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Der Winter bleibt - das Salz wird knapp

8. Januar 2010

Mit kräftigen Schneefällen und Sturm geht der Winter am Wochenende in eine neue Runde. Deutschland muss sich auf bis zu 20 Zentimeter Neuschnee einstellen. Viele Kommunen sorgen sich wegen des Mangels an Streusalz.

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Streusalz, das von einem Lastwagen angeliefert wird (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Im Salzbergwerk Glückauf in Sondershausen in Thüringen werden täglich 1400 Tonnen des begehrten Streugutes abgebaut. Die Bergleute arbeiten wegen der hohen Nachfrage rund um die Uhr im Drei-Schicht-System - auch an Feiertagen. Seit Wochen lassen Neuschnee und Eis in ganz Mitteleuropa die Vorräte der Räumdienste schrumpfen. Sie brauchen dringend Nachschub.

Eine Winterlandschaft (Foto: AP)
Seit Tagen hält der Winter Deutschland im GriffBild: AP

Im Salzbergwerkes Glückauf klingelt das Telefon rund 150 mal am Tag. Am anderen Ende der Leitung sind verzweifelte Anrufer aus ganz Deutschland. Doch die Stammkunden des Salzbergwerkes haben Vorrang. Und selbst für die muss rationiert werden. Kathleen Risch aus dem Vertrieb nimmt die Anrufe entgegen. Sie würde gerne mehr Bestellungen annehmen und prompt erledigen, aber es geht nicht.

Notfallplan des Winterdienstes

Kein deutsches Salzbergwerk kann die Nachfrage derzeit bewältigen. Das bedeutet für die Kommunen, Krisenpläne für den Winterdienst zu entwickeln. So zum Beispiel im nordrhein-westfälischen Remscheid. Straßenmeister Michael Sauer hat sich vergeblich um Nachschub bemüht. Sofort liefern kann keiner. Deshalb habe man das Streuen auf den Nebenstraßen eingestellt, sagt Sauer. Ab sofort würden nur noch die Hauptverkehrswege geräumt. Und auch nur dort, wo es tatsächlich glatt sei, nicht mehr als vorbeugende Maßnahme. Das kostbare Salz wird zusätzlich mit Sand und Granulat gestreckt.

Ein querstehender Lkw auf einer vereisten Straße (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Leere Lager

Schuld an der Misere in vielen deutschen Kommunen ist die seit Wochen andauernde Kälte - für einen deutschen Winter ganz und gar unüblich. So hat etwa die Stadt Bielefeld bis Anfang Januar soviel Salz verbraucht, wie sonst für einen ganzen – durchschnittlich kalten – Winter: nämlich 3500 Tonnen. In Zeiten knapper Kassen haben viele Städte und Gemeinden außerdem weniger Streusalz auf Lager, weil sie auf einen milden Winter hofften.

Bernd Kunckler von der Straßenmeisterei Hilden, einer Stadt in der Nähe von Düsseldorf, rät den Autofahrern, den Wagen demnächst besser stehen zu lassen. Es werde wahrscheinlich nirgendwo Parkplätze geben. In die Seitenstraßen würde man erst gar nicht mehr reinfahren können.

Ob das Tiefdruckgebiet „Daisy“ mit Schnee und Eis den letzten kläglichen Salzvorräten in Deutschland den Garaus macht, wird sich ganz bald zeigen. Dann werden noch weitere Hilferufe in sämtlichen Salzbergwerken auflaufen.

Autor: Petra Nicklis

Redaktion: Michael Borgers