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Der Star der Fußball-Mangas heißt Captain Tsubassa

Zuzana Blazek22. Mai 2006

Die Geschichte des japanischen Fußballs ist kurz. Dafür gibt es in Japan unterstützende Shinto-Schreine für den Fußball-Gott und Mangas über Helden des runden Leders mit Kultstatus.

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Captain TsubassaBild: Presse

Der deutschen Mannschaft werden bei der Fußball-WM keine besonders großen Chancen eingeräumt. Aber vielleicht fehlt ihnen nur spirituelle Unterstützung. In Japan gehen Religion und Fußball Hand in Hand. Der Shintoismus ist die dominierende Religion Japans. Und ein Shinto-Schrein lässt sich gut zur Unterstützung der japanischen Fußballnationalmannschaft nutzen, sagt Patricia Müller, Japanexpertin und Mitarbeiterin des Münchner Kulturreferats: "So ein Schrein besteht aus verschiedenen Bestandteilen. Einmal hat er ein Holzgehäuse, um das verschiedene Amulette gehängt werden. Diese Amulette sind versehen mit magischen Sprüchen, die dazu dienen sollen, der japanischen Nationalmannschaft während der WM zu Glück zu verhelfen."

Immer mehr kleine Hausältäre

Das Gehäuse des Schreins wird etwas erhöht aufgebaut. Darunter gibt es einen Sockel, auf dem ein ganz normaler Fußball platziert wird. Dieser Fußball symbolisiert den Gott der Ballspiele, der seit 1998 immer mehr zum Gott des Fußballs geworden ist. Seit damals gibt es immer mehr solcher Schreine als kleine Hausaltäre in den japanischen Haushalten.

1998 schaffte Japans Nationalmannschaft das erste Mal die Qualifikation für die WM, was eine Fußballeuphorie auslöste. Erst fünf Jahre zuvor war die landesweite Profiliga "J-League" gegründet worden. Der vorläufige Höhepunkt der Entwicklung war 2002, als die WM in Japan und Südkorea stattfand. Heute haben die Japaner eine eigene Fußballkultur entwickelt. Diesem Schrein und vielen anderen Phänomenen aus der Welt des Fußballs widmet sich die Ausstellung "Fußball: Ein Spiel - Viele Welten" im Münchener Stadtmuseum.

Japanische Besonderheiten rund um den Fußball

"Welche Kulte und Rituale ranken sich um den Fußball? Warum werden Spieler zu Helden? Und in anderen Ländern wieder nicht. Warum ist Fußball in manchen Ländern als Männersport definiert? Und in anderen gilt er als Sport für Frauen oder Weicheier. Welche gesellschaftlichen Hintergründe haben diese ganzen Phänomene, die sich rund um den Fußball ranken? Das sind die Fragen, die uns interessieren", sagt Karin Guggeis, die Kuratorin der Schau, in der auch die Besonderheiten, die man in Japan rund um den Fußball findet, gezeigt werden.

Captain Tsubasa
Helden des runden Leders als MangasBild: Presse

Denn neben dem Shinto-Schrein gibt es beispielsweise spezielle Mangas, japanische Comiczeichnungen, die sich allein dem Fußball widmen und in Japan absoluten Kultstatus genießen.

Der Traum vieler Kids

Der Star unter den Fußballmangas heißt Captain Tsubassa, der als kleiner Junge die Liebe zum Fußball und Kicken entdeckt hat und sich dann weiterentwickeln konnte, so dass er plötzlich die Chance hatte als Nationalspieler zu spielen und in den Westen zu gehen. "Das ist der Traum von vielen Kids. Nicht nur Jungen sondern auch Mädchen. Es gibt ja auch sehr viele Mädchen in Japan, die Fußball spielen", erzählt Japan-Expertin Patricia Müller. Darum gibt es auch Mangas, in denen Mädchen als Fußballspielerinnen erfolgreich sind und in der Mädchennationalmannschaft spielen.

"Viele Nationalspieler oder internationale Fußballstars wie Hidetoshi Nakata, führen ihre Leidenschaft für den Fußball auch auf diese Mangas zurück. Nakata sagt, er habe in einer der Tsubassa-Geschichten gesehen, wie ein Junge vom Fahrrad aus kickte und so verschiedene Techniken entwickelte. Die hat er als Junge nachgeahmt und sich dann professionalisiert. Nakata ist da nicht der einzige, da gibt es einige", weiß Müller.