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Der Krieg der Hacker

Mahmoud Tawfik2. April 2003

Für diejenigen, die sich fernab der Fronten befinden, spielt sich der Krieg vor allem in den Medien ab - im Internet rund um die Uhr. Einigen Berichterstattern wird bei ihrer Arbeit nachweislich ein Bein gestellt.

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"Gehackte" Website von El DschasiraBild: AP

"Anscheinend hört sich hier jemand die Wahrheit nur ungern an", schreibt Firas Al-Atraqchi in einem seiner Kommentare. Firas ist Kolumnist für die kanadische Internet-Publikation Yellow Times. Noch vor dem Krieg veröffentlichte die Yellow Times einige Berichte des irakischen Nuklearwissenschaftlers Imad Khadduri. Er war in den 80er und 90er Jahren des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten Wissenschaftler beim irakischen Nuklearwaffenprogramms. Khaddouri schrieb, dass Behauptungen, der Irak besäße möglicherweise ein bedrohliches Nuklearwaffenprogramm, schlichtweg falsch und nicht haltbar waren.

Kurz darauf stürzte der Internet-Auftritt der Yellow Times ab. Jeglicher Zugriff wurde den Besuchern verweigert. Laut Firas Al-Atraqchi ein Resultat dessen, was man in der Internet-Sprache als "service denial attacks" bezeichnet, zu Deutsch: Angriffe, die einen Dienstleistungsabbruch zur Folge haben.

Blockade durch Hacker

"'Denial of Service' heißt, dass eine Website scheinbar von mehreren tausend Menschen gleichzeitig genutzt wird - es ist eine weit verbreitete Arbeitsmethode von Hackern", erklärt Al-Atraqchi. Diese Methode werde verwendet, um eine Website auszuschalten, mit deren Inhalt man möglicherweise nicht übereinstimmt. "Es nutzen natürlich nicht wirklich Tausende von Menschen gleichzeitig die Website, dies wird sozusagen nur vorgetäuscht. Für den Provider des Internet-Auftritts erscheint dies aber so, und er blockiert den Zugang zu der Homepage, da er den scheinbar immensen Zulauf nicht bewältigen kann", ergänzt Al-Atraqchi.

Seit einigen Tagen wird man auf ganz trockene Art und Weise auf der Homepage von Yellow Times begrüßt. Eine leere Seite, in der oberen Ecke lediglich einige Zeilen: "Willkommen bei der Yellow Times. Im Moment ist unsere Website blockiert. Wir werden aber in Zukunft wieder für Sie da sein." Wer steckt dahinter? Für Firas gibt es zumindest keine konkreten Anhaltspunkte, dass es sich um Zensur handeln könnte, die von der amerikanischen Regierung ausgeht: "Ich habe dafür überhaupt keine Beweise. Das sind wahrscheinlich Privatpersonen. Es könnten 13-jährige Jungs sein, die gute Hacker sind. Ich weiß nicht, wer das getan hat. Was ich weiß ist, dass es Leute gibt, die bestimmte Sachen nicht gerne im Internet veröffentlicht sehen."

Medienfreiheit adé

Nicht zuletzt leidet unter den harten Fronten des Krieges auch die Freiheit der Medien. Die Yellow Times war eine der ersten westlichen Medien, die Bilder von amerikanischen und britischen Gefangenen im Irak-Krieg veröffentlichte.

Auch der arabische Nachrichtensender El Dschasira gerät wegen genau dieser Bilder - sowie zahlreicher anderer blutiger Darstellungen von Opfern des Krieges - zunehmend unter Beschuss, und - wie sollte es anders kommen - auch der englischsprachige Internet-Auftritt von El Dschasira ist seit einigen Tagen nicht abrufbar. Beobachter weisen darauf hin, dass Hacker unter den Kriegsgegnern ihrerseits offizielle britische und amerikanische Websites sabotiert haben - allerdings scheint sich unter diesen keine herausragende Informationsquelle zu befinden.