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Vorschau Deutschland - Ghana

23. Juni 2010

Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet ihr drittes und entscheidendes WM-Gruppenspiel. In Johannesburg trifft die DFB-Elf wahrscheinlich mit Cacau auf Ghana. Nur ein Sieg garantiert das Weiterkommen.

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Training der deutschen Nationalmannschaft (Foto: AP)
Fit für Ghana?Bild: AP
Deutsche Spieler jubeln nach dem Sieg gegen Australien (Foto: AP)
Darf auch nach dem Ghana-Spiel noch gefeiert werden?Bild: AP

Die Anspannung im deutschen Team steigt: Gibt es gegen Ghana eine Blamage und das frühe WM-Aus oder gelingt doch noch der Einzug in das Achtelfinale? Zwar sind die Plätze für den Heimflug am Donnerstag (24.06.2010) von Johannesburg nach Frankfurt/Main schon reserviert, doch sollen diese nach Möglichkeit nicht besetzt werden. Voraussetzung dafür ist aber ein Sieg des DFB-Teams, um nicht auf Schützenhilfe von Australien gegen Serbien angewiesen zu sein. Ghana reicht dagegen ein Remis, um wie beim WM-Debüt 2006 in die K.o.-Runde zu kommen. Bundestrainer Joachim Löw hat die Marschroute klar vorgegeben: Seine Spieler sollen versuchen, gegen Ghana zu agieren und dominant zu sein. "Wir haben es selbst in der Hand, weiter zu kommen. Dafür werden wir alles tun, mutig sein. Dann werden wir die nächste Runde schaffen", gibt sich Löw zuversichtlich.

Nach dem glänzenden 4:0 zum WM-Auftakt gegen Australien und trotz der unerwarteten 0:1-Pleite gegen Serbien sieht Kapitän Philipp Lahm die DFB-Auswahl gut gerüstet. "Die Aufbruchsstimmung ist wieder da. Man darf auch nicht alles schlecht reden. Wir haben immer noch alle Möglichkeiten. Und es ist ein schönes Gefühl, wenn man alles noch selbst entscheiden kann", gibt sich Lahm kämpferisch.

"Deutsche Löwen"

Problematisch gegen Serbien war die mangelnde Chancenverwertung, wie auch Teammanager Oliver Bierhoff einräumt. "Daran müssen wir arbeiten. Das kann wie gegen Serbien schnell bestraft werden. Man hat das auch bei anderen Spielen gesehen: Teilweise haben die Mannschaften nur ein, zwei Chancen." Immerhin sind alle 23 deutschen Akteure fit. "Und wir werden Löwen sehen, die deutschen Löwen", kündigte Bierhoff an.

Siegerpose Cacau (Foto: AP)
Cacau soll es gegen Ghana richten. Der gebürtige Brasilianer wird wohl den gesperrten Klose ersetzenBild: picture-alliance/augenklick/firo Sportphoto

Erwartet wird gegenüber dem Serbien-Spiel nur eine Änderung: Der bisherige Top-Joker Cacau dürfte als zentraler Angreifer für den gesperrten Miroslav Klose reinkommen. "Im Moment tendiere ich zu Cacau", erklärte Bundestrainer Löw. Der gebürtige Brasilianer will gegen Ghana seine Stärken zeigen: "Schnelligkeit, gute Ballbehandlung, Torschuss", verkündete der 29-Jährige selbstbewusst. Cacau steht vor seinem vielleicht wichtigsten Fußballspiel. "Ich traue mir das auf jeden Fall zu. Wenn ich spielen sollte, bin ich fest davon überzeugt, dass ich die Rolle ausfüllen kann", erklärte er.

Es geht auch um Löws Zukunft

Nur ein Sieg garantiert das Weiterkommen - ein "schwarzer" 23. Juni soll sich in Südafrika nicht wiederholen: Auf den Tag genau vor sechs Jahren schied die deutsche Mannschaft am 23. Juni 2004 bei der EM in Portugal durch ein 1:2 gegen Tschechien in der Vorrunde aus - noch in der Nacht trat Teamchef Rudi Völler damals zurück.

Bundestrainer Joachim Löw (Foto: AP)
Wohin führt Löws Weg?Bild: dpa

Die deutsche Nationalmannschaft spielt somit wohl auch um die Zukunft von Bundestrainer Löw. Sollte das DFB-Team erstmals in ihrer WM-Geschichte bereits in der Vorrunde scheitern, wäre das Projekt Löw mit ziemlicher Sicherheit nach knapp vier Jahren beendet. Eine Vertragsverlängerung mit dem Deutschen Fußball-Bund scheint dann ausgeschlossen. Die extreme Drucksituation empfindet Löw eher positiv und nicht als Last. "Ich habe mehr Freude als Angst", erklärte der 50-Jährige vor seinem 52. Spiel als Bundestrainer.

In der Mannschaft wird das Thema Löw heruntergespielt. "Keiner geht in das Spiel, um es für den Trainer zu entscheiden. Jeder weiß, dass wir mit dem Trainer weiterarbeiten wollen. Derzeit weiß sowieso keiner, wie er sich entscheidet. Selbst wenn wir Weltmeister werden, ist nicht klar, dass er bleibt", sagte Arne Friedrich vor seinem 75. Länderspiel.

Selbstbewusste Ghanaer

Ghana hatte zum Auftakt Serbien 1:0 geschlagen, danach gegen eine dezimierte australische Auswahl nur ein 1:1 erreicht. "Im Endeffekt können wir nicht zufrieden sein, da wir eine Stunde lang gegen zehn Leute gespielt haben und nicht wirklich hundertprozentige Torchancen uns herausgearbeitet haben", meinte Hans Sarpei, ghanaischer Verteidiger vom Bundesligisten Bayer Leverkusen. "Aber wir haben trotzdem einen Punkt geholt, sind Erster in der Gruppe und haben noch alles selbst in der Hand."

Ghanas Kevin-Prince Boateng kniet auf dem Spielfeld im Spiel gegen Australien (Foto: AP)
Umstritten: Ghanas Spieler Kevin-Prince BoatengBild: AP

Keine Energie will man in der deutschen Mannschaft auf das brisante Thema Kevin-Prince Boateng verschwenden, so Teammanager Bierhoff. "Wir spielen nicht gegen Kevin-Prince Boateng, sondern gegen Ghana. Er ist ein Mitglied dieser Mannschaft. Natürlich ist er dann auf dem Spielfeld sportlich anzugehen wie alle anderen auch." Der ghanaische Nationalspieler und Halbbruder von DFB-Verteidiger Jérome Boateng hatte in England den deutschen Kapitän Michael Ballack mit einem groben Foul für die WM außer Gefecht gesetzt.

Fünf DFB-Spieler von Sperren bedroht

Fünf deutsche Spieler sind gegen Ghana jeweils mit einer Gelben Karte vorbelastet und wären im Falle einer weiteren Verwarnung für ein mögliches Achtelfinale gesperrt. Sami Khedira, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger hatten im zweiten Gruppenspiel gegen Serbien Gelb gesehen, Mesut Özil und Cacau waren zum Auftakt gegen Australien verwarnt worden. Bislang trafen Deutschland und Ghana erst ein einziges Mal aufeinander. Am 14. April 1993 gab es in Bochum ein 6:1 (0:1) der DFB-Auswahl. Allerdings führten die Afrikaner bis zur 69. Minute mit 1:0.

Sollte sich Deutschland als Erster oder Zweiter der Gruppe D für das Achtelfinale qualifizieren, wäre es entweder am 27. Juni in Bloemfontein gegen den Zweiten der Gruppe C oder einen Tag zuvor in Rustenburg gegen den Sieger der Gruppe C gefordert. Kandidaten sind Slowenien, England, die USA und Algerien.

Die voraussichtliche deutsche Mannschaftsaufstellung:

1 Manuel Neuer - 16 Philipp Lahm, 17 Per Mertesacker, 3 Arne Friedrich, 14 Holger Badstuber - 6 Sami Khedira, 7 Bastian Schweinsteiger - 13 Thomas Müller, 8 Mesut Özil, 10 Lukas Podolski - 19 Cacau.

Das Spiel wird vom Brasilianer Carlos Simon geleitet.

Autor: Arnulf Boettcher
Redaktion: Andreas Ziemons

DW-Radio überträgt das WM-Spiel Deutschland gegen Ghana an diesem Mittwoch (23.06.2010) live ab 20.30 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit.