"Der Neue" in Afghanistan
15. Juni 2009Es war nur eine kurze Zeremonie in Kabul - dann war der Wechsel an der Spitze vollzogen. Das Kommando über die US-geführten Koalitionstruppen und die Internationale Schutztruppe ISAF ging nach nur einem Jahr von David McKiernan weiter an Stanley McChrystal. McKiernan war von seinen Aufgaben entbunden worden, nachdem vor allem in den südlichen Provinzen des Landes die Gewalt mehr und mehr eskaliert war. Außerdem hatte die wachsende Zahl ziviler Opfer bei amerikanischen Luftangriffen das Verhältnis zwischen Washington und Kabul in jüngster Zeit stark beklastet.
Oberstes Ziel: Schutz der Zivilbevölkerung
Dass er genau in diesem Punkt etwas ändern will, das hat "der Neue" bereits betont: "Das afghanische Volk steht im Mittelpunkt unserer Mission, es verkörpert selbst die Mission", so die deutliche Ansage McChrystals. Nun ginge es vor allem darum, die Bürger vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen.Und McChrystal geht sogar noch weiter. So sei der Erfolg des Einsatzes nicht daran zu messen, wie viele Taliban getötet würden, sondern daran, wie viele Zivilpersonen beschützt würden. Allerdings ließ der General keinen Zweifel daran, dass für ihn die Militäroperation erst dann geglückt sei, wenn die internationalen Truppen es geschafft hätten, El Kaida in Afghanistan und im Nachbarland Pakistan "komplett zu eliminieren".
Ein Mann voller Geheimnisse
Allzu viel ist nicht bekannt über Stanley McChrystal. Nur selten tritt der General in der Öffentlichkeit auf. Er gilt als Spezialist für verdeckte Operationen. Im Irak war McChrystal der Mann hinter sämtlichen "Spezialoperationen" der Streitkräfte. So sollen es beispielsweise seine Kommandos gewesen sein, die damals das Versteck von Saddam Hussein ausfindig machten und im Jahr 2006 den Anführer von El Kaida im Irak - Abu Mussab al-Sarkawi - töteten.
Derzeit sind 56.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Dazu kommen 32.000 Kräfte aus über 40 Ländern, die sich an der NATO-geführten Schutztruppe ISAF beteiligen. (eb/tko/dpa/rtr/ap)