Zu wenig Flüge
17. Juni 2010Der mazedonische Luftraum ist offen, die Luftfahrtgesetze sind liberalisiert. Die Luftfahrtregeln sind den europäischen Standards angeglichen worden - und trotzdem sind Flugreisen aus und nach Mazedonien kompliziert, langwierig und überteuert. Mazedoniens Hauptstadt Skopje hat keine direkte Flugverbindung in europäische Metropolen. Billigflieger gibt es in Mazedonien auch nicht, obwohl sie praktisch jedes Land in der Region anfliegen. German Wings hat zwar versucht, sich in Mazedonien niederzulassen, zog sich aber zurück, als er auf bürokratische Hürden stieß.
Vorwürfe gegen die Regierung
In Mazedonien gab es bis vor kurzem nur eine Fluggesellschaft: Sky Wings. Mitte Juni 2010 gesellte sich dann eine weitere hinzu: MAT Airways. Diese Fluggesellschaft ist praktisch die Nachfolgerin der staatlichen MAT (Macedonian Air Transport), die vergangenes Jahr bankrott gemacht hat. Vanja Bitoljanu, der seit Jahren im Luftfahrtgeschäft ist, wirft der Regierung vor, dass MAT nicht profitbringend privatisiert wurde und deshalb bankrott ging. Die Regierung habe weder eine Strategie noch ein Konzept für die Luftfahrt, kritisiert er. Dass es nun in Mazedonien zwei Fluggesellschaften gibt, bewertet Bitoljano als positiv. Durch den Wettbewerb könnten die Preise für Flugtickets sinken.
Auch Dejan Mojosovski, Leiter der Agentur für zivile Luftfahrt, sagte der Deutschen Welle, dass sich die Lage verbessere. "Natürlich hätte ich es auch gern, dass von unseren Flughäfen aus alle Ziele angeflogen werden könnten. Aber das Wichtigste ist, dass die Zukunft in eine gute Richtung weist und uns die Integration in den europäischen Luftraum bevorsteht, und wir so auf den europäischen Markt kommen“, so Mojosovski.
Veraltete Flughäfen
Viele mazedonische Flughäfen sind seit Jahrzehnten nicht modernisiert worden. Ausländische Investitionen sollten das ändern. So hat die türkische Gesellschaft TAV im März 2010 die Verwaltung des Flughafens Skopje übernommen. Doch bisher hat sich nichts getan. Eine öffentliche Stellungnahme dazu hat die Gesellschaft bislang nicht abgegeben.
Dabei steht die Urlaubssaison vor der Tür. Doch die mangelhafte Infrastruktur hat spürbare Konsequenzen für das Land: Auch dieses Jahr werden nicht viele Touristen nach Mazedonien kommen. Der Ausbau der Infrastruktur ist eine Grundvoraussetzung, um den Tourismus systematisch voranzutreiben. Experten zufolge könnte er sich dann zu einem lukrativen Wirtschaftszweig entwickeln.
Autoren: Boris Georgievski / Mirjana Dikic
Redaktion: Julia Kuckelkorn