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Rekordergebnis

1. Februar 2007

Nach den vielen schlechten Nachrichten hat Deutsche-Bank-Chef Ackermann wieder "gute Gefühle". Die robuste Weltkonjunktur und die florierenden Aktienmärkte bescheren der Bank das beste Geschäftsjahr ihrer Geschichte.

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Josef Ackermann
Zahlen stimmen: Josef AckermannBild: AP

Die größte deutsche Bank hat ihren Gewinn 2006 um 70 Prozent auf sechs Milliarden Mark gesteigert, die Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg von 25 auf 31 Prozent. Vorstandschef Josef Ackermann sprach am Donnerstag (1.2.) von einem "außergewöhnlich erfolgreichen Jahr" und ist auch für die nähere Zukunft sehr optimistisch: "Heute habe ich für die Weltwirtschaft, die Finanzwirtschaft und die Deutsche Bank gute Gefühle. 2006 war ein Rekordjahr für die Deutsche Bank. Nie zuvor haben wir operativ ein besseres Ergebnis erziel", sagte Ackermann in Frankfurt bei der Jahrespressekonferenz.

Ackermann dürfte sich auch darüber gefreut haben, dass zwei Monate nach Ende des Mannesmann-Prozesses die Düsseldorfer Generalstaatsanwaltschaft die Strafanzeigen gegen die Einstellung des Verfahrens zurückgewiesen haben. Die 23 Anzeigen hätten keine Anhaltspunkte für Straftaten beinhaltet, sagte ein Sprecher der Behörde ebenfalls am Donnerstag. Der Prozess gegen Ackermann und fünf weitere Angeklagte vor dem Düsseldorfer Landgericht war Ende November 2006 gegen Geldauflagen von fast sechs Millionen Euro eingestellt worden.

Ackermann dachte an Rücktritt

Ackermann sagte, er habe mit dem Gedanken gespielt, seinen Posten nach dem Ende des Prozesses aufzugeben. Er habe aber während des Verfahrens viel Rückhalt von Aufsichtsräten, Mitarbeitern, Kunden und Aktionären bekommen, so dass er sich entschlossen habe, bis Ablauf seines Vertrags im Jahr 2010 zu bleiben.

Die guten Zahlen stützen Ackermann. Die Aktionäre der Bank können sich freuen: Die Dividende soll gegenüber dem Vorjahr um 60 Prozent auf vier Euro je Aktie steigen. Die Börse hat die Ertragssteigerung bereits honoriert: Der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie kletterte seit Beginn des Jahres 2006 um 31 Prozent. Er stieg damit stärker als der Deutsche Aktien Index DAX oder der europäische Vergleichsindex der Banken, wie Ackermann betonte.

Global-Player Deutsche Bank

Die Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt
Die Deutsche-Bank-Zentrale in FrankfurtBild: AP

Beim Vorsteuergewinn peilt Ackermann für 2008 einen Wert von 8,4 Milliarden Euro an - nachdem sich das Institut im vergangenen Jahr auf die Rekordmarke von 8,1 Milliarden Euro katapultiert hatte. Damit würde der deutsche Branchenprimus den Großen auf dem Kontinent - von UBS (Schweiz) über HSBC (Großbritannien) bis BNP Paribas (Frankreich) - in der Tat noch dichter auf die Fersen rücken: Die spanische Banco Santander (SCH) beispielsweise verdiente 2006 vor Steuern knapp 8,8 Milliarden Euro. Im Investmentbanking gehöre die Deutsche Bank laut Ackermann bereits zu den sieben oder acht erfolgreichsten Instituten weltweit, im Privatkundengeschäft hole sie in vielen Ländern auf.

Doch obwohl die Bank besser dasteht denn je, scheut Ackermann allzu vollmundige Versprechungen. Bei der diesjährigen Bilanzvorlage gab sich Ackermann bescheiden: Er wolle auch in den nächsten Jahren eine bereinigte Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern erreichen - obwohl die Bank 2006 bewiesen hat, dass sie diesen Wert mühelos überschreiten kann (30,7 Prozent). "Ich will nicht als noch maßloser gelten", begründete Ackermann.

Zahl der Mitarbeiter erhöht sich

Offenbar hat der Schweizer den Aufschrei der Empörung nicht vergessen, als er bei der Bilanzvorlage vor 2005 in einem Atemzug den Abbau von 6400 Stellen und ein ehrgeiziges Renditeziel verkündet hatte. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich im vergangenen Jahr um 5000. Allein in Deutschland wurden 1300 neue Stellen geschaffen. Die Zahl der Beschäftigten solle auch 2007 weiter steigen, kündigte Ackermann an.

Trotz verstummen die kritischen Stimmen nicht. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di warf Ackermann am Donnerstag vor, die Ertragsentwicklung sei auf Kosten der Beschäftigten erzielt worden, da in den vergangenen Jahren weltweit über 30.000 Arbeitsplätze abgebaut worden seien. Vorstandsmitglied Uwe Foullong kritisierte, die "enorme Steigerung der Dividende für die Aktionäre und die exorbitant hohen Vorstandsgehälter" seien sozial nicht zu rechtfertigen, wenn die Bank gleichzeitig Tarifflucht und Sozialdumping betreibe.

Auf solche Kritik ging Ackermann nicht ein. Er lässt die Zahlen sprechen - und schweigt zu allen Fragen, die darüber hinausgehen. Lediglich die nicht abreißenden Spekulationen über seinen Nachfolger an der Spitze der Deutschen Bank kommentierte der Vorstandschef augenzwinkernd: Als der als Kronprinz gehandelte Inder Anshu Jain in Englisch Ausführungen machte, erläuterte Ackermann: "Anshu Jain hat jetzt nicht böswillig Englisch gesprochen: Er kann kein Deutsch und er nimmt auch keine Deutsch-Lessons."(stl)