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Auf keinen Fall aufgeben

2. Mai 2010

Noch vor zehn Jahren betrieben rund 4500 weiße Farmer in Simbabwe kommerzielle Landwirtschaft. Davon geblieben sind heute gerade einmal 300. Ben Freeth will sich nicht verjagen lassen - er kämpft um sein Land.

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Farmerin Pippa van Rechteren und ihre zweijährigen Zwilinge werden am von einer Menge am Verlassen ihres Grundstücks gehindert. Aufnahme vom 29. März 2000 (Foto: AP)
Arbeiter und Veteranen gegen weiße Farmer: seit 1997 Alltag in SimbabweBild: AP

Ben Freeth kann sich nicht vorstellen, irgendwo anders auf dieser Welt zu leben. Der große Mann mit den dunklen Haaren und dem Schnauzbart kam als Kind kurz nach der Unabhängigkeit im Jahre 1980 mit seiner Familie nach Simbabwe. Nach Ende der Schulzeit studierte er zwar in England Landwirtschaft, doch er wollte zurück: "Simbabwe ist ein Platz, an dem ich mich zu Hause fühle", sagt er. Schließlich hat er hier geheiratet, und seine Kinder sind hier auf die Welt gekommen. "Und wir haben auch eine Zukunft in Simbabwe", ist er sich sicher.

Regierung hat Angst und Schrecken verbreitet

Doch diese Zukunft sieht für ihn, aber auch für die übrigen Großfarmer seit 1997 mehr als düster aus. Damals listete die simbabwische Regierung knapp 1500 Farmen, die zur Enteignung freigegeben werden sollten. Wie ernst es ihr tatsächlich war, zeigte sich drei Jahre später. Die machthabende Partei ZANU-PF verlor ihr denkwürdiges Referendum, in dem es ebenfalls um die Landfrage ging.

Der simbabwische Farmer Ben Freeth (Foto: Katrin Gänsler / DW)
"Leben unter einer Wolke der Angst": Ben Freeth kämpft um seine FarmBild: DW

Aus Regierungssicht war das eine unglaublich schlechte Generalprobe für die bevorstehenden Wahlen. Sie mobilisierte deshalb Farmarbeiter und Kriegsveteranen, die in ländlichen Gegenden für Angst und Schrecken sorgten. "Wir mussten alle unter dieser Wolke der Angst leben. Es war der pure Terror", erinnert sich Freeth. Ein Gefühl, das seit zehn Jahren anhält und das seine Kinder gar nicht anders kennen gelernt haben.

"Das ist Diebstahl"

Trotz alledem wollte sich der Landwirt nicht einschüchtern lassen und entschied mit seiner Familie: “Wir bleiben.“ Gemeinsam wollten sie die Farm, die rund 120 Kilometer von Harare entfernt liegt und damals die größte Mango-Farm im Land war, weiter bewirtschaften. Aber nicht nur das: Ben Freeth zog vor Gericht. "Doch in Simbabwe war klar, dass es keine faire Rechtsprechung gibt, da alle Richter vom Präsidenten ernannt wurden."

Als letzte Hoffnung blieb das Tribunal der Southern African Development Community, das seinen Sitz im namibischen Windhoek hat. Im Wesentlichen klagte er gegen drei Punkte: kein Zugang zu Gerichten, Diskriminierung gegen Weiße, aber auch gegen all jene Leute, die keine Farm erhalten hatten sowie die Enteignungen ohne Entschädigungen. "Das ist Diebstahl", sagt er noch immer.

(Foto: Katrin Gänsler / DW)
Früher geschäftiger Viehmarkt, heute Ödland - Auktionsplatz bei BulawayBild: DW

Insgesamt hat der Prozess mittlerweile rund zwei Millionen Rand – umgerechnet etwa 200.000 Euro – gekostet. Doch er ist auch kräftezehrend und gefährlich. Zwei Wochen vor der Hauptanhörung in Windhoek überfielen Truppen sein Haus, verprügelten seine Familie und zwangen die Schwiegermutter, ein Dokument zu unterzeichnen. Darin stand, dass die Familie den Prozess nicht weiter verfolgen soll.

Gerichtsurteil aus Windhoek macht Hoffnung

Doch Ben Freeth hielt sich nicht daran. Stattdessen reiste er mit seinem Schwiegervater nach Windhoek und erzielte bei der Urteilsverkündung einen entscheidenden Durchbruch. Das Urteil besage, "dass wir weiter Landwirtschaft betreiben dürfen und beschützt werden müssen", erzählt er und lächelt ein bisschen. Außerdem sollten Entschädigungen gezahlt werden.

Allerdings steht es bislang nur auf dem Papier, da sich die Situation seitdem kein bisschen hat. Im Gegenteil: Knapp ein Jahr später musste die Familie die Farm endgültig verlassen und nach Harare ziehen. Beide Häuser wurden einfach niedergebrannt. Ben Freeth nennt sich seitdem Ex-Farmer. Trotzdem kämpft er weiter und bereitet sich schon auf die nächste Anhörung in Windhoek vor, die für den 1. Juni angesetzt ist. Dabei treibt ihn eins an: "In anderen afrikanischen Ländern haben wir gesehen, dass die Hoffnungslosigkeit überwunden werden kann. Wir haben immer noch Hoffnung."

Autorin: Katrin Gänsler

Redaktion: Sven Töniges