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Der Verbraucher - Deutschlands neue Stütze

21. Dezember 2010

Deutschlands Einzelhändler jubeln. Ihr Weihnachtsgeschäft verlief so gut wie zuletzt vor fünf Jahren. Und obwohl die Steuer- und Abgabenlast zunimmt, haben die Konsumforscher der GfK auch für Januar gute Nachrichten.

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Mann mit mehreren Einkaufstüten in der Hand (Foto: DPA)
... wenn sich der Konsument wieder sicher fühltBild: picture-alliance/ dpa

Das Konsumklima fällt demnach nur minimal um 0,1 auf 5,4 Punkte und damit zum ersten Mal seit einem halben Jahr. Experten hatten allerdings einen Anstieg auf 5,7 Punkte erwartet. Klaus Wübbenhorst, Vorstandsvorsitzender der GfK, deutete dies allerdings als kleine Verschnaufpause, die nicht überbewertet werden sollte. Es spreche einiges dafür, dass der Privatverbrauch neben dem Export zu einer zweiten wichtigen Säule für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland werde. Die Voraussetzungen für ein "noch besseres Konsumjahr" als 2010 seien gut, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Dienstag (21.12.2010) zu der Umfrage unter 2000 Verbrauchern. "Wir halten eine Eins vor dem Komma für möglich", so der GfK-Vorstandsvorsitzende Wübbenhorst. Für 2010 wird ein Wachstum von 0,5 Prozent erwartet. Die genaue Prognose für 2011 will die GfK im Februar vorlegen.

Immer deutlicher: Binnennachfrage stützt Wachstum

Ein Containerschiff wird in der Nacht im Hamburger Hafen abgefertigt (Foto: DPA)
Exporte - bald nicht mehr die wichtigste Konjunkturstütze?Bild: picture-alliance/ dpa

Damit bestätigte die GfK, was zuvor schon das Statistische Bundsamt, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung veröffentlicht hatten: Die Hoffnungsträger für den deutschen Aufschwung im neuen Jahr sind die Bürger selbst. Wenn sie nur fleißig konsumieren, können sie den rückläufigen Trend im Export ausgleichen.

Ein Grund für die gute Prognose ist die Aussicht auf steigende Löhne. Die GfK rechnet damit, dass die verfügbaren Einkommen um 2,6 Prozent ansteigen. Großkonzerne wie Bosch, Siemens, Porsche, Audi und Continental kündigten zudem an, die für April 2011 vereinbarte Tariferhöhung der Metallbranche vorzuziehen. Dem stehen zwar höhere Belastungen gegenüber: Zigaretten und Flugtickets werden vom neuen Jahr an stärker besteuert, Strom wird teurer und der Beitragssatz für die gesetzliche Krankenkasse steigt von 14,9 auf 15,5 Prozent. Trotzdem können diese Aussichten den Verbrauchern die Kauflaune nicht verderben. Der Einzelhandelsverband HDE erwartet im Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das wäre der stärkste Anstieg seit fünf Jahren.

Kaufen ja, aber nichts Großes

Käufer steht vor einer Reihe farbiger Kühlschränke (Foto: DPA)
Werden bestaunt - aber nicht mehr so häufig gekauftBild: picture-alliance/ dpa

Die Bereitschaft der Deutschen, sich große Anschaffungen wie Fernseher oder Kühlschränke zu leisten, ist im Dezember allerdings leicht zurückgegangen. Das entsprechende Teilbarometer fiel um 5,5 auf 33,8 Punkte. Dahinter steckt auch die steigende Sorge vor anziehenden Preisen, wie Bürkl mit Blick auf höhere Benzin- und Heizölkosten erläuterte: "Dies ist jedoch kein Grund für große Inflationsängste." Auch im kommenden Jahr werde die Inflation unter den zwei Prozent bleiben, die die Europäische Zentralbank (EZB) als Stabilitätsmarke betrachtet.

Auch die leicht gesunkene Einkommenserwartung biete keinen Grund zur Sorge. Dieses Teilbarometer liegt mit aktuell 40,3 Zählern zwar um 4,6 Punkte unter dem Niveau des Vormonats, übertrifft den Vorjahreswert aber um mehr als 25 Zähler. Insgesamt, so Bürkl, würden die Verbraucher ihre Einkommenssituation recht realistisch einschätzen.

Optimismus nicht nur bei der GfK

Ein mit Waren gefüllter Einkaufswagen ist in einem Supermarkt auf einer Rolltreppe zu sehen (Foto: AP)
Der Konsument wird kaufen - auch 2011Bild: AP

Wie die GfK gehen auch Bankenvolkswirte davon aus, dass die Verbraucher in Deutschland weiterhin auf hohem Niveau konsumieren werden - trotz des leichten Rückgangs. Auch die Zahlen des ZEW und des Ifo-Instituts seien sehr optimistisch. "Deswegen würde ich den leichten Rückgang für Januar als Verharren auf hohem Niveau bezeichnen", sagte Glenn Marci von der DZ Bank.

Auch Ulrike Kastens von der Privatbank Sal. Oppenheim glaubt, dass sich an der guten Konsumentwicklung nichts ändern wird. Es handle sich lediglich um eine "Korrektur auf sehr hohem Niveau". Die Lage am Arbeitsmarkt sei weiterhin günstig, die Beschäftigung steige 2011, die Löhne entwickelten sich positiv. "Deswegen steht einem steigenden Konsum im nächsten Jahr nichts entgegen." Die Ökonomin erwartet sogar, dass sich der Konsum über einen längeren Zeitraum erholen werde: "Auch 2012 rechnen wir mit einem Plus beim privaten Verbrauch."

Ähnlich äußerte sich Klaus Schrüfer von der schwedischen SEB Bank: Weil das Niveau nach wie vor hoch sei, werde der private Konsum auch im kommenden Jahr der Konjunktur Impulse geben können. "Er wird eine stützende Säule für die deutsche Konjunktur sein." Der typische Zyklus scheine zu funktionieren: Erst die Exporte, dann die Investitionen, dann der Konsum.

Autor: Jutta Wasserrab (dapd, dpa, rtr)
Redaktion: Zhang Danhong