Der Milchskandal in China
In China sind Zehntausende Kinder an mit Melamin verseuchten Milchprodukten erkrankt. Die wichtigsten Stationen des Skandals in Bildern.
Rücktritt des obersten Lebensmittelkontrolleurs
Am 22. September trat der in der Zentralregierung für Lebensmittelsicherheit zuständige Minister Li Changjiang mit Billigung des Staatsrates zurück. Er übernahm damit die politische Verantwortung für 13.000 stationär zu behandelnde und vier tote Kinder. Die Firma Sanlu, die bereits im März erste Berichte über Kleinkinder, die nach dem Trinken ihrer Milch ins Krankenhaus eingeliefert worden waren, gehabt haben soll, hat die Provinzregierung von Hebei erst am 8. September offiziell über das Problem informiert. Landesweite Ermittlungen wurden am 12. September aufgenommen. Das Foto zeigt Li bei einem Pressetermin am 23. Juli 2007.
Materielle Schäden
Chinesische Verbraucher stehen in Shijiazhuang in der nordchinesischen Provinz Hebei vor einer Molkereifabrik der Firma Sanlu Schlange. Sie warten auf eine Erstattung für die verunreinigten Produkte dieser Marke.
An Milchpulver erkrankt
Dieses Baby in einem Krankenhaus in Shijiazhuang in der Provinz Hebei leidet an Problemen, die durch vergiftetes Milchpulver verursacht wurden. 13.000 Kinder müssen stationär behandelt werden.
Vergeudeter Milchstrom
Auf einem Hof in Yangjiazhai in Nordchina fegt ein Landarbeiter Milch in den Abfluss. Mit der Milch zerfließt die Existenzgrundlage der Bauern, nicht nur in der Provinz Hebei.
Kranke Kinder, besorgte Eltern
In einem Kinderkrankenhaus in Chengdu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan wird ein kleines Kind mit Ultraschall untersucht. Tausende besorgter Eltern füllen die Krankenhäuser, um ihre mit Melamin vergifteten Kinder zu umsorgen und sie vor dem akuten Nierenversagen zu bewahren.
Verluste für die Bauern
Ein Bauer schreddert Maispflanzen als Futter für Milchkühe im Dorf Yangjiazhai in der nordchinesischen Provinz Hebei. Aber nicht nur die Milch ist unverkäuflich geworden, auch das Viehfutter verkauft sich schlecht, da ein Großteil der Molkereibetriebe wegen der schlimmsten Lebensmittelkrise, die China je erlebte, die Arbeit eingestellt haben.
In Zentrum des Skandals: Die Sanlu-Gruppe
Der neue Vorsitzende und CEO der Sanlu-Gruppe Zhang Zhenling entschuldigt sich während einer Pressekonferenz am 18. September in Shijiazhuang (Provinz Hebei) für den gesundheitlichen Schaden, den die Prdukte seiner Firma so vielen Kindern zugefügt haben.
Das Auge des Gesetzes öffnet sich
Polizisten prüfen Milch der Molkereifirma Mengniu in einem Supermarkt in der Stadt Nanchong in der südwestchinesischen Provinz Sichuan. Die Behörden haben im ganzen Land Kontrollen angeordnet, nachdem der Lebensmittelskandal, der seinen Ausgang bei Milchpulver für Babymilch nahm, seit Mitte September auch Frischmilch und andere Molkereiprodukte betrifft.
Die Suche nach Verantwortlichen
Der kleine Junge in einem Krankenhaus in Wuhan leidet an Nierensteinen. Sein Onkel hält einen Beutel der Molkereifirma Sanlu, mit deren Milch das Kind ernährt worden war, in die Kamera. Das chinesische Gesundheitsministerium hat zunächst im wesentlichen die Manager dieser Firma für den Milchskandal verantwortlich gemacht. Inzwischen sind jedoch auch Köpfe hochrangiger Beamter gerollt, darunter der des Chefs der Kommunistischen Partei in Shijiazhuang, wo Sanlu seine Zentrale hat.
Aus den Regalen geräumt
Auch in Hongkong wurden inzwischen viele Milchprodukte von Betrieben auf dem chinesischen Festland aus dem Abgebot entfernt. Die beiden größten Lebensmittelketten riefen am 19. September sämtliche Produkte der Firma Mengniu zurück. Inzwischen hat auch Nestlé in Hongkong ein in China hergestelltes Milchprodukt zurückgerufen, in dem minimale Spuren von Melamin gefunden wurden.
Erst jetzt: Kontrolle von Milchprodukten
Ein Wissenschaftler bereitet am 23. September im zentralchinesischen Wuhan die Untersuchung von Milchproben vor, die aus dem Angebot verschiedener Geschäfte entnommen wurden. Jahrelang waren die Milchprodukte der großen Unternehmen wie Sanlu von Lebensmittelkontrollen ausgenommen. Jetzt hat die chinesische Regierung versprochen, das "völlig außer Kontrolle geratene" Milchsammelsystem ganz neu aufstellen zu lassen.
Gefahr auch für Hongkonger Kinder
Diese Mutter möchte ihren kleinen Sohn in einem Hongkonger Krankenhaus untersuchen lassen. Das Princess Margaret-Hospital überprüft den Gesundheitszustand von Kindern, die möglicherweise mit Melamin verseuchte Milch getrunken haben. Am 21. September starb ein dreijähriges Mädchen, das mit verunreinigter Milch ernährt worden war, an Nierenversagen - der erste diagnostizierte Fall in der ehemaligen Kronkolonie.
Banges Warten
In großen Gruppen warten die Eltern von Kindern, die mit möglicherweise von Melanim verseuchter Milch ernährt worden sind, auf die Untersuchung ihrer "kleinen Kaiser" - wie hier in einem Kreiskrankenhaus in Hanshan in der Provinz Anhui.
Hat mein Kind Nierensteine?
In Fuyang in der zentralchinesischen Provinz Anhui warten Mütter darauf, die Nieren ihrer Babys und Kleinkinder untersuchen zu lassen.
Melamin - nicht nur, aber zuerst bei Sanlu
Zwei Mädchen trinken aus Flaschen von Chinas größtem Molkereibetrieb Sanlu, während sie in einem Krankenhaus in der südchinesischen Provinz Guangdong auf ihre Untersuchung warten. Sanlu hat mit dem Rückruf seines Milchpulvers erst im August begonnen, nachdem schon im Mai ein fünf Monate alter Junge gestorben war, der inzwischen als erstes Opfer gilt.
Kauft keine Milch!
Ein Kunde sucht in den leergeräumten Kühlregalen eines Schanghaier Supermarktes nach Milchprodukten. In vielen Produkten der drei größten Molkereibetriebe Chinas wurde bei Proben der industriechemische Stoff Melamin gefunden.
Melaminvergiftung
54.000 Kinder in ganz China haben unter der brutalen Gewinnsucht skrupelloser Molkereifirmen und vermutlich korrupter, zumindest aber ineffektiver Aufsichtsbehörden zu leiden. Vier sind - mit Stand 23. September 2008 - gestorben: Weil an den Milchsammelstellen und in Molkereibetrieben Milch mit Wasser und Melamin gestreckt wurde. Die industrielle Chemikalie, die bei der Produktion von Kunststoff verwendet wird, lässt den Proteingehalt höher erscheinen. 80 Prozent der Erkrankten sind Kinder unter zwei Jahren, deren Nieren geschädigt wurden.
Teure Kühe
Eine Bäuerin füttert die Kühe auf einem Hof in Shenyang in der nordostchinesischen Provinz Liaoning. Manche Bauern versuchen bereits, ihre Kühe zu verkaufen, um die Verluste zu minimieren, die durch die Molkereikrise entstehen.
Tests auch in Taiwan
Der Milchskandal in der Volksrepublik hat auch die taiwanesischen Behörden veranlasst, ihre Lebensmittelkontrollen zu verschärfen, um für die Konsumenten sicherzustellen, dass die lokalen Milchangebote frei von chemischen Verunreinigungen sind.
Agrarindustrielle Milchproduktion
Ein Arbeiter auf einem Jugend-Landwirtschaftsbetrieb in der uigurischen Altai-Region in Chinas norwestlichster Provinz Xinjiang melkt die Kühe. Im Jahr 2007 wurde dort ein Projekt gestartet, das die Bauern ermutigen sollte, ihre kleinen Betriebe zugunsten industrieller Milchwirtschaft aufzugeben. Inzwischen gibt es 82.000 Milchkühe in der an die Innere Mongolei und Kasachstan angrenzende Gebirgsregion Altai.
Verschüttete Milch
Bauern in Wuhan schütten ihre Milch auf den Boden, nachdem die Sammelstation sich geweigert hat, die frische Lieferung anzunehmen.