeitigen Natur- und Reaktor-Katastrophe in Japan berührt sind, lässt sich so kurze Zeit nach dem tragischen Ereignis nur bedingt einschätzen. Aussagekräftige Zahlen erwartet die GFK erst im Mai. Die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrates, Daniela Felser, rechnet unter dem Eindruck der Berichte aus Japan verstärkt mit gezielten Spenden an ausgewählte Organisationen. "‘World Vision‘ zum Beispiel ist bei Kindern sehr engagiert, während 'Habitat for Humanity‘ beim Aufbau von Fertighäusern mithilft", nennt sie zwei Beispiele. Daniela Felser verweist zudem auf Zuwendungen von Unternehmen, die nicht in die Bilanz des gemeinnützigen Spendenrates einfließen. Viele Firmen hätten wirtschaftliche und auch private Kontakte und würden deshalb spenden.

Nachlassende Großzügigkeit zur Weihnachtszeit

Sorgen machen sich die Organisationen über die im Langzeit-Vergleich zu beobachtende nachlassende Spender-Bereitschaft im traditionell wichtigsten Monat Dezember. Zwar sind die Deutschen um die Weihnachtszeit weiterhin am spendabelsten, allerdings bedeuten rund 400 Millionen Euro ein Minus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Roland Adler vom GFK-Marktforschungs-Institut zieht deshalb eine insgesamt zwiespältige Bilanz. "Hätte es die Natur-Katastrophen nicht gegeben, wäre der Spenden-Markt nicht mal stabil, sondern er wäre negativ." Es bestehe die Gefahr, dass Hilfs-Organisationen für Kinder, Kranke oder Behinderte zu kurz kämen, befürchtet Adler. Ihnen könnten dann dringend benötigtes Geld für laufende Projekte fehlen.

Autor: Marcel Fürstenau
Redaktion: Hartmut Lüning