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Der Nachwuchs kommt zum Talent Campus

Stefanie Zobl8. Februar 2004

Rund 500 junge Filmemacher nehmen in diesem Jahr am so genannten "Talent Campus" der Berlinale teil. Dort können sie mit erfahrenen Kollegen arbeiten und versuchen, ihre eigenen Projekte zu verwirklichen.

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Der Veranstaltungsort: Das Haus der Kulturen der WeltBild: Antonia Neubacher

Schon bald nach seinem Amtsantritt im Jahr 2001 war Berlinale-Direktor Dieter Kosslick klar: Er möchte die Anziehungskraft und Infrastruktur des Festivals zur Nachwuchsförderung nutzen. Unterstützung für seine Idee fand Kosslick beim Filmboard Berlin-Brandenburg und dem UK Film Council - und so entstand der Berlinale Talent Campus, der im vergangenen Jahr zum ersten Mal seine Pforten öffnete.

Starthilfe geben

Fünf Tage lang lernten knapp 500 junge Filmemacher aus aller Welt von alten (und sehr erfolgreichen) Hasen des Geschäfts, wie beispielsweise Regisseur Wim Wenders, Schauspieler Dennis Hopper und den durch seine James-Bond-Filmsets legendären Filmset-Designer Ken Adam, das A und O des Filmemachens und hatten die Gelegenheit, ein für das Berufsleben im Filmgeschäft so wichtiges Kontaktnetz aufzubauen.

Unter dem Motto "Let’s get passionate about film" knüpft der zweite Berlinale Talent Campus nun an den international sehr beachteten Erfolg seiner Premiere an. Dafür verwandelt sich das Haus der Kulturen der Welt vom 7. bis 12. Februar wieder in ein brodelndes Labor filmischen Schaffens. Aus über 3500 Beweber wurden für dieses Jahr 520 Teilnehmer aus 84 Ländern ausgewählt. Besonders erfreut zeigen sich die Veranstalter des Talent Campus über Bewerbungen aus Ländern, in denen es derzeit kaum eine Filmindustrie gibt, wie Ghana, Bangladesch, Syrien oder Afghanistan.

Deutsche Welle als Pate für Afghaninnen

Aus Afghanistan werden dann auch drei junge Filmemacherinnen zum Berlinale Talent Campus kommen und dort ihre reportagehaften Dokumentationen über ihr Land und das Schicksal seiner Bewohner präsentieren. Realisiert haben sie die Filme mit Hilfe des Medienzentrums AÏNA in Kabul. AÏNA ist ein afghanisch-französisches Projekt, das in Afghanistan ein Netzwerk unabhängiger Journalisten und Medien aufbaut. Die Deutsche Welle, Medienpartner des Berlinale Talent Campus, hat für den Aufenthalt der afghanischen Filmemacherinnen in Berlin die Patenschaft übernommen und wird sie vor Ort betreuen.

Bewerbungskriterien für den Berlinale Talent Campus waren Arbeitsproben, ein einminütiger Kurzfilm beispielsweise, und der Nachweis von fortgeschrittener praktischer Erfahrung. Das Programm des Campus richtet sich an angehende Regisseure, die größte Teilnehmergruppe, Drehbuchautoren, Produzenten, Kameraleute, Schauspieler und, in diesem Jahr zum ersten Mal, Filmmusikkomponisten, Sounddesigner und die für den Filmschnitt zuständigen Filmeditoren.

Veranstaltungen rund ums Filmemachen

Die Inhalte der zahlreichen Veranstaltungen - unter anderem Workshops, Vorträge und Filmvorführungen mit anschließender Diskussion - sind nach den fünf wichtigsten Aspekten des Filmemachens gegliedert: Philosophie, Vorproduktion, Produktion, Postproduktion und Promotion. Beim so genannten "Working Campus" erarbeiten kleine Teams präsentierbare Ergebnisse, wie beispielsweise digitale Kurzfilme. Die Campus-Eleven sollen an den sechs Tagen dieser "Winterakademie" nicht nur berufliche Erfahrungen sammeln, sondern auch professionellen und respektvollen Umgang miteinander lernen.

Bereichert werden die Nachwuchs-Talente wieder vom Wissen hochkarätiger Profis: Mit von der Partie ist beispielsweise Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Anthony Minghella, bekannt durch seinen mehrfach "Oscar"-ausgezeichneten Film "Der Englische Patient". Sein neuestes Werk "Unterwegs nach Cold Mountain" eröffnet am 5. Febuar die Berliner Filmfestspiele. Walter Murch, Sounddesigner und Filmeditor, der in beiden Bereichen unter anderem für den Filmklassiker "Apocalypse Now" und auch für "Der Englische Patient" verantwortlich zeichnet, ist Experte für das Schwerpunktthema des diesjährigen Campus "The Sound and Music".

Ken Adam - Dozent beim Berlinale Talent Campus 2004
Ken AdamBild: Internationale Filmfestspiele Berlin

Auch Wim Wenders und Ken Adam (Foto) stehen in diesem Jahr dem jungen Publikum wieder Rede und Antwort.

Dabei findet der Berlinale Talent Campus keineswegs unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Bei Veranstaltungen an jedem Nachmittag bekommen "ganz normal Sterbliche" die Gelegenheit, in die aufregende und umtriebige Filmwelt hineinschnuppern.

Mit Spannung wird die Verleihung des ersten Berlin Today Award am 11. Februar beim Berlinale Talent Campus erwartet. Die Filmboard Berlin-Brandenburg GmbH schrieb den Preis im vergangenen Jahr aus und lud alle Teilnehmer des ersten Campus dazu ein, Kurzfilm-Konzepte mit aktuellem Berlin-Bezug einzureichen. Aus zahlreichen Bewerbungen wählte eine Jury drei Projekte aus. Mit Unterstützung einer Berliner Produktionsfirma, der Filmwirtschaft Berlin-Brandenburg und mit bis zu 70.000 Euro pro Film konnten die jungen Filmemacherinnen - tatsächlich sind alle Anwärter auf den Berlin Today Award Frauen - ihre Filme verwirklichen. Zur Seite standen ihnen die renommierten Regisseure Volker Schlöndorff, Esther Gronenborn und Andreas Dresen als Paten.

Medienpartner DW-TV strahlt den Sieger-Film – im internationalen Kontext exklusiv - am 12. Februar um 15:30 Uhr UTC aus.