Der Schnee und seine Nachwehen
22. Dezember 2009Vermutlich hatte sich Petrus einfach nur mit dem Timing vertan: Statt an den Weihnachtsfeiertagen mit einer frischen Neuschneedecke für winterliche Romantik zu sorgen, kam die weiße Pracht ein paar Tage zu früh. Mitten im Weihnachts-Reiseverkehr überzogen starke Schneefälle und Eisglätte weite Teile von Europa - mit unangenehmen Folgen vor allem für Reisende. Am Frankfurter Flughafen mussten mehr als 3000 Passagiere die Nacht zum Dienstag (22.12.2009) in den Terminals verbringen, nachdem die Start- und Landebahnen des größten deutschen Flughafens wegen Schnee und Eis gesperrt wurden.
Rund 1500 Feldbetten wurden für die wartenden Fluggäste aufgestellt. Weitere Passagiere übernachteten in den am Boden stehenden Flugzeugen. Rund 5000 Flugreisende wurden in umliegenden Hotels untergebracht. Insgesamt fielen am Montag 229 Flüge aus. Erst am Dienstagmorgen wurden die drei Start- und Landebahnen wieder freigegeben. Allerdings sei weiterhin mit Verzögerungen und Flugausfällen zu rechnen, sagte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Fraport.
Flughäfen in ganz Europa strichen Flüge
Kaum besser war die Situation auf den Londoner Flughäfen: Am Airport Luton nördlich der britischen Hauptstadt strichen mehrere Fluggesellschaften ihre Flüge. Am Londoner City Airport gab es nur noch wenige Ausfälle, allerdings zahlreiche Verspätungen. In Mailand mussten zweitweise beide Flughäfen Malpensa und Linate geschlossen werden. In der norditalienischen Stadt wurden sogar 800 Soldaten eingesetzt, um die Schneemassen zu räumen. In nahezu der gesamten Lombardei blieben die Schulen geschlossen.
Wieder offen ist dagegen der Eurotunnel, der das europäische Festland mit Großbritannien verbindet. Nachdem in der Nacht zum Samstag rund 2000 Passagiere infolge eines Elektrik-Defektes an den Zügen stundenlang im Tunnel fest saßen, verließen die ersten Züge am Dienstagmorgen die Bahnhöfe in Paris und London. Zunächst sollen zehntausende Passagiere befördert werden, die ihre Reise Wochenende und am Montag nicht antreten konnten. Es bleibe aber bei einem "eingeschränkten Angebot", wie Eurostar-Chef Richard Brown in London mitteilte. Zuvor hatte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy offenbar Druck auf Eurostar ausgeübt, damit der Zugverkehr unverzüglich wieder aufgenommen werde.
Eisglätte führte zu Stau und Unfällen auf den Straßen
Auch auf den Straßen bleibt das Vorankommen beschwerlich und bisweilen gefährlich: Am Dienstag kam es in Deutschland wegen starker Schneefälle und überfrierender Nässe erneut zu Staus und Unfällen. Auf der A45 fuhren mehrere Lastwagen auf glatter Fahrbahn ineinander, woraufhin die Autobahn in Mittelhessen in Richtung Süden voll gesperrt wurde. Auch aus Bayern wurden nach Unfällen Sperrungen gemeldet. Für weite Teile von Süddeutschland gab der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung heraus. Nach Einschätzungen von Meteorologen könnte sich die Situation auf den europäischen Verkehrswegen in den nächsten Tagen jedoch bessern, da die Temperaturen milder werden sollen.
Autor: Joscha Weber (dpa, afp, ap, rtrd)
Redaktion: Sabine Faber