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Der Mini mit Maximaleffekt

14. März 2002

Die 60er waren das Jahrzehnt der so genannten sexuellen Befreiung. Auf den Catwalks und Bürgersteigen der modernen Welt fand diese Geisteshaltung Ausdruck im Tragen eines zu kurz geratenen Beinkleides.

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Vor 40 Jahren fing es anBild: Bilderbox

Ein Kleidungsstück, das die Modewelt revolutioniert hat, feiert in diesem Jahr Geburtstag: Der Minirock wird 40. Im Frühjahr 1962 wurde der Modeschlager nach Recherchen der Düsseldorfer Modegesellschaft IGEDO zum ersten Mal in der britischen "Vogue" abgebildet.

Swinging London

Erfunden hat den Mini die damals noch unbekannte junge Engländerin Mary Quant. 1955 eröffnete sie im Londoner Stadtteil Chelsea ihr Modegeschäft "Bazaar". Vier Jahre später erfand die damals 25-Jährige den Mini-Rock - aus Frustration darüber, dass die gängigen Kollektionen ihres Erachtens schlicht "impossible" ("unmöglich") waren. Kurzerhand schneiderte sie ihre eigenen Modelle.

Mit pfiffigen Kreationen aus schlichten, billigen Stoffen stellte Quant eine Provokation im Londoner Modezirkus der populären, teuren Designer dar. Den Durchbruch brachte schließlich das Mini-Rock-Foto in der ehrwürdigen Mode-Zeitschrift "Vogue". Es löste einen weltweiten Siegeszug des kurzen Kleidungsstücks, eine Nachfrage-Lawine, aber auch Protestwellen aus, die die Designerin nie erwartet hatte.

Zunächst zogen nur die jungen Mädchen das Aufsehen erregende Teil an, dass viele Eltern nicht als Kleidungsstück, sondern allenfalls als "Fähnchen" einordneten. Doch sehr bald schon genoss der Hingucker so viel Popularität, dass auch die Damen der High Society begeistert zugriffen.

Die Erfindung der Feinstrumpfhose katapultierte den Mini schließlich kometenhaft in den Mode-Himmel. 1965 war Mary Quants Entdeckung der Hit rund um den Globus. Der Vatikan lehnte zwar den Mini weiterhin kategorisch als "unzüchtig" ab, kämpfte aber auf verlorenem Posten.

Der Weg zum Klassiker

Erst zu Beginn der 70er Jahre wurden die Knie wieder bedeckt. Mitte der 80er feierten die kurzen Röcke aber bereits ihre modische Wiederauferstehung. Bis Ende der 90er waren sie dann wieder weitgehend aus dem Straßenbild verschwunden. "Eine neue Rocklänge bis zur Knie-Mitte wurde von den meisten Frauen freudig angenommen", so die Düsseldorfer IGEDO-Experten. Den Vergleich mit den mageren Knien der Top-Models scheuten doch viele Durchschnittsfrauen.

Dass der Mini nicht tot zu kriegen ist, bewies er erneut bei den Modeschauen zum Frühjahr/Sommer 2000. Dort trat er auf den Laufstegen superkurz und häufig kombiniert mit Mini-Oberteilen wieder ins Scheinwerferlicht. In diesem Winter sah man ihn in den Mode-Metropolen zwischen Mailand, Paris und Düsseldorf, mal feminin mit blickdichten Strümpfen, Pumps oder kniebedeckenden Stiefeln oder auch ganz sportlich mit rustikalen Schuhen.

"Auch in diesem Sommer ist der Minirock auf den internationalen Laufstegen ein Thema, und zwar wieder superkurz", prognostiziert Elke Giese vom Deutschen Modeinstitut in Köln. Mit Beginn der warmen Jahreszeit setzen die Designer erneut auf Minis aus Leder-Imitaten, Jeans und Baumwolle. Auch der Folklore-Stil in kurz kommt wieder.

"Das Gute an der heutigen Mode ist, das es kein Diktat mehr gibt wie in den Anfangsjahren des Mini-Rocks", sagt Giese. Damals musste sich in den Mini zwängen, wer "in" sein wollte. Heute liegt jede Rock-Länge bei jedem Wetter im Trend. (kas)