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Deutsche Folterknechte beim IS?

20. Oktober 2015

Dschihadisten aus der Bundesrepublik haben im innersten Zirkel der IS-Terrormiliz gearbeitet. Dabei waren sie auch an Folterungen und Hinrichtungen beteiligt. Das berichtet zumindest ein Rückkehrer laut deutschen Medien.

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Kämpfer der Terrormiliz IS (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/T. Mustafa

In der syrischen Stadt Manbidsch seien mehrere Deutsche in einer "Sturmtrupp" genannten Abteilung des "Islamischen Staates" (IS) beschäftigt gewesen, die für die Festnahme von sogenannten Abweichlern und Deserteuren zuständig gewesen sei. Das meldet der Medien-Rechercheverbund aus "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR unter Berufung auf Aussagen des IS-Rückkehrers Nils D., der von Oktober 2013 bis November 2014 in Syrien war. Zudem arbeitete der Rückkehrer in einem IS-Gefängnis. In der Einheit, so die Angaben von Nils D., waren noch weitere Deutsche aktiv. Der Generalbundesanwalt bezeichnet den sogenannten "Sturmtrupp" als "Abteilung Innere Sicherheit" des IS.

Einblicke in den Vorhof Hölle

Laut dem gemeinsamen Medienbericht sagte der deutsche Salafist Nils D. deutschen Ermittlungsbehörden, an zehn bis fünfzehn Festnahmen beteiligt gewesen zu sein. Folterungen seien an der Tagesordnung gewesen, im Gefängnis von Manbij sei es regelmäßig dazu gekommen. Gefangene seien so lange gequält worden, bis sie gestanden. Auch habe es einen regelrechten "Hinrichtungsmarktplatz" gegeben, auf dem Erschießungen und Enthauptungen stattgefunden hätten. Einmal habe er auch die Kreuzigung eines IS-Kommandeurs gesehen, an dem ein Exempel statuiert werden sollte. An Hinrichtungen und Folterungen, die in dem Gefängnis an der Tagesordnung gewesen seien, sei er nicht beteiligt gewesen.

Keine Gnade mit Deserteuren

Wie der Rechercheverbund weiter berichtete, kam Nils D. , der aus der Salafisten-Szene im nordrhein-westfälischen Dinslaken stammt, Ende 2014 zurück nach Deutschland und wurde nach einem abgehörten Telefongespräch festgenommen. Die mehr als 20 Vernehmungen zeichnen laut dem Medienbericht ein umfassendes Bild der Repression im "Islamischen Staat", die sich nicht nur gegen die Zivilbevölkerung, sondern auch gegen eigene Kämpfer richte. Die Schilderungen von Nils D. fügen sich ein in die Berichte anderer IS-Rückkehrer und syrischer Menschenrechtsorganisationen. Bereits vor Monaten hatte eine freigelassene deutsche Geisel berichtet, dass sich deutsche Islamisten unter den Folterern des IS befänden.

Die Bundesanwaltschaft hat den deutschen Ex-IS-Kämpfer wegen Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagt. Im Januar soll vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht der Prozess beginnen. Wegen seiner Aussagen über andere deutsche IS-Kämpfer soll Nils D. in anderen Verfahren als Zeuge auftreten, etwa vor dem Oberlandesgericht in Celle, wo zwei Wolfsburger Syrien-Rückkehrern der Prozess gemacht wird.

qu/wl (dpa, afp, SZ)