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DEUTSCHE BILDER

30. Januar 2009

Wie sich 20 Jahre deutsche Einheit in der Kunst spiegeln.

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In sechs Kapiteln erzählt KULTUR.21 die Geschichte des geeinten Deutschland in sich dramatisch verändernden Welt. Nicht anhand von Ereignissen oder Menschen wird diese Geschichte sichtbar gemacht, sondern durch die Kunst. In sechs Werken, die zwischen 1989 und heute entstanden sind, spiegeln sich die großen Themen der Republik, das neue Lebensgefühl der Deutschen. Autor Dennis Wagner hat sechs Bilder, Fotografien und Skulpturen ausgesucht, die für diese Jahre stehen. Sinnbilder einer ganzen Ära: der Berliner Republik. Sechs deutsche Bilder aus zwanzig deutschen Jahren: eine Kulturgeschichte aus der Sicht der Künstler.

Folge 1: Orte und Zeiten:
Christian Wolters Fotoserie "Blühende Landschaften"

03.01.2009 DW-TV Kultur 21 Christian-Wolter
BLÜHENDE LANDSCHAFTEN Fotoserie von Christian WolterBild: DW-TV

"Kletterfelsen und Wohnanlagen, Wolfen-Nord, 2004"

Das Bild ist absurd: Ein leerstehender Wohnblock – und davor ein nagelnauer Kletterberg. Den teuren Spielplatz im ostdeutschen Wolfen haben die Stadtväter gebaut, obwohl absehbar war, dass ihn niemand nutzen würde. Eine Investitionsruine - wie viele im gesamten Deutschland. Der Bremer Fotograf Christian Wolter besuchte eine Reihe dieser Orte und nannte seine Serie "Blühende Landschaften". Sein Titel ist eine hübsche Ironie auf die legendär gewordenen Verheißungen des einstigen Bundeskanzlers Helmut Kohl, der 1990 den DDR-Bürgern, deren Staat nun vor der Auflösung stand, genau das versprach: Blühende Landschaften.

Folge 2: Willkommen im Kapitalismus:
Johannes Spehrs Bild "Das alte Europa"

10.01.2009 DW-TV Kultur.21 Deutsche Bilder 1
WOHNPROJEKT ALTES EUROPA / LEBEN IM HUMUS, 2007, Johannes Spehr

Der Frankfurter Maler Johannes Spehr ist ein hinterlistiger Geselle. Auf den ersten Blick sehen seine kleinen Din A 4-Zeichnungen aus wie simple, lustige Comic-Zeichnungen: monochrom, feiner Strich. Figuren, die scheinbar irre Sachen machen. Wer nun genauer hinschaut, ist schon gefangen in seiner subtilen und bösen Welt voller Symbole. Spehr zeichnet ein Bild von einem neuen Kapitalismus, dem der Osten als Feind und Maß verloren gegangen und der zum alleinherrschenden Götzen geworden ist.

Folge 3: Ende der Utopie:
Margret Hoppes Fotoserie:
"Die verschwundenen Bilder"

14.01.2009 DW-TV KULTUR 21 Deutsche Bilder Folge_3
Margret Hoppe
«Werner Tübke – 5 Kontinente, 1959 – Interhotel Astoria Leipzig»Bild: DW-TV

Eigentlich ist auf dem Foto der Leipziger Meisterschülerin Margret Hoppe nicht viel zu sehen. Ein leerer Saal, staubig und verlassen, von der Decke rieselt Putz und die Wände sind kahl - bis auf fünf Rahmen, in denen einmal Gemälde geklemmt haben müssen. Margret Hoppe zeigt "verschwundene Bilder", Orte, die von der Kunst im DDR-Sozialismus bereinigt wurden. Sie zeigt verwischte Spuren einer Vergangenheit, die sie nur aus blassen Kindheitserinnerungen kennt, von einem Land, das über Nacht verschwand.

Folge 4: Vergangenheit, die nicht vergeht:
Peter Eisenmans Holocaust-Mahnmal

Holocaust Mahnmal Berlin Reichstag
Peter Eisenmann, Holocaust Mahnmal in BerlinBild: AP

Von weitem sieht das Stelenfeld aus wie eine außerirdische Klaviatur: poetisch, schwungvoll, ein kleiner Wald. Doch selten zieht einen eine Skulptur so sehr hinein, wie das Holocaust-Mahnmal in Berlins Mitte. Wer in den Säulenwald eintritt, erlebt rasch das unangenehme Gefühl, diesen Ort vielleicht nicht mehr verlassen zu können, weil der Ausgang nicht zu finden ist. Dunkle Fantasie – und gleichzeitig klettern Kinder auf den Säulen lustig herum. Das Mahnmal ist ein Kunstwerk, das – so wollten es die Auftraggeber – nachhaltig wirken sollte. Aber wie kann das funktionieren?

Folge 5: Innenansichten:
Kerstin Drechsels Gemälde "Reserve"

31.01.2009 DW-TV Kultur.21 Unser Haus NEU
Kerstin Drechsel, "Reserve"Bild: DW-TV

Wir sind in einer Wohnung. Überall liegen Dinge herum: Bücher, Kleider, Verpackungen. Kein Müll, sondern eine Flut an Konsumartikeln, die zum Ersatz für menschliche Beziehungen geworden ist. Kerstin Drechsel hat mit ihren riesigen Ölgemälden Portraits von Wohnungen gemacht - und damit Portraits ihrer Bewohner, ohne diese selbst zu zeigen. Sie zeigt die Wohnung als Rückzugsgebiet und Arbeitsort – als Hort der Unordnung in einem ordentlichen Land.

Folge 6: Blick nach vorn:
Paule Hammers "Ausflug"

07.02.2009 DW-TV Kultur Paul Hammer, Der Ausflug 2005
Paul Hammer, "Der Ausflug", 2005

Ein junger, affenartiger Mann in T-Shirt und Jeans sitzt auf seinem Motorrad und gibt Gas. Eine dicke Abgaswolke knattert aus dem Auspuff. Doch der Fahrer auf Paule Hammers Bild hat weder Helm noch Gurt. Das Garagentor ist geschlossen: eine volle Fahrt gegen die Wand. Der Künstler Paule Hammer sperrt Bewegung und Stillstand gemeinsam in einen Raum – eine explosive Mischung. Sind wir auf einer großen Reise oder fahren wir doch nur gegen die Wand und ersticken im eigenen Mief?

Folge 7: Macht und Gewalt:
"Dog Planet" von Daniel Richter

Ein Bild, das Prügel androht: Gleich geht's los. Die Hunde fletschen die Zähne, hochgerüstete Polizisten halten Knüppel bereit und posieren nur noch rasch für die Kamera. Wahrscheinlich ist es eine Infrarot-Kamera, denn die Farben knallen hier wild durcheinander. Daniel Richters Werke sind keine Fantasie-Bilder, sondern die Realität, sagt er. Das Gemälde "Dog Planet" zeigt Verrohung und Gewalt: Daniel Richters subversiver Blick auf Deutschland.

21.02.2009 DW-TV Kultur.21 Dog Planet Daniel Richter
Daniel Richter, "Dog Planet"