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Deutsche Autobauer investieren in Brasilien

Jan D. Walter2. Oktober 2013

Brasilien ist wieder interessant für deutsche Premium-Autohersteller: Zwei Wochen nachdem Audi bekannt gab, ein Werk in Brasilien zu bauen, zieht Mercedes nach. BMW ging diesen Schritt bereits vor einem Jahr.

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Ein Daimler-Mitarbeiter poliert den ersten Mercedes Benz CLS in einer Reihe von Fahrzeugen (Foto: ddp images/AP Photo/Thomas Kienzle)
Bild: AP

Audi, BMW und Daimler wollen insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Euro in Brasilien investieren. Anfang Oktober verkündete Daimler-Vorstand Andreas Renschler in Gegenwart von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff: "Brasilien ist ein wichtiger Zukunftsmarkt. Mit der lokalen Fertigung stellen wir uns dem Wettbewerb und greifen an." Damit ist Daimler der dritte deutsche Autobauer binnen eines Jahres, der diesen Schritt ankündigt.

BMW legte im Oktober 2012 vor. Und vor zwei Wochen gab Audi bekannt, im bestehenden Werk des Mutterkonzerns VW zwei neue Produktionslinien einzurichten.

Viertgrößter Pkw-Markt der Welt

Die Zahlen sprechen für sich: Brasilien ist zum viertgrößten Automarkt der Welt avanciert. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der im Land zugelassenen Pkw annähernd verdoppelt.

Dr. Bernd Martens, Mitglied des Vorstands der AUDI AG Bereich Beschaffung und Prof. Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender der AUDI AG, sitzen mit der brasilianischen Staatspräsidentin Dilma Rousseff am Tisch (Foto: Roberto Stuckert Filho/PR)
Audi-Chef Rupert Stadler (M.) und Beschaffungs-Vorstand Bernd Martens mit Brasiliens Präsidentin Dilma RousseffBild: Roberto Stuckert Filho/PR

Ganz einfach sei das Pkw-Geschäft dort aber nicht, erklärt Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen: "Wenn man Fahrzeuge nach Brasilien importiert, werden sie mit Zöllen von bis zu 30 Prozent belegt, deshalb braucht man eine Produktion im Land."

Hinzu komme der "Jojo-Effekt", erklärt Dudenhöffer. "Brasilien war schon immer ein relativ instabiler Markt mit Höhen und Tiefen." Mit rund 3,6 Millionen Neuzulassungen pro Jahr, so der Automobil-Experte, sei der Absatz aber inzwischen interessant genug, um dennoch dort zu investieren.

Schwieriger Marktzugang

Die drei Autobauer wollen ihre Fahrzeuge aber nicht komplett in Brasilien fertigen lassen. Meistens handelt es sich um sogenannte CKD-Produktionen. CKD steht für "Complete Knocked Down" und bedeutet, dass die Autos als Komplettbausätze eingeführt und dort zusammengesetzt werden. Um die hohen Zölle zu umgehen, genügt das.

Dennoch will beispielsweise Audi seinen Q3 im "Medium Knocked Down"-Modus fertigen, bei dem die Fahrzeugkomponenten teilweise im Land gekauft oder hergestellt werden. Mit der VW do Brasil als Konzernschwester haben die Ingolstädter in dieser Hinsicht den größten Autobauer des Landes zum Verbündeten.

Kleine Geländewagen im Trend

Auffällig ist, dass alle drei Marken offenbar in Brasilien auf kompakte Geländewagen setzen: Daimler will den GLA fertigen, Audi den Q3 und BMW plant offenbar in Brasilien als erstes den X1 zu fertigen, so war es aus der Regierung des Bundesstaates Santa Catarina zu vernehmen. Audi-Vorstand Bernd Martens gibt sich von dieser Strategie überzeugt: "Von den Wachstumsraten her, insbesondere bei den hochpreisigeren Fahrzeugen, ist das SUV-Segment von großer Bedeutung."

Daimler rückt damit von seiner ehemaligen Strategie ab, die Kompaktklasse zu bedienen. Die Stuttgarter bauten bereits von 1999 bis 2010 Autos in Brasilien, unter anderem die A-Klasse. Das damalige Pkw-Werk wurde dann umgerüstet und produziert seit vergangenem Jahr Lkw. Das sei der richtige Weg, sagt Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer: "Die heutigen Modelle sind sicher deutlich besser für die neuen Märkte geeignet als die damalige A-Klasse."

Infografik Geplante Produktionsstätten deutscher Autobauer in Brasilien (Grafik: DW)