1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Mord an Frère Roger wirft Schatten

17. August 2005

Am Mittwoch (17.8.) pilgerten hunderttausende junge Gläubige aus aller Welt auf der so genannten Domwallfahrt durch Köln. Der Tod des protestantischen Taizé-Gründers trübt die Stimmung des katholischen Weltjugendtages.

https://p.dw.com/p/73ph
Jugendliche Pilger in Köln

Die Vorfreude auf die Ankunft von Benedikt XVI. ist trotzdem groß. Bei seiner ersten Auslandsreise besucht der Papst seine deutsche Heimat und speziell den XX. Weltjugendtag von Donnerstagmorgen (18.8.) bis Sonntagabend.

Für die Pilger gab es am Mittwoch Lob von allen Seiten. "Mir gefallen die Fröhlichkeit und die guten Ideen der jungen Menschen für eine gerechte und zukunftsfähige Welt. Hier wird kein Griesgram gepflegt, sondern Begegnung", sagte Bundespräsident Horst Köhler. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte im Fernsehen, die Schwerpunkte des Weltjugendtages freuten ihn - "nämlich die Frage, wie kann man Hunger und Elend in der Welt beseitigen, wie man Frieden erhalten kann als Voraussetzung dafür, dass die Ärmsten der Armen auch eine Perspektive haben."

Mehr Menschen als erwartet

Dem Papst-Besuch am Donnerstag blickt Schröder mit Spannung entgegen: Er gehe davon aus, dass die Deutschen sich als gute Gastgeber erweisen würden und freue sich besonders, dass Benedikt XVI. sein Heimatland als Ziel für seine erste Auslandsreise gewählt habe. Bislang sind etwa 325.000 der 405.000 angemeldeten Teilnehmer eingetroffen. Der Rest werde bis zum Wochenende kommen, sagte WJT-Geschäftsführer Hermann-Josef. Zu den Eröffnungsgottesdiensten am Dienstag kamen laut Johanns rund 285.000 Menschen - weit mehr als erwartet.

Der Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma zeigte sich vom bisherigen Verlauf des Weltjugendtags mehr als zufrieden: "Die Stadt ist voll mit jungen Leuten, sie singen, lachen und beten zusammen und sorgen so für eine eindrucksvolle Stimmung." Allerdings räumten die Veranstalter ein, dass es am ersten Tag der Großveranstaltung logistische Probleme gegeben habe - etwa bei der Essensausgabe und vor allem bei der An- und Abfahrt zu den Eröffnungsgottesdiensten.

Tiefe Anteilnahme

Trauer und Entsetzen bei Teilnehmern und Organisatoren löste die Nachricht vom Mord an Frère Roger am Dienstagabend aus. Kardinal Joachim Meisner sprach der Gemeinschaft von Taizé tiefe Anteilnahme aus. WJT-Generalsekretär Heiner Koch erklärte, man wolle bei einer zentralen Liturgie an den Gründer der ökumenischen Gemeinschaft erinnern.

Die Brüder der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé gedachten beim Weltjugendtag in der Kölner Sankt-Agnes-Kirche des Verstorbenen. Knapp 2000 Gläubige kamen am Mittwochnachmittag zum einstündigen Gebet mit Liedern und stillem Gedenken. Vier Brüder baten die Menschen in vier Sprachen um Gebete für den Gründer ihrer Kommunität. Viele der jungen Christen in dem überfüllten Gotteshaus weinten. Einige stellten am Eingang Blumen und Kerzen auf. Kardinal Joachim Meisner hatte sich am Mittag in ein Kondolenzbuch eingetragen.

Lange Schlange vor dem Kondolenzbuch

Der Kölner Erzbischof betonte, "der Tod von Frère Roger, noch dazu am Beginn des Weltjugendtages, ist nicht zu verstehen". Er vertraue aber darauf, dass bei Gott nichts zufällig geschehe. Vor dem Kondolenzbuch bildete sich eine lange Schlange. Die Brüder betonten, bis Freitagabend würden alle Gebete wie geplant abgehalten. "Das ist unsere Reaktion auf die schlimme Nachricht vom gewaltsamen Tod unseres Bruders Roger", sagte ein Mitglied der Kommunität. Frère Roger war am Abend zuvor während eines Gottesdienstes im französischen Taizé von einer vermutlich geistesgestörten Frau niedergestochen worden. (kap)