Deutsche im Stau - selbst schuld!
14. September 2009535.000 Jahre stehen die Deutschen zusammengerechnet im Laufe eines Jahres im Stau. Nervig für die Autofahrer, teuer für die deutsche Volkswirtschaft. "Ein vier Kilometer langer Stau auf einer zweispurigen Autobahn über drei Stunden erzeugt Kosten von 20.000-100.000 Euro." Dies hat Verkehrsforscher Michael Schreckenberg ausgerechnet, Professor für die Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen.
"Die meisten Autofahrer sind Egoisten par excellence und oft stark emotionalisiert", sagt Schreckenberg. Die meisten Staus entstünden durch das rücksichtslose Verhalten frustrierter Autofahrer auf deutschen Straßen. "Ohne Menschen - nur mit Technik - könnte man bei denselben Bedingungen einen fast staufreien Zustand erreichen."
Frustrierte Autofahrer bremsen sich selbst aus
Hauptübel aller Staus sei ein häufiger Spurwechsel durch Autofahrer, die sich benachteiligt fühlten und ständig glaubten, auf der langsameren Spur zu sein.
Außerdem, so Schreckenberg, würden deutsche Autofahrer anderen Verkehrsteilnehmern grundsätzlich - vermutlich zurecht - unsoziales Verhalten unterstellen. So klebten Stausteher selbst im schleppendsten Stop-and-Go-Verkehr direkt an der Stoßstange des Vordermannes - aus Angst, dass überholende Autofahrer in die Lücke stoßen könnten. Die Anfahrtverzögerung von je zwei Sekunden pro Fahrer wüchse sich regelmäßig zu ansehnlichen Staus aus.
Und es wird noch schlimmer...
Es sei übrigens auch nicht immer richtig den Autobahn-Staus auszuweichen, auch wenn es das Navigationsgerät empfiehlt: Bundes-, Landes- und Kreisstraßen seien nicht in der Lage, so viel Verkehr aufzunehmen. "Da steht man dann noch länger."
Die Situation könnte sich in den nächsten Monaten weiter verschlechtern, nämlich wenn die Wirtschaft wieder wächst, befürchtet Schreckenberg. Denn zurzeit fahren laut Aussage des Duisburger Stauforschers zwei Prozent weniger Autos und elf Prozent weniger LKWs auf deutschen Straßen im Vergleich zum letzten Jahr.
Autorin: Ulrike Wolpers
Redaktion: Judith Hartl