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Deutsche Arenen: Sicherheitskonzept verbessert

Klaus Krämer
23. Mai 2017

Nach dem Terroranschlag von Manchester stellt sich erneut die Frage: Wie sicher sind Konzertsäle, Kinos und Hallen? Der Geschäftsführer der größten deutschen Arena weiß, welche Sicherheitsstandards verbessert wurden.

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eSports-Jahr 2016
Bild: ESL

Bis vergangenen Sonntag war die Kölner Lanxess-Arena noch weltweit im Blick von Sportbegeisterten. Die ehemalige Köln Arena war neben Paris Austragungsort der Eishockey-Weltmeisterschaft. Sie ist die größte Multifunktionsarena Deutschlands und fasst bis zu 20.000 Zuschauer. Neben großen Sport-Events finden dort auch regelmäßig Konzerte und Versammlungen statt. Rund 1,4 Millionen Besucher pro Jahr zählt Stefan Löcher, der Geschäftsführer der Arena. Angesichts zunehmender Gefahr von Terroranschlägen wird das Sicherheitskonzept für seine Gäste ständig überprüft und verbessert - so gut es geht.

DW: Herr Löcher, was machen Terroranschläge wie auf das Bataclan in Paris oder die Manchester Arena mit Ihnen persönlich?

Stefan Löcher Geschäftsführer Lanxess Arena
Stefan Löcher, Geschäftsführer der Lanxess-ArenaBild: Louis Buerk

Stefan Löcher: Ich bin völlig schockiert, da Ariana Grande ja wirklich viel Teenie-Publikum anzieht. Umso tragischer ist das Ganze. Ariana Grande hat auch schon bei uns gespielt - aber leider ist ja sowieso grundsätzlich das Fazit, dass man mittlerweile auf dieser Welt wo auch immer damit rechnen muss. Diesmal hat es eine Arena getroffen. Das ist schon ein bedrückendes Gefühl.

 

Können Sie noch ruhig schlafen angesichts dessen, dass Sie Hausherr der größten Multifunktionsarena Deutschlands sind?

Das ist unterschiedlich. Da ist aber nicht immer nur Terrorgefahr der Grund. Mit einer Multifunktionsarena sind auch andere Herausforderungen verbunden. Man hat natürlich grundsätzlich ein hohes Sicherheitsdenken hinsichtlich der Gäste, aber Terror ist seit zwei bis drei Jahren ein größeres Thema.

Nach dem Anschlag auf das Bataclan in Paris im November 2015 haben Sie in einem DW-Interview gesagt, dass derartige Angriffe einen vor Herausforderungen stellen, die es unmöglich machen, so etwas zu 100 Prozent zu verhindern. Ist das immer noch so?

Das ist immer noch so, aber wir arbeiten eng und stetig mit der Polizei zusammen. Wir tauschen uns aus, um gewisse Gefährdungslagen einzustufen.

Was hat sich seit den Anschlägen in Paris, speziell im Bataclan, am Sicherheitskonzept der Lanxess-Arena verändert?

Was wir praktizieren ist, dass wir an den Einlässen Vereinzelungsanlagen einsetzen, Schleusen. Somit kann man den Gästestrom viel besser steuern. Erst findet der Körpercheck statt. Wir führen nicht bei jedem Konzert zu 100 Prozent Körperkontrollen durch - das praktiziert aus meiner Sicht auch keine andere Halle in Deutschland. Wir führen das sehr umfangreich in Stichproben durch und je nach Gefährdungseinstufung dehnen wir das aus. Wir haben durchaus auch Konzerte, wo wir 100 Prozent machen. Das, was wir machen, sind zu 100 Prozent Taschenkontrollen. Wir grenzen das Ganze noch mehr ein, indem wir Taschen, die größer als DiN-A-4 sind, verbieten. Die Taschen, die mitgeführt werden dürfen, werden kontrolliert. Das ist das Entscheidende, was sich in den letzten Jahren geändert hat. Natürlich haben wir die Kontrolle der Backstage-Bereiche deutlich ausgedehnt, nicht nur um die Künstler zu schützen, sondern weil dort viele Türen und Einlass-Situationen sein können. Dort wurde die Security aufgestockt, um ein nicht autorisiertes Eindringen zu verhindern.

Die Schwedische Eishockeymannschaft nach ihrem WM-Sieg 2017. (Foto: Picture-Alliance/dpa/M. Skolimowska)
In der Lanxcess-Arena wurde Schweden jüngst Eishockey-WeltmeisterBild: Picture-Alliance/dpa/M. Skolimowska

Sie hatten gerade ein furioses Ereignis in der Lanxess-Arena - die Eishockey-Weltmeisterschaft. Was haben Sie da konkret an vorbeugenden Sicherheitsmaßnahmen unternommen?

Bei Großereignissen wie jetzt, bei der Eishockey-Weltmeisterschaft, haben wir natürlich eine stärkere Polizeipräsenz vor Ort, sei es in der Arena, aber auch um die Arena herum. Was wir in Einzelfällen, je nach Gefährdungseinstufung, auch schon durchgeführt haben - das hört sich spaßig an: Wir buchen Bombenspürhunde. Es geht um Schnelligkeit. Das Buchen hat den Vorteil, dass der Hund gleich vor Ort ist, wenn ein gefährlicher Gegenstand gefunden wird. Bei der Eishockey-WM haben wir das gehabt.

Was ist mit dem Schutz des Außenbereichs?

Da schließt sich wieder der Kreis, dass eine 100-prozentige Sicherheit nicht gewährleistet werden kann. Wie weit soll man den Radius um eine Arena ziehen? Der müsste theoretisch bis zu einem Kilometer gezogen werden, denn nach einem Konzert mit 18.000 Besuchern haben Sie natürlich überall Menschentrauben - an der Bahn, an den Rampen, die von der Arena wegführen. Das ist nicht 100-prozentig zu sichern.

Gibt es gemeinsame Standards von Hallenbetreibern in Deutschland, regelmäßigen Austausch oder Absprachen in Sicherheitsfragen?

Ja, es gibt einen sehr regelmäßigen Austausch. Und das hat auch dazu geführt, dass das, was ich gerade gesagt habe, inzwischen bei fast allen Arenen Standard ist. Einige Arenen sind auch schon Vorreiter beim Einsatz von Metalldetektoren. Das ist jetzt die nächste Stufe, die wir intensiv prüfen werden, um das Ganze noch sicherer zu machen.

Das Gespräch führte Klaus Krämer.