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Deutsche Bank: Riesenverluste und Postbank-Deal

Monika Lohmüller (ako)15. Januar 2009

Das größte private deutsche Geldinstitut sorgt weiter für Schlagzeilen: Die Finanzkrise hat die Deutsche Bank mit Rekordverlusten voll erwischt. Gleichzeitig wurde bekannt: Die Deutsche Post wird neuer Großaktionär.

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Josef Ackermann (Quelle: AP)
Hat er zu hoch gepokert? Deutsche-Bank-Chef Ackermann muss die Bank aus der Krise rettenBild: AP

Deutsche Bank und Deutsche Post haben sich angesichts der Finanzkrise auf neue Konditionen für den Verkauf der Post-Tochter Postbank geeinigt. Im Zuge einer beschleunigten Übernahme der Postbank zahlt die Deutsche Bank einen Teil des Kaufpreises von 4,9 Milliarden Euro in eigenen Aktien, teilten beide Konzerne mit.

Josef Ackermann (l.) und Frank Appel (r.) (Quelle: AP)
Händedruck zum großen Deal: Die Vorstandschefs der Deutschen Bank (l.) und der Deutschen Post (r.) im SeptemberBild: AP

Die Post, deren größter Aktionär der Bund ist, ist auf diese Weise vorübergehend mit acht Prozent am deutschen Branchenprimus beteiligt. Im Laufe des Jahres soll sie die Anteile wieder verkaufen. Und so ließ die Bundesregierung sofort mitteilen, dass sie keinen Einfluss auf das Tauschgeschäft zwischen der Deutschen Bank und der Post nehmen wird. Die Vorstellung, das Management der Unternehmen müsse beim Finanzminister oder bei der Kanzlerin um Erlaubnis für so ein Geschäft bitten, sei "schlicht abwegig", hieß es.

Katastrophale Zahlen

Fast in den Hintergrund gerückt wurde der Deal zwischen Post und Deutscher Bank allerdings durch die Meldung, dass die Finanzkrise nun auch den Branchenprimus voll erwischt und am Jahresende in tiefrote Zahlen gestürzt hat. Die Deutsche Bank hat im Schlussquartal 2008 einen Nettoverlust von 4,8 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Der Jahresverlust für 2008 liege nach Steuern bei 3,9 Milliarden Euro.

"Das Ergebnis ist die Auswirkung extremer Marktbedingungen", sagte Vorstandschef Josef Ackermann. "Nach der Lehman-Pleite hat sich die Situation an den Märkten dramatisch zugespitzt. Der Kollaps der Lehman Bank hat ein neues, extremes Gesicht der Krise gezeigt." Dennoch zeigte sich der Manager zuversichtlich: "Wir haben eine starke Kapitalbasis, stärker als zu Beginn der Krise." Der Deutsche-Bank-Chef betonte erneut: "Wir haben absolut keine Notwendigkeit für weiteres Kapital."

Börse straft Ackermann

An der Börse brach die Aktie der Deutschen Bank ein. Die Reaktionen der Händler auf die Zahlen der Deutschen Bank waren vielschichtig. Erstaunen war noch das Geringste. Die Börsianer machten aus ihrem Ärger über Deutsche Bank Chef Ackermann keinen Hehl. Dieser habe sich immer zuversichtlich gezeigt – und nun das. Das Vertrauen sei weg, schimpfen Börsianer. Mit einem so hohen Verlust habe hier niemand gerechnet. Deswegen sei der Kurs der Deutschen Bank zunächst deutlich ins Minus gerückt, so die Aktienhändler.

Bereinigte Bilanz

Firmenlogo Postbank, Deutsche Bank. Quelle: ap
Die Postbank ist jetzt größter Aktionär der Deutschen BankBild: AP

Die Deutsche Bank wurde an der Börse zunächst regelrecht abgestraft. Als dann aber Einzelheiten bekannt wurden, wurde auch auf dem Parkett nachgedacht. Denn klar ist: Die Deutsche Bank hat Risikopositionen abgebaut und die Bilanz damit nicht nur belastet, sondern auch bereinigt. Besonders die Risiken aus großen Milliardenkrediten zur Finanzierung von Übernahmen hat die Deutsche Bank fast auf Null heruntergefahren.

Weniger Verschuldung

Auch die von vielen Analysten als zu hoch kritisierte Verschuldung sei zum Jahresende weiter gesunken. Und das in erheblichem Umfang - von zwölf auf eine Milliarde. "Daher rührt sicherlich auch ein Großteil des Verlustes in diesem Quartal", sagt Stefan Scharfetter von der Baader Bank. Und das reduzierte Risiko sei eine gute Startvoraussetzung für die Deutsche Bank in diesem Jahr. "Man darf das alles nicht allzu schlecht sehen", so Scharfetter.

Immerhin: Im Unterschied zu vielen Konkurrenten kommt die Deutsche Bank bislang ohne staatlichen "Rettungsschirm", also ohne Kapitalhilfen durch die Krise. Und das solle auch so bleiben, betonte Vorstandschef Ackermann.