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Der Orchestercampus 2002: TÜRKEI

Jürgen Brendel16. Januar 2003

Als Medienpartner und einer der Hauptsponsoren des Internationalen Beethovenfestes hat die Deutsche Welle eine Initiative gestartet.

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Beethoven in der Türkei

Im Jahr 2001 gastierte das Ukrainische Akademieorchester mit großem Erfolg in Bonn, für 2002 wurde aus Istanbul das Orchester der dortigen Universität eingeladen. Neben dem Konzert in der Bonner Beethovenhalle (15.9. 2002) erhielt es in dem erstmals ausgerichteten einwöchigen "Orchestercampus des Beethovenfestes und der Deutschen Welle" (12.-18.9.2002) die Gelegenheit, mit namhaften Dirigenten wie Peter Gülke zu arbeiten. Zuvor hatte eine Findungs-Delegation mit dem DW-Musikchef Gero Schließ, mit Ayse Tekin aus dem Türkischen Programm und dem stellvertretenden Intendanten des Beethovenfestes, Thomas Daniel Schlee,die großen türkischen Musikhochschulen vor Ort besucht, um die unterschiedlichen Orchester kennenzulernen. Verbunden mit dem Projekt des Orchestercampus ist der alljährlich ausgeschriebene DW-Kompositionspreis. Auch er wurde in diesem Jahr in Richtung Türkei vergeben.

Es war der erste Tag des Orchestercampus in der Bonner Beethovenhalle: Von Aufregung war bei den Proben des Orchesters des Konservatoriums der staatlichen Universität Istanbul unter der Leitung von Ramiz Malik Aslanov nichts zu spüren. Es wurde konzentriert gearbeitet, aber auch gescherzt und gelacht. Eine spannende Woche für die 80 jungen Musiker. Während des Orchestercampus auf dem Festival gaben sie Kostproben ihres Könnens, bekamen aber auch Gelegenheit Neues zu erfahren. Thomas Daniel Scheel, stellvertretender Intendant der Beethovenfeste Bonn, erläutert die Idee des Orchestercampus.

"Die Beethovenfeste haben die Anregung der Deutschen Welle, jedes Jahr ein junges Orchester aus einem für unser europäisches Bewußtsein relativ fern liegenden Land einzuladen, mit großem Interesse aufgegriffen. Zunächst einmal aus einem natürlichen Interesse zu sehen, wie interpretieren junge Menschen unsere Musik. Nun sind solche Projekte für ein Musikfestival durchaus etwas Besonderes. Das heißt, es gibt in diesem Jahr mit dem Orchester des Konservatoriums der Universität zu Istanbul nicht bloß die Präsentation eines fertigen Programmes, das natürlich durch Maestro Malik Aslanov ganz wunderbar vorbereitet ist - sein Orchester hat uns sofort hingerissen - , sondern wir wollten die Gegenwart dieser vielen jungen Menschen auch dazu benutzen, ihnen ein Angebot zu geben, auch von dem Beethovenfest und einigen wichtigen Interpreten des Beethoven Festivals, etwas in ihre Heimat zurückzunehmen."

Die jungen türkischen Musiker trafen auf bedeutende Dirigenten. Krzysztof Penderecki, Helmuth Rilling und Peter Gülke stellten sich während dieser Workshops ans Pult des Orchesters. Für Krzysztof Penderecki fast eine Selbstverständlichkeit:

"Ich mache das sehr oft. Ich habe jahrelang in Amerika gelebt, wo das tägliches Brot ist. Bei einem Orchesterkonzert arbeitet man im Konservatorium und bringt Musik ein. In diesem Fall meine Musik, was mich freut. Meine Musik ist noch nicht so oft gespielt worden. Und für junge Leute ist es ganz bestimmt das erste Mal."

Die jungen türkischen Musiker konnten es kaum erwarten, mit ihren berühmten Gastdirigenten zusammenzutreffen. Beste Karajedsin, sie spielt Klarinette.

"Es ist sehr aufregend für mich, mit so großen Persönlichkeiten zusammen zu sein, zusammen arbeiten zu dürfen, in der selben Stadt zu sein, in den selben Räumlichkeiten zu sein und die selbe Luft einzuatmen. Es ist großartig."

Im Rahmen des Bonner Gastspiels des Istanbuler Orchesters wurde auch der Kompositionspreis der Deutschen Welle verliehen. Er wird alljährlich ausgeschrieben und zwar - synchornisiert mit dem Orchestercampus - immer in eine andere Weltregion. Preisträger des Jahres 2002 war der türkische Komponist Özkan Manav. Sein Werk "Portamento lento" wurde vom Orchester des Konservatoriums der Staatlichen Universität Istanbul uraufgeführt. Özkan Manav:

"Als ich die Arbeit zur Komposition aufgenommen habe, habe ich festgestellt wie nah mir die Musik von Beethoven geht, und wie sehr er mich motiviert und rührt. Auch heute kann ich als Komponist und Musiklehrer Beethoven als einen der Helden der Klassischen Musik bezeichnen. In diesem Sinne ist es natürlich großartig in der Stadt zu sein, in der Beethoven geboren wurde. Und ich bin wirklich stolz darauf, dass mein Werk in einem Saal, der den Namen Beethoven trägt, uraufgeführt wird."