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Der Regisseur

9. August 2012

Unkonventionell, unterhaltsam und anspruchsvoll - mit diesen Ansprüchen ging Christian Berger an seinen Konzertfilm über die Schumann-Sinfonien heran.

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Christian Berger
Christian Berger

Ein Klassikfilm auch für Menschen, die sich sonst nicht unbedingt für klassische Musik interessieren. Das war die nicht ganz unbescheidene Anforderung, als ich im Frühling 2011 gefragt wurde, ob ich bei einem Film über die Schumann-Sinfonien die Regie übernehmen wollte. Die Zusage fiel mir trotzdem leicht, schließlich kannte ich die Stars des Films schon: Dirigent Paavo Järvi und Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen - ein international erfolgreicher Dirigent und eines der besten Kammerorchester der Welt. Für einen herausragenden Film-Score war also schon mal gesorgt.

Mein Ziel: Eine Musikdokumentation, die auch Leute wie mich erreicht. Menschen, die mit Pop- und Rockmusik, Musik-Videos aufwuchsen, die zwar schon mal klassische Musik hören aber eben wenig Klassik-Know-how mitbringen. Musik aus den ehrwürdigen Konzertsälen holen, an einem ungewöhnlichen Ort die vier Schumann-Sinfonien aufführen und bei den Konzertmitschnitten möglichst dicht an die Musiker herankommen, die Kommunikation zwischen Dirigent und Musikern visualisieren. Aber eben auch noch ganz beiläufig Informationen zum besseren Verständnis der Musik geben.

Bei der Suche nach einer spannenden Location wurden wir im Hafen von Bremen fündig: das Pier2, eine ehemalige Werfthalle, wurde zur musikalischen Werkstatt und zum Filmset. Mit Kamerakran, SteadyCam und Dolly konnten wir die Orchesterproben und die vier Konzerte verfolgen. Wir gewannen außergewöhnliche Einblicke in das musikalische Geschehen auf der Bühne, konnten sehen, was Konzertbesuchern sonst verborgen bleibt: Wie Dirigent Paavo Järvi mit einem Blick das ganze Orchester führt, die Anspannung in den Gesichtern der Musiker, die Finger auf dem Griffbrett des Konzertmeisters ... Die alte Werkshalle hatten wir mit Bühnendesign und vielen Scheinwerfern in eine zeitgemäße Kulisse für die alten Schumann-Sinfonien verwandelt.

Im Kontrast zu den farbenfrohen Konzerten standen die Aufnahmen im Studio: ein weiße Hohlkehle, sonst nichts. Strahlend helles Licht und pure Musik. Dort nahmen wir ausgewählte Musikstellen mit einzelnen Musikern auf. Und auch Interviews mit Paavo Järvi, der vor der Kamera außerordentliche Qualitäten zeigte –  kein abgehobener Gelehrter, sondern ein charismatischer Musiker, der seine Leidenschaft spontan und direkt vermitteln kann. Diese Begeisterung übertrug sich auch auf uns, das Filmteam. Klassische Musik muss also gar nicht langweilig sein – und ich hoffe das zeigt auch unser Film „Schumann at Pier2“.