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Vom Film in die Politik

Stefanie Duckstein22. Oktober 2013

Charles M. Huber schaffte bei der Bundestagswahl 2013 den Sprung ins Parlament. Mit ihm und Karamba Diaby ziehen erstmals zwei Abgeordnete mit afrikanischen Wurzeln in den Bundestag.

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Schauspieler und Politiker Charles M. Huber (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Sein Dialekt verrät es: Der Mann kommt aus Bayern, einer der südlichsten Ecken Deutschlands. Charles M. Huber ist gebürtiger Münchner. Er liebt seine Heimat, und das soll man wissen. "Ich vertraue Angela Merkel. Wer soll denn sonst unser Land nach vorne bringen?", warb Huber in einem Wahlspot für die Christlich Demokratische Union (CDU). Noch bis 2004 gehörte Huber der sozialdemokratischen SPD an. Im Wahlkampf 2009 unterstützte er dann die CSU. Nun, im Bundestagswahljahr 2013, trat er als Kandidat für die CDU an. Hubers Leben und Wirken sind wechselvoll. Auf seiner Internetseite gibt seine Biografie an, er sei Zahntechniker, Filmschaffender und Autor. Und nun: Politiker.

"Rein optisch bin ich vielleicht mehr Migrant als andere."

Zukünftig wird also auch der 56-jährige Huber zu denen gehören, welche die Geschicke Deutschlands bestimmen. Eine Besonderheit, denn mit ihm und Karamba Diaby von der SPD sitzen zum ersten Mal zwei Politiker mit afrikanischen Wurzeln im Parlament. Im neuen Bundestag steigt die Anzahl der Abgeordneten mit Migrationshintergrund insgesamt sogar von 21 auf 34. Für Huber ein wichtiges Detail, der Begriff "Migrationshintergrund" jedoch gefällt ihm nicht: "So genannt zu werden, nur weil man einen anderen ethnischen Hintergrund hat, halte ich nicht wirklich für hilfreich für die Integration oder für die Identifikation mit dem Land, in dem man geboren wurde", erklärt Huber in einem Interview mit der Deutschen Welle.

Sein Vater ist senegalesischer Diplomat, seine Mutter Deutsche. Doch was seine individuelle Situation angeht, sagt Huber, "mag ich zwar eine andere Hautfarbe haben als die meisten Deutschen, aber ich habe keinen Migrationshintergrund". Soziologisch definiert sei er kein Migrant. Aber natürlich wüssten das die meisten Menschen nicht. "Rein optisch bin ich vielleicht mehr Migrant als andere", so Huber weiter.

Das Talent eines Menschen solle im Vordergrund stehen, und nicht die Herkunft, schreibt Huber auf seiner Internetseite. "Gegenseitiger Respekt ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Integration!"

Plenarsaal des Deutschen Bundestages (Foto: dpa)
Hubers künftige Wirkungsstätte: der BundestagBild: picture-alliance/dpa

"Berater für Afrika-Fragen"

Sonst gleichen Hubers Wahlkampfthemen denen anderer Abgeordneter: Leben und Wohnen, Mobilität und Infrastruktur, Wirtschaft, Arbeit, Wissenschaft. Wäre da nicht noch die Verbindung zum afrikanischen Kontinent. Auf seiner Homepage beschreibt sich Huber als "Berater für interkulturelle und Afrika-Fragen." Er war Ratgeber des äthiopischen Tourismusministeriums und half deutschen Firmen, die den afrikanischen Markt erschließen wollen.

Mit der Gründung des Vereins "Afrika Direkt" im Jahr 2002 nahm er auch den Kontakt zu dem Land seiner Vorväter wieder auf. Die Organisation hilft Jugendlichen aus sozial benachteiligten Familien im Senegal. "Es macht sehr viel Spaß, zu sehen, wie Kinder sich entwickeln. Und wie ernst sie ihre eigene Bildung nehmen in Afrika," sagt Huber. "Ich gebe den Kindern immer eine Message mit: Wenn Du sehr gut bist, wirst Du immer eine Arbeit finden. Du musst nur geduldig sein, Disziplin haben, Ausdauer und den Willen, etwas zu schaffen", motiviert Huber die Jugend in einem Werbespot für eine deutsche Bank. Geduld, Disziplin, Ausdauer - Tugenden, die ihm im Bundestag sicher nützen werden.

Schulkinder in Diagnel, Senegal (Foto: Getty Images)
"Afrika Direkt": Engagement für Kinder im SenegalBild: SEYLLOU/AFP/Getty Images

Kommissar Henry Johnson

Werbespots, Auftritte in Fernsehshows - Huber bewegt sich souverän vor der Kamera. Das Talent kommt nicht von ungefähr, denn er hatte eine Karriere vor der Politik. Dem bundesdeutschen Publikum ist Charles M. Huber noch gut im Gedächtnis als Kommissar Henry Johnson in der deutschen Krimiserie "Der Alte". Als erster Seriendarsteller mit afrikanischen Wurzeln war er in den 1980er und 1990er Jahren dem Publikum nicht nur in Deutschland ein Begriff. "Bei allem, was man macht, muss man selbst die Initiative ergreifen. Und das ist auch keine Frage der Hautfarbe" erklärt Huber seinen Erfolg der DW. Und gefragt nach den Möglichkeiten, die Migranten in Deutschland haben? "Du entscheidest, was Du wirst. Es gibt IT-Experten und Buchhalter aus Indien. Es gibt Menschen in gehobenen Positionen bei BMW, Mercedes und so weiter, die aus Afrika, Russland, ja der ganzen Welt stammen. Ich sehe nur, dass sie hochqualifiziert sind. Das war's. Ich denke, jeder hat hier eine Chance, das sieht man in Bezug auf meine eigene Karriere."

Szene aus 'Krimiserie Der Alte' (Foto: imago)
Charles M. Huber als Kommissar Henry Johnson (r.) auf VerbrecherjagdBild: imago