1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsch-amerikanisches Verhältnis erholt sich

28. Oktober 2004

Das deutsch-amerikanische Verhältnis scheint sich Umfragen zu Folge zu erholen: Nur acht Prozent der Amerikaner halten es für schlecht. Die Deutschen glauben unterdessen an einen Sieg für John Kerry.

https://p.dw.com/p/5mee
Wieder beliebter: Deutsche bei der jährlichen Steuben-Parade in New YorkBild: AP

Die US-Bürger haben wieder eine bessere Meinung von den Deutschen als noch vor eineinhalb Jahren. "Wir haben das Tal durchschritten, in dem wir uns wegen des Irak-Konflikts befunden haben", sagte der deutsche Botschafter in den USA, Wolfgang Ischinger, am Mittwoch (27.10.2004) in Washington bei der Vorstellung einer Umfrage zum Verhältnis der Amerikaner zu Deutschland. Auffallend sei aber das Unwissen der meisten US-Bürger über das deutsche Engagement in Afghanistan und im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. "Hier besteht Handlungsbedarf, wir müssen unseren großen Beitrag deutlicher machen", betonte Ischinger.

35 Prozent der Befragten bewerten bei der Umfrage im Auftrag des Deutschland-Informations-Zentrums in Washington das Verhältnis zwischen beiden Ländern als sehr gut oder gut, nur 8 Prozent meinten, es sei schlecht. Die übrigen urteilten neutral. Im April 2003 - also während des Irak-Kriegs - hatten nur 17 Prozent eine positive Meinung über die Beziehungen, 13 Prozent bezeichneten sie als schlecht.

Im Terrorkampf wenig hilfreich

Bei der Unterstützung der USA im Kampf gegen den Terror nannten 23 Prozent die deutsche Politik wenig hilfreich, 31 Prozent urteilten positiv. 59 Prozent der Befragten meinten, Deutschland müsse mehr tun im Kampf gegen den Terrorismus. Nur 19 Prozent glauben, dass Berlin eine positive Rolle im Anti-Terror-Kampf in Afghanistan spiele.

Die Deutschen glauben unterdessen mehrheitlich an einen Sieg von John Kerry bei der US-Präsidentenwahl in einer Woche. 59 Prozent sind vom Erfolg des demokratischen Kandidaten überzeugt, wie der "Stern" am Mittwoch unter Berufung auf eine Forsa-Umfrage berichtete. Dagegen sind 31 Prozent der Ansicht, dass George W. Bush sein Amt verteidigen wird. Zehn Prozent waren unentschieden. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) glaubt, dass es bei der Wahl am 2. November zu Unregelmäßigkeiten kommen wird. Befragt wurden 1004 Deutsche.

"Bild" will Bush

Die "Bild"-Zeitung gab entgegen der öffentlichen Meinung eine Wahlempfehlung für Bush ab. "Bushs Prioritäten sind eindeutig. Er sieht den menschenverachtenden islamistischen Fundamentalismus, die mordwütigen Mullahs als die größte Gefahr für die westliche Welt", schrieb der frühere Herausgeber der "Frankfurt Allgemeinen Zeitung", Hugo Müller-Vogg. Zudem würden die USA auch in Zukunft die Hauptlast im Kampf gegen Fanatiker tragen. Kerry dagegen wolle von Deutschland und Europa einen militärischen Beitrag fordern.

Mehr als die Hälfte der deutschen Führungskräfte glaubt unterdessen, dass die Gemeinsamkeiten zwischen den USA und Europa nicht mehr ausreichen, um zusammen Lösungen für wichtige internationale Probleme zu finden. Das ergab eine Umfrage des Allensbacher Institutes für Demoskopie unter 504 Führungsleuten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung im Auftrag des Wirtschaftsmagazins "Capital". Drei Viertel der Spitzenkräfte beklagten demnach, dass die USA die europäischen Länder nur als "Erfüllungsgehilfen" ansähen. 80 Prozent lehnten ein militärisches Engagement Deutschlands im Irak ab.

32 Prozent kennen Schröder

Wem dieses deutsche Nicht-Engagement anzulasten ist, wissen die Amerikaner mehrheitlich zum Glück nicht so genau: Bei der Frage nach dem deutschen Kanzler kreuzten nur 32 Prozent der Befragten Gerhard Schröder an. 46 Prozent gaben zu, dass sie keine Ahnung haben. 12 Prozent nannten Helmut Kohl, sechs Prozent Helmut Schmidt, ein Prozent jeweils Joschka Fischer und Konrad Adenauer. (sams)