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Deutsche Kunst im Trend

Michael Knigge2. Dezember 2003

Seit dem Streit um den Irak-Krieg haben deutsche Politiker in den USA einen schweren Stand. Dagegen stehen deutsche Künstler und ihre Werke bei den Amerikanern hoch im Kurs.

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Plakat für die Ausstellung in St. Louis

Ob in New York oder St. Louis: Kunst aus Deutschland ist in den USA weiterhin angesagt - trotz der politischen Spannungen zwischen beiden Ländern um den Irak-Krieg. In New York feierte die ganz der deutschen und österreichischen Kunst gewidmete Neue Galerie kürzlich ihr zweijähriges Bestehen. Im St. Louis Art Museum läuft derzeit mit großem Erfolg "German Art Now". "Die Ausstellung in St. Louis ist ein großer Publikumserfolg und wurde weit über die Stadtgrenzen beachtet", sagt Andrea Firmenich, Leiterin Kulturforums des deutschen Konzerns Altana, das "German Art Now" finanziell unterstützt. Damit nicht genug: Am Busch-Reisinger Museum der Harvard University ist eine Ausstellung deutscher Kunst Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu sehen. Und am Vasser College sind derzeit Werke von Käthe Kollwitz ausgestellt.

Käthe Kollwitz Ausstellung in USA
Kollwitz-Ausstellung am Vasser CollegeBild: AP

"Ich glaube, dass das gesellschaftliche Interesse an deutscher Kunst in der letzten Zeit sogar zugenommen hat", urteilt Dorothea Dietrich, Gastprofessorin für Kunst des 20. Jahrhunderts an der Duke University. "Früher wurde in den USA hauptsächlich französische Kunst beachtet, aber inzwischen wird die deutsche Kunst immer bedeutender." Ihrer Ansicht nach hat der politische Streit um den Irak-Krieg sich nicht negativ auf die Bedeutung deutscher Kunst in den USA ausgewirkt. "Eine negative Rezeption gab es eher in Bezug auf Frankreich."

Weniger nationalistisch?

Auch nach Auffassung von Anne Wagner, Professorin für Kunstgeschichte an der University of California in Berkeley und derzeit Fellow an der American Academy in Berlin, schlägt der Dissens zwischen Politikern nicht auf die Kunstszene durch. "Vielleicht tendieren Kunstliebhaber dazu, weniger nationalistisch zu sein als andere Menschen oder vielleicht denken sie, dass Kunst keine direkte Reflektion der Politik ist", vermutet Wagner. Ein Beleg für ihre Thesen ist die Popularität Gerhard Richters. "Ein gutes Beispiel ist die Gerhard-Richter-Ausstellung in den USA im vergangenen Jahr. Sie war ein großer Erfolge und niemand war wegen der angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und den USA weniger an den Leistungen Richters interessiert."

Ausstellung German Art Now Saint Louis Art Museum
Das Werk "Titan" von Markus Lüpertz in St. LouisBild: AP

Kunst kann im Kommunikationsprozess zwischen Staaten als Brücke fungieren und Denkanstöße geben, betont Andrea Firmenich vom Altana Kulturforum. "Die Künstler sprechen noch miteinander, wenn sich die Politiker schon lange nichts mehr zu sagen haben." Sie ergänzt: "Deutsche und amerikanische Künstler haben schon immer einen regen Austausch gepflegt und das findet auch weiter statt."

Bedeutender Impuls

Seit einigen Jahren hat die Bedeutung deutscher Kunst in den USA zugenommen. "Die Eröffnung der Neuen Galerie in New York hat der Popularität deutscher Kunst in den USA einen wichtigen Push gegeben", erklärt Kunstprofessorin Dietrich den Trend. Und auch das Altana Kulturforum will sich in den USA weiter engagieren – unabhängig vom politischen Klima zwischen den beiden Staaten. "Jetzt erst recht" laute das Motto seit dem deutsch-amerikanischen Zwist um den Irak-Krieg, betont Kulturforum-Leiterin Firmenich.