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Der Zauber Afrikas

11. Juli 2010

Von der Zahnarztpraxis zum Zauberladen: Ein kleines Museum in Essen will Besuchern das religiöse Afrika näherbringen. Mit magischen Geschichten, Götterfiguren und Fakten über die Voodoo-Kultur.

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Kultmaske Copyrigt: Günther Birkenstock (DW) Keywords: Ausstellung, Museum Soul of Africa Aufnahmeort: Essen Aufnahmedatum: 7.7.2010
Afrikanische KultmaskeBild: DW

Der typische Dentalgeruch einer Zahnarztpraxis ist längst verflogen. Wer die 80 Quadratmeter große Wohnung im Essener Stadtteil Rüttenscheidt betritt, riecht, hört und sieht Afrika. Exotische Düfte, leise Trommelschläge sowie zahlreiche Götterfiguren und rituelle Gewänder füllen die Räume des Essener Museums "Soul of Africa". In der ehemaligen Zahnarztpraxis hat sich der Journalist und Ethnologe Henning Christoph einen Traum erfüllt. Hier stellt er seine eigene Sammlung afrikanischer Kunst- und Kultgegenstände aus.

Henning Christoph in seinem Museum Soul-of-Africa Copyrigt: Günther Birkenstock (DW) Keywords: Ausstellung, Museum Soul of Africa Aufnahmeort: Essen Aufnahmedatum: 7.7.2010
Henning Christoph in seinem MuseumBild: DW

"Ich liebe Afrika, mein Leben ist Afrika", sagt er. Schon seit 40 Jahren beschäftigt sich der Journalist mit der Geschichte Schwarz-Afrikas. Rund 1300 Ausstellungsstücke umfasst seine eindrucksvolle Sammlung. Mit ihr will Christoph die Besucher aber nicht nur "verzaubern", er will auch informieren. "Es gibt immer noch so viele Missverständnisse über Afrika", sagt der Ethnologe. "Wenn ich da mal ein richtiges Bild rüberbringen kann, freue ich mich."

Von Tarzan zum Voodoo-Kult

Geboren in Grimma bei Leipzig und aufgewachsen in den USA, weil die Eltern 1950 ausgewandert sind, hat Henning Christoph schon als Jugendlicher seine Leidenschaft für Afrika entdeckt. Die Tarzanfilme mit Johnny Weismüller hatten ihn begeistert. Der Urwaldheld Tarzan interessierte ihn wenig, wohl aber die fremde Kultur. Er habe alle möglichen Filme und Bücher über Afrika verschlungen, erzählt Christoph. Trotzdem kam er nach seinem Studium erst nach Deutschland und arbeitete hier für verschiedene Hilfswerke und die Zeitschrift Geo, bevor er vor rund 25 Jahren mit seinen Afrikareisen begann. "Ich widme mich jetzt nur Afrika und Voodoo", erzählt er.

Fetischpuppen von toten Zwillingen Copyrigt: Günther Birkenstock (DW) Keywords: Ausstellung, Museum Soul of Africa Aufnahmeort: Essen Aufnahmedatum: 7.7.2010
Fetischpuppen von toten ZwillingenBild: DW

Die Religion des Voodoo hat Henning Christoph zum Kernthema seiner Forschungen, Berichte, Bücher und Filme gemacht. Sie steht auch im Mittelpunkt seines kleinen Museums. Hier will er über die afrikanische Religion aufklären. "Voodoo ist kein geheimnisvolles Ritual mit kleinen Stoffpuppen, in die Nadeln gestochen werden", erklärt der Ethnologe. "Das ist nur eine Erfindung von Hollywood." Voodoo bedeute einfach nur "Gott" oder "Geister" und stehe zu 85 Prozent für Heilung und nur zu 15 Prozent für einen schädlichen Einfluss.

Fasziniert von Göttern

Immer wieder sei der Begriff missbraucht worden, ärgert sich der Afrika-Experte. "Man konnte es wieder bei der Fußball-WM sehen", sagt er. Südafrika mit Voodoo in Verbindung zu bringen, sei völlig falsch. "Das einzige afrikanische Land, das an der WM teilgenommen hat und Voodoo kennt, ist Ghana." Die anderen Staaten hätten ihre eigene Magie.

Altar mit Opfergaben. Copyrigt: Günther Birkenstock (DW) Keywords: Ausstellung, Museum Soul of Africa Aufnahmeort: Essen Aufnahmedatum: 7.7.2010
Altar mit OpfergabenBild: DW

Christoph schätzt, dass es ungefähr 260 Götter in der afrikanischen Voodoo-Kultur gibt. Eine Göttin ist Mami Wata. Ihr Altar mit 41 Wassergeistern steht im Zentrum des "Soul of Africa"-Museums. Mami Wata bedeute Mutter des Wassers, sie schenke Macht und Reichtum, erklärt Henning Christoph und lacht. Stolz lässt er den Blick über sein kleines afrikanisches Reich mitten im Ruhrgebiet wandern.

Autoren: Günther Birkenstock, Sabine Damaschke

Redaktion: Manfred Götzke