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Deutsch-japanische Musikehe

7. November 2003

Sony und Bertelsmann verschmelzen ihre Musik-Unternehmen zur weltweiten Nummer zwei. Beim Wettrennen um die Konsolidierung der Musikbranche hat Sony BMG damit die Nase vorn.

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Künftige Adresse der Bertelsmann-Musiksparte: Sony-Gebäude in New YorkBild: AP

Wer geht mit wem zusammen? Diese Frage beschäftigt seit drei Jahren die großen Fünf der Musikbranche. Mehrere Fusions-Versuche wurden von den Kartell-Behörden gestoppt, so die geplante Hochzeit zwischen der britischen EMI und der Bertelsmann Music Group im Früjahr 2001. Jetzt sind die Bertelsmänner wild entschlossen, ihre Musiktochter zusammen mit Sony Music vor den Traualtar zu führen. Dass diesmal die Wettbewerbshüter einen Strich durch die Rechnung machen könnten, hält Bertelsmann-Chef Gunter Thielen für unwahrscheinlich. "Wir sind eigentlich optimistisch, dass die Kartellämter unserem Vorhaben zustimmen werden." Schon in sechs bis zehn Monaten, so Thielen, könnten die zuständigen Behörden in Brüssel und Washinton grünes Licht geben.

Kein Extra-Cash

Bemerkenswert ist, dass trotz des gewaltigen Größenunterschieds zwischen Sony und BMG keine Ausgleichszahlungen vorgesehen sind. "Der Deal beruht auf einer 50-zu-50-Bewertung der Assets. Es wird kein Cash fließen", sagt Thielen. Sony Music brachte es 2002 auf einen weltweiten Marktanteil von 14,1 Prozent, deutlich mehr als BMG mit 11,1. Mit einem gemeinsamen Marktanteil von 25,2 Prozent rückt die neue Sony BMG ganz dicht heran an den Dominator Universal. Der französisch-amerikanische Musik-Gigant kontrollierte im vergangenen Jahr 25,9 Prozent des globalen Musikmarktes.

Jahrelange Krise

Die internationale Musikindustrie steckt in der größten Krise seit Erfindung der CD. Mehr als eine Milliarde weltweit verkaufter CD-Raubkopien hatten der Musikbranche im vergangenen Jahr das dritte Jahr in Folge das Geschäft verhagelt. Nach Zahlen, die der internationale Branchenverband IFPI im Juli veröffentlichte, stieg die Zahl illegal kopierter Musik-CDs im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 1,1 Milliarden Stück. Damit hat sich die Zahl in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt. Die Abermillionen aus dem Netz heruntergeladenen mp3-Songs sind in den IFPI Zahlen noch nicht einmal enthalten.

Die Musikindustrie - allen voran die größten fünf Unternehmen Universal, Warner, Sony, EMI und BMG - kämpft seit Jahren gegen Raubkopien und illegale Downloads – bisher ohne Erfolg. 2002 war der weltweite Musikträgermarkt nach IFPI-Angaben erneut eingebrochen – diesmal um sieben Prozent auf 32 Milliarden Dollar.

Im September hatte Universal Music die Konsequenzen aus der jahrelangen Talfahrt gezogen und die CD-Preise in den USA um bis zu 30 Prozent gesenkt.

Napster-Pleite

Alle Versuche, durch die Übernahme von Internet-Musiktauschbörsen wie mp3.com oder Napster dem illegallen Treiben im Netz ein Ende zu machen, sind bislang gescheitert.

Erst vor gut einem Jahr musste Medien-Multi Bertelsmann einen Schluss-Strich unter sein Engagement bei der bankrotten Musiktauschbörse Napster ziehen: Bertelsmann hatte seit 2000 schätzungsweise 40 Millionen Euro mit dem Projekt Napster verbrannt. Ex-Vorstandschef Thomas Middelhoff wollte die Internet-Tauschbörse in einen kostenpflichtigen Download-Dienst umwandeln. Er träumte davon, die Webseite zum zentralen Entertainment-Portal des Bertelsmann-Imperiums auszubauen.

Auch wenn die Kombination von Sony und BMG mit Stars wie Billy Joel, Michael Jacksen oder Avril Lavigne und Britney Spears gute Chancen hat, Universal als globalen Platzhirsch zu verdrängen – die Antwort der Industrie auf CD-Brenner und die mp3-Revolution bleibt auch sie schuldig. (tko)