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Der Olivenbauer aus Solingen

Carsten Grün5. Juli 2016

Bastian Jordan produziert auf der Insel Lesbos Olivenöl. Warum allerdings die griechischen Oliven-Bauern nicht mit ihrer Ware auf den Markt drängen, ist unklar. Viele der alten Bäume werden gar nicht mehr kultiviert.

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Griechenland Olivenbauer aus Solingen Näher Foto: Bastian Jordan
Bild: DW/B. Jordan

Bastian Jordan hat sich mit seinem Öl in der Kochszene einen Namen gemacht. Das Öl seines Familienbetriebes ist eine Mischung. "Unser Olivenöl besteht zu einem Drittel aus Kolovi und zu zwei Dritteln aus Adramitiani. Ganz frisch, also zwei Monate nach dem Pressen, ist das Öl etwas pfeffrig im Geschmack", so Jordan. Und glaubt man zahlreichen Spitzenköchen, so ist Jordans Olivenöl Spitzenklasse. So schwören Küchenchefs wie Dominic Gerberding aus der Spitzenküche Pfaffenberg im Bergischen Land und Sternekoch Christian Lohse aus Berlin auf die Produkte. Raue war einer der Ersten der Jordans Öl für seine Küche nutzte. "Ich war nur zu einer Verkostung bei ihm und er hat direkt die ganze Lieferung, die im Wagen war, aufgekauft", berichtet Jordan stolz.

Nachhaltiger Anbau und Ernte

"Unsere Olivenbäume werden während der Trockenzeit gewässert. Wir verwenden keine Insektizide." Gegen die Fruchtfliege werden nur Lockstoffe eingesetzt. Sie werden in die Olivenbäume gehängt. Jordan arbeitet mit 100 Kleinbauern zusammen. Seine eigenen 1000 Bäume kommen bei der Ernte dazu. Warum sie allerdings nicht selbst auf die Ideen kommen ihre Produkte zu vermarkten, ist ihm auch nicht ganz klar.

Rund 200 Tonnen Öl werden pro Jahr produziert. Zum Vergleich: Spanien produziert 1,2 Millionen Tonnen, Italien 600.000 Tonnen und Griechenland zirka 330.000 Tonnen. Insgesamt beschäftigt er in Deutschland 21 Mitarbeiter. Vom heimischen Solingen aus leitet er den Vertrieb.

Griechenland Olivenbauer aus Solingen Olivenöl Foto: Bastian Jordan
Extra-Natives Öl direkt aus der ZentrifugeBild: DW/B. Jordan

Unkonventionelle Bezahlung

Den Kleinbauern zahlt Bastian Jordan mehr als den Marktpreis. "Damit haben sich einige hier eine Existenz aufgebaut", erklärt er. Das ist für die Bauern immens wichtig. Die Krise ist immer noch gegenwärtig. Das spürt auch Jordan immer wieder. "Auf einmal war einfach kein Geld in Griechenland zu bekommen, man konnte auch nichts überweisen. Da musste ich los mit einer Tüte Geld, um unserem Lieferanten für Kanister das Geld in bar zu bringen, da über die Banken nichts mehr ging", so Jordan.

Subventionsbetrug

Dazu muss gesagt werden, dass die griechische Olivenproduktion gelinde gesagt dubios ist. So musste das Land im Jahr 2014 EU-Agrar-Beihilfen für Olivenöl und Anbaupflanzen von insgesamt 260 Millionen Euro zurückzahlen. Dies entschied der Europäische Gerichtshof in Luxemburg nach langem Rechtsstreit. Bereits 2007 hatten EU-Kontrolleure festgestellt, dass von 2003 bis 2005 zu viele Subventionen für Olivenöl nach Griechenland geflossen waren.

Griechenland Bastian Jordan aus Solingen Foto: Carsten Grün/DW
Bastian Jordan hat sich Lesbos und dem Olivenöl verschreibenBild: DW/C. Grün

Nach Ansicht der Kommission hatte Griechenland das Geografische Informationssystem (GIS) im Olivenölsektor und das System zur Identifizierung landwirtschaftlicher Parzellen nicht wie verlangt abgeschlossen.

Dazu kommt noch das System des klassischen Subventionsbetrugs. So wurde bereits im Jahr 2000 festgestellt, dass die Anzahl der gemeldeten Olivenbäume nicht mit der Menge an produziertem Olivenöl korreliert. Viele Bäume liegen brach.

Olivenöl ist ein Massenprodukt bei dem viel geschummelt wird. Öle werden gepanscht, minderwertiges Palmöl wird untergemischt. Die Preise sind niedrig. Der Preis des Jordan-Öls dagegen erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. Knapp 17 Euro kostet der Liter. Allerdings ist die Bewirtschaftung aufwendig. "Die Oliven werden ausschließlich mit der Hand geerntet und eingesammelt. Sie werden ohne weitere Lagerung verarbeitet. Der aktuelle Fettsäuregehalt unserer Ernte ist bei 0,14 Prozent. Der Gehalt an Fettsäure sagt etwas über die Qualität aus: je weniger, desto besser", erklärt Jordan. Für zwei bis vier Liter Öl werden rund 20 Kilogramm Oliven benötigt.

Hotspot der Krise

Aber Lesbos ist auch eine der größten Krisenregionen Europas. Zuerst schlug die Wirtschaftskrise zu, dann kamen die Flüchtlinge und mit ihr die Berichterstattung über Elend und Gewalt. "Allein letztes Jahr kamen rund 480.000 Menschen auf Booten nach Lesbos. Die Insel hat zirka 80.000 Einwohner. Für die Leute hier ist das eine große Belastung und dennoch helfen sie trotz ihrer eigenen Schwierigkeiten den Flüchtlingen“, sagt Bastian Jordan. Jordan schätzt, dass der Tourismus um rund 90 Prozent eingebrochen ist.

Am Anfang stand die Garagenfirma

Die Idee, ein Unternehmen zu gründen, kam eher zufällig in den 1980er Jahren im Urlaub auf. Die Landschaft mit ihren vielen brachliegenden Olivenplantagen reizte die Großeltern von Bastian Jordan. Zuerst wurde für den Eigenbedarf produziert, dann entstand der Handel mit den gelb-grünen Öl. "Wir verkauften am Anfang aus der Garage heraus. Aber wir haben nie einen Kredit aufgenommen, sondern sind immer von innen gewachsen", sagt Jordan. Schwerpunkte sind Deutschland, Österreich und die Schweiz. Später will er sich übrigens auch auf Lesbos niederlassen - inzwischen ist er dort verwurzelt.