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Der Türkei gehen die Kampfpiloten aus

12. August 2016

Bei den Entlassungen in der Armee nach dem Putschversuch ist man offenbar so gründlich vorgegangen, dass in der Luftwaffe nun Pilotenmangel herrscht. Die Regierung in Ankara will per Dekret für Abhilfe sorgen.

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Türkischer Kampfjet F-16 (Foto: AFP)
Bild: J. Guerrero/AFP/Getty Images

Nach der Entlassungswelle bei den türkischen Streitkräften müssen möglicherweise einige türkische Kampfflugzeuge am Boden bleiben, weil es nicht mehr genügend Piloten gibt. Die Regierung werde in Kürze eine Verordnung erlassen, mit der der Bedarf an neuen Piloten gedeckt werden solle, sagte Verteidigungsminister Fikri Isik dem Fernsehsender Habertürk. Die Aufgaben der Türkei im Kampf gegen die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" würden jedoch weiter voll erfüllt.

Nach dem Putschversuch von Teilen des Militärs im Juli hatte die Regierung in Ankara Tausende Angehörige der Streitkräfte entlassen, denen sie vorwirft, Anhänger der Gülen-Bewegung zu sein. Ankara wirft dem islamischen Prediger Fetullah Gülen vor, den Putsch organisiert zu haben und verlangt die Auslieferung Gülens aus den USA, wo der Prediger lebt.

Abschuss-Piloten in Gewahrsam genommen

Am Mittwoch waren einige Piloten festgenommen worden, die in den Abschuss eines russischen Kampfjets Ende November verwickelt waren. Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte erklärt, ihnen werde vorgeworfen, Anhänger der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen zu sein. Der Abschuss hatte zu einer politischen Eiszeit zwischen Russland und der Türkei geführt.

Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin in St. Petersburg (Foto: dpa)
Ende der diplomatischen Eiszeit: Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin in St. PetersburgBild: picture-alliance/dpa/A. Nikolsky

Am Dienstag erst hatten der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Kollege Wladimir Putin in St. Petersburg einen Neustart der Beziehungen vereinbar.

32 Diplomaten verweigern die Heimreise

Isik zufolge befinden sich seit dem Putsch noch drei türkische Militärattachés auf der Flucht. Zwei hätten sich von Griechenland und einer von Bosnien aus wahrscheinlich nach Italien abgesetzt. Türkischen Regierungskreisen zufolge sind auch andere Diplomaten nicht wieder in die Türkei zurückgekehrt. So verweigerten 32 Diplomaten die Rückkehr aus dem Ausland. Ankara will sie nun von den entsprechenden Ländern ausliefern lassen.

Auswärtiges Amt bestätigt Freilassung einer Deutschen

Unterdessen kam eine in der Türkei festgenommene Deutsche nach Angaben des Auswärtigen Amtes wieder auf freien Fuß. Die Frau sei am Freitag aus der Haft entlassen worden, bestätigte das Ministerium in Berlin einen "Spiegel"-Bericht. Die 48-Jährige hat dem Bericht zufolge türkische Wurzeln, wuchs aber in Süddeutschland auf. Vor einigen Jahren sei sie in die Türkei gegangen. Die türkischen Behörden hätten ihr Mitgliedschaft in einem Verein vorgeworfen, der der Gülen-Bewegung nahesteht. Das Auswärtige Amt begrüße die Freilassung und setze sich weiter dafür ein, dass bei der Aufarbeitung des Putschversuchs in der Türkei rechtsstaatliche Prinzipien gewahrt würden.

cw/qu (afp, dpa, rtr)