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"Ausländischen Studenten in den Job helfen"

9. Juni 2015

Sie gelten als die "Fachkräfte von morgen" oder "Idealzuwanderer": Deutschland tut aber zu wenig, um die ausländischen Uni-Absolventen für eine Arbeitsstelle zu gewinnen. Sachverständige fordern Abhilfe.

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Ausländische Studierende in Deutschland (archiv: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/C.Charisius

Gut 300.000 Ausländer studieren derzeit an deutschen Hochschulen, rund 240.000 dürften in den nächsten fünf Jahren einen Abschluss erwerben. Ein großer Teil von ihnen möchte auch hierzulande tätig werden, hat aber immer noch viele Hindernisse zu überwinden, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Dies ergab eine jetzt vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) in Berlin vorgestellte Untersuchung.

Gerne erste Arbeitsstelle in Deutschland...,

Mehr als zwei Drittel der internationalen Absolventen wollen laut der Studie des SVR-Forschungsbereichs gerne erste Arbeitserfahrungen in Deutschland sammeln. Sie gelten demnach auch als "Fachkräfte von morgen" und "Idealzuwanderer", weil sie hoch qualifiziert sind, manchmal auch gute Sprachkenntnisse haben und mit dem Land vertraut sind.

Dennoch müssen sie häufig lange nach einem Job suchen. Selbst unter denjenigen Absolventen, die nach ihrem Abschluss in Deutschland bleiben, ist laut dem Sachverständigenrat fast ein Drittel (30 Prozent) mindestens ein Jahr auf Arbeitssuche. "Beim Berufseinstieg stehen internationale Absolventen vor höheren Hürden als einheimische Studierende", beklagte die Direktorin des SVR-Forschungsbereichs, Cornelia Schu.

...aber zu wenig Hilfe und zu spät

Die Hürden, an denen sie beim Berufseinstieg scheiterten, seien fehlende berufliche Netzwerke und Erfahrung auf dem deutschen Arbeitsmarkt, aber auch unzureichende Deutschkenntnisse. "Viele benötigen intensive Unterstützung bei der Jobsuche, finden an ihrem Hochschulstandort aber nur lückenhafte Angebote vor, die zudem häufig zu spät einsetzen", kritisierte Schu.

Für die Studie "Zugangstor Hochschule. Internationale Studierende als Fachkräfte von morgen gewinnen" wurden die Angebote und Strukturen für den Berufseinstieg internationaler Studenten in Deutschland, Kanada, den Niederlanden und Schweden verglichen. In Deutschland scheitert demnach ein nachhaltiges Unterstützungsangebot vor allem an der dünnen Personaldecke der Serviceeinrichtungen an den Hochschulen.

Viele deutsche Arbeitgeber zeigten sich "zurückhaltend", und Ausländerbehörden entschieden nicht einheitlich, so die Untersuchung. Große Firmen besetzten offene Stellen bereits aktiv mit ausländischen Absolventen. Anders kleinere Unternehmen: Diese nutzten anders als etwa in Kanada nur selten die Chancen, ausländische Studenten für sich zu gewinnen. Obwohl mehr als die Hälfte der deutschen Betriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern heute schon Schwierigkeiten habe, seine Akademikerstellen zu besetzen, würden internationale Absolventen von den Personalplanern der Firmen "so gut wie nie als Zielgruppe erkannt", heißt es in der Studie.

Die Forscher forderten auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Unternehmen, Politik und Behörden. "Wir müssen weg vom Silo-Denken, wo jeder nur seinen Bereich im Blick hat", so Schu.

SC/wl (afp, dpa)