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Deutsche Bank übernimmt Postbank

26. November 2010

Schneller als gedacht am Ziel: Mit der endgültigen Übernahme der Postbank erkauft sich die Deutsche Bank mit etwa acht Milliarden Euro viele neue Privatkunden und stärkt damit ihr zweites Standbein.

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Das Firmenschild der Postbank vor der Firmenzentrale in Bonn gegenueber einer Filiale der Deutschen Bank, Foto: AP
Postbank im Visier der Deutschen BankBild: AP

Einst haben sich die großen Banken nicht mehr um die Privatkunden gekümmert - kleine Summen und geringe Renditen schienen uninteressant, wenn auf der anderen Seite das milliardenschwere internationale Geschäft lockt. Dieses Blatt hat sich inzwischen gedreht. Denn das Geschäft im Investmentbereich unterliegt nicht nur großen Schwankungen, es hat zudem in der jüngsten Finanzkrise vielen Großbanken herbe Verluste beschert. Heutzutage sind die kleinen Geldanleger wieder heiß begehrt.

Postbank nach und nach übernommen

Frau am PostbankGeldschalter, Foto: AP
14 Millionen Menschen sind Kunde bei der PostbankBild: AP

Auch die Deutsche Bank, der Branchenprimus hierzulande, hat sich besonnen und will den lukrativen Bereich Privatkundengeschäft ausweiten. Am einfachsten geht das natürlich, wenn man eine Bank mit einem großen Kundenkreis kauft. Und genau das hat die Deutsche Bank getan. Ihr Objekt der Begierde war die Postbank, die über das dichteste Servicenetz in Deutschland verfügt und mit ihren 14 Millionen Kunden in Deutschland mehr Privatkunden hat als jedes andere Institut. Zusammen haben beiden Institute 24 Millionen Kunden.

Vor gut zwei Jahren stieg die Deutsche Bank bei der Postbank ein und wurde zum größten Einzelaktionär mit knapp unter 30 Prozent. Während der Finanzkrise hat sie dann aber keine weiteren Anteile gekauft. Nachdem die Deutsche Bank aber in diesem September die vollständige Übernahme der Postbank beschlossen hatte, lief seit Oktober ein Übernahmeangebot an die Postbank-Aktionäre. Nun sind ihr weitere 21 Prozent der Postbank Anteile angeboten worden. Vor dem Angebot war die Deutsche Post mit knapp 40 Prozent größter Einzelaktionär der Postbank. Im Februar 2012 bekommt die Deutsche Bank von der Post über eine Pflichtumtauschanleihe weitere 27,4 Prozent an der Postbank. Von dann an bis Februar 2013 können die Post und die Deutsche Bank Optionen ausüben, womit die restlichen 12,1 Prozent übertragen werden können. Das endgültige Ergebnis soll am Montag veröffentlicht werden.

Postbank Filialschild Foto: AP
Die Postbank ist 2004 an die Börse gegangenBild: AP

Damit hat die Deutsche Bank ihr Ziel, die Postbank noch in diesem Jahr in den Konzern einzugliedern, bereits jetzt erreicht. "Deutsche Bank und Postbank werden nun ihre Zusammenarbeit weiter ausbauen. Die angestrebte Konsolidierung der Postbank werden wir wie vorgesehen noch in diesem Jahr umsetzen", erklärte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann.

Der teure lange Weg zu mehr Kunden

Für die Übernahme der Postbank muss die Deutsche Bank kräftig zahlen. Deutsche Bank Chef damit über sechs Milliarden Euro, die die Übernahme kosten wird. Die kommen zum großen Teil aus einer Kapitalerhöhung in diesem Herbst, bei der die größte deutsche Bank die Rekordsumme von 10,2 Milliarden Euro einsammelte.

Sal. Oppenheim Bankhaus in Köln Foto: dpa
Mit Sal. Oppenheim bekam die Deutsche Bank vermögende Privatkunden dazuBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

Um die Position im Privatkundenbereich auszubauen hat die Deutsche Bank 2006 bereits die Berliner Bank, die Norisbank und 2010 die schlingernde Kölner Privatbank Sal. Oppenheim erworben. Durch den Kauf der Postbank werde "der Deutsche-Bank-Konzern künftig über einen ausgewogeneren Ergebnismix und insgesamt stabilere Erträge verfügen", bekräftigte Ackermann am Freitag.

Nach früheren Angaben erwartet die Deutsche Bank im Privatkundengeschäft gemeinsam mit der Postbank mittelfristig mehr als zehn Milliarden Euro Erträge und ein jährliches Vorsteuerergebnis von mehr als drei Milliarden Euro. Bislang hatte die Deutsche Bank für 2011 einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Euro angestrebt. Die Eigenkapitalrendite vor Steuern im kombinierten Privatkundengeschäft soll bei über 20 Prozent liegen.

Autor: Insa Wrede (dpa, Reuters)

Redaktion: Jutta Wasserrab