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Trilok Gurtu, ein indischer Percussion-Virtuose in Deutschland

12. Mai 2009

Wegen der Liebe kam Trilok Gurtu einst von Bombay nach Hamburg. Von dort aus vernetzte sich der Percussionist mit skandinavischen, afrikanischen und amerikanischen Musikern und schuf seinen weltumfassenden Musikstil.

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Trilok Gurtu (Quelle: www.trilokgurtu.net)
Trilok Gurtu: Alle sollen zu mir kommenBild: Trilok Gurtu

Er ist 57 Jahre alt und von musikalischer Rastlosigkeit getrieben: Trilok Gurtu, der Prototyp eines Weltbürgers. Ob er mit Musikern in seiner Heimat Indien traditionelles spielt, in Nordamerika Fusion-Formationen unterstützt, in Brasilien Latino-Musik macht, in Afrika neue Instrumente entdeckt oder in seiner Wahlheimat Hamburg Musiker zusammentrommelt, um an dem neuen Stil "Massical" zu arbeiten, Trilok Gurtu kennt keine Grenzen. Mit dieser Haltung will er ein Vorbild für sein Publikum sein. "Ich möchte Brücken bauen; ob jung oder alt, Inder oder Afrikaner, zu mir sollen alle kommen alle", sagt er.

Der muss etwas haben, dieser Inder

Trilok Gurtu mit Band(Quelle: www.trilokgurtu.net)
Trilok Gurtu vereint in seiner Band viele NationenBild: Trilok Gurtu

Der Legende nach nimmt Trilok Gurtu bereits mit fünf Jahren zum ersten Mal hinter den Tablas Platz, als Begleiter seiner Mutter, der berühmten indischen Sängerin Shobha Gurtu. Zuhause lässt er sich von seinem Bruder musikalisch sozialisieren mit Aufnahmen von Jimi Hendrix und John Coltrane. Mit 21 verlässt er Bombay und bleibt in Deutschland bei der Ethno-Rock-Band "Embryo" hängen. Entscheidender wird im Anschluss allerdings die Begegnung mit dem schwedischen Trompeter Don Cherry. Über ihn lernt er den Saxofonisten Jan Garbarek kennen, mit dem Gurtu bis heute spielt. Bei einem deutschem Jazz-Festival wird schließlich John MacLaughlin auf ihn aufmerksam und verhilft ihm Ende der 80er Jahre zu größerer Bekanntheit.

Lange Zeit hat niemand nach Indien geguckt

Mit "Usfret" legt Trilok Gurtu 1988 sein erstes Solo-Album vor Erfolg und Kritik fallen mäßig aus, aber später werden sich britische Künstler wie Nitin Sawhney und die Asian Dub Foundation auf ihn berufen und ihn "Pionier des Drum'n'Bass" nennen. Bei den folgenden Veröffentlichungen wird Triloks Liebe zur afrikanischen Musikkultur deutlich: Sein Instrumentarium erweitert sich dementsprechend, und er holt sich Gastmusiker wie Angelique Kidjo und Salif Kaita. Daraufhin folgt die Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln: Klassische indische Musik und Folklore beschäftigen ihn Ende der 90er Jahre, aber damit hat Gurtu in Europa erst Erfolg, als die Filme aus Bollywood indische Musik populär machen.

Trilok Gurtu (Quelle: picture-alliance/JazzArchiv)
Trilok Gurtu: Der indische Perkussionist in den 80er JahrenBild: picture-alliance / Jazz Archiv

Ich will nicht nur Beats machen

In verschiedenen Magazinen und Abstimmungen wird Trilok Gurtu mehrfach zum "Percussionisten des Jahres" gewählt, so dass Instrumentenbauer ihm mittlerweile sogar eigene Klangkörper konstruieren. Mit "Trilok Gurtus Basic I", einem speziell für ihn gebauten Instrument, experimentiert der Wahl-Hamburger nun seit einiger Zeit, um sich auch spirituell mit seiner Musik weiterzuentwickeln. Musik bedeutet für ihn nämlich vor allem, "eine Verbindung zu Gott zu schaffen" und diese Erfahrung möchte er möglichst vielen Menschen ermöglichen. Seine Kunst soll nicht länger den "intellektuellen Kritikern" gehören, sondern der "Masse". So hat Trilok Gurtu sein neuestes Album auch "Massical" betitelt: Der Name für einen neuen Musikstil jenseits aller bestehenden Kategorien.

CD-Cover Massical (Quelle: www.trilokgurtu.net)
Massical, die neue CD von Trilok Gurtu

Autor: Daniel Hauser

Redaktion: Matthias Klaus