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Deutsch-brasilianischer Schulterschluss

Ericka Galindo / Fernando Caulyt (KK)16. Juni 2014

Während Angela Merkels Besuch bei Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff betonten beide die gemeinsamen Interessen. Die deutsch-brasilianischen Beziehungen prägen immer stärker auch die Weltpolitik.

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Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brasília, 15.6. 2014 (Foto: Agencia Brasil)
Bild: Marcelo Camargo/Agência Brasil

Hauptsächlich wegen Brasilien hatte sich Bundeskanzlerin Merkel auf den Weg gemacht, ein bisschen aber auch wegen Portugal. Denn als die deutsche Mannschaft am Montagabend (16.06.2013) in Salvador gegen Portugal spielte, war auch Angela Merkel im Stadion.

Zuvor tauschte sie sich aber mit der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff über die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der beiden Länder aus. Und um die steht es, der gemeinsamen Pressekonferenz am Sonntag in der Hauptstadt Brasília nach zu urteilen, sehr gut.

Wichtigstes Thema war der freie Handel zwischen den beiden großen regionalen Wirtschaftsblöcken: der EU und dem Mercosur. Rousseff und Merkel erklärten, sich weiter für möglichst ungehinderten Handel zwischen den beiden Riesenmärkten einsetzen zu wollen. Nach Jahren der Stagnation soll das Projekt in diesem Jahr neuen Schwung gewinnen.

Deutsche Fußballnationalmannschaft Training Brasilien WM 2014, 8.6. (Foto: APP)
Teil des Reiseprogramms: das Spiel der deutschen NationalmannschaftBild: Getty Images

Auch im Hinblick auf die brasilianisch-deutschen Handelsbeziehungen zogen Rousseff und Dilma eine positive Bilanz. Deutschland ist nach China, den USA und Argentinien Brasiliens viertgrößter Handelspartner. Umgekehrt ist Brasilien für Deutschland der wichtigste Markt in Lateinamerika. Nach Angaben der brasilianischen Handelskammer sind derzeit rund 1200 deutsche Unternehmen in Brasilien aktiv. Das Handelsvolumen zwischen beiden Ländern wächst kontinuierlich: Im vergangenen Jahr betrug es 22 Milliarden Dollar.

Ausbau der Handelsbeziehungen

Entsprechend optimistisch schätzen beide Regierungschefinnen auch die weitere Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen ihrer Länder ein. "Handel und Investitionen lassen sich noch weiter ausbauen", sagte Rousseff. Brasilien wolle vor allem mehr Fertigprodukte nach Deutschland liefern.

Zugleich verwies sie auf die Investitionsmöglichkeiten, die der brasilianische Markt im Hinblick auf Energie und Infrastruktur biete. Auch Merkel betonte in dieser Hinsicht: "Ich sehe bei der Zusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung große Potenziale, sowohl, was die erneuerbaren Energien, als aber auch, was die herkömmliche Erzeugung von Energie anbelangt."

Itaipu Staudamm in Brasilien, 2009 (Foto: AP)
Mit aller Macht für alternative Energie: der Staudamm ItaipuBild: AP

Der Historiker Alexandre Hecker von der Mackenzie-Universität in São Paulo erwartet darum, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Brasilien zum beiderseitigen Nutzen erweitern werden. "Der Dialog zwischen den beiden wirtschaftlichen Großmächten öffnet vielversprechende Perspektiven für den Technologietransfer", betont Hecker im Gespräch mit der DW. Auch die historischen Bande, etwa die Immigration zahlreicher Deutscher nach Brasilien im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert trügen dazu bei, die Beziehung der beiden Länder zu vertiefen. "Brasilien kann dadurch auch seine Selbständigkeit gegenüber den USA ausbauen", so Hecker.

Politische Gemeinsamkeiten

Neben den Wirtschaftsbeziehungen stand bei dem Treffen Rousseffs und Merkels auch die Politik auf der Tagesordnung. Beide Regierungschefinnen zeigten sich zufrieden über den Erfolg der deutsch-brasilianischen Initiative zum Schutz der privaten Rechte der Bürger in Zeiten der Digitalisierung. Im Dezember 2013 hatte die UN-Vollversammlung eine Resolution zum Schutz der Privatsphäre im Internet verabschiedet. Die ist rechtlich zwar nicht bindend, doch umso stärker ist ihr symbolischer Wert: Sie drückt die Entschlossenheit Brasiliens und Deutschlands aus, den durch die NSA-Affäre bekannt gewordenen US-amerikanischen Spionageaktivitäten entschlossen entgegenzutreten. Die Mobiltelefone beider Regierungschefinnen waren vom amerikanischen Geheimdienst abgehört worden.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Brasília, 15.6. 2014 (Foto: Reuters)
Fast schon ziemlich beste Freundinnen: Dilma Rousseff und Angela MerkelBild: Reuters

Vertreter beider Länder haben zudem vereinbart, sich vom Jahr 2015 an zu regelmäßigen Beratungen zu treffen. Diese sollen dazu beitragen, gemeinsame Interessen entschiedener umzusetzen, so etwa eine Initiative zur Erweiterung der Sitze im UN-Sicherheitsrat.

Tatsächlich hätten Deutschland und Brasilien immer mehr und immer stärkere gemeinsame Interessen, sagt Marco Troyjo, Direktor des an der Columbia University angesiedelten Think Tanks BricLab. "Deutschland und Brasilien begreifen einander immer mehr als Partner. Das trägt dazu bei, die Beziehungen zwischen ihnen zu vertiefen."