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Der Kreis um die Taliban schließt sich

11. November 2001

Geheimgespräche der US-Militärs in Pakistan.

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Während die Taliban davon sprechen, dass sie 300.000 Mann mobilisiert haben, um einem amerikanischen Angriff zu begegnen und diesen zurückzuschlagen, vergrößert sich ihre Isolation: Nachdem die Vereinigten Arabischen Emirate am Wochenende ihre Beziehungen zu den Taliban abgebrochen hatten, hat nun auch Pakistan seine Diplomaten aus Afghanistan zurückgerufen, ohne allerdings die Beziehungen abzubrechen.

Sicherheitsmaßnahme

Es handelt sich wohl eher um eine Sicherheitsmaßnahme, aber in Islamabad hält sich das Gerücht, das auch Pakistan seine Beziehungen abbrechen könnte. Am Montag war der Taliban-Botschafter in der pakistanischen Hauptstadt jedenfalls nicht zu sprechen - er hatte offenbar wichtigeres zu tun, nachdem er in den letzten Tagen immer wieder mit Erklärungen und Pressekonferenzen an die Öffentlichkeit gegangen war.

Ein Abbruch der Beziehungen zu den Taliban wäre sicher eine weitere Geste gegenüber Washington, nachdem Staatschef Musharraf sich bereits offiziell der Koalition gegen den Terror angeschlossen und den USA Überflugrechte für die geplante Aktion gegen Osama bin Laden und die ihn schützenden Taliban eingeräumt hatte.

Bodenrechte für US-Truppen?

Was Pakistan noch zu leisten bereit ist, steht im Mittelpunkt der Geheimgespräche, die gegenwärtig in Islamabad und verschiedenen Teilen des Landes im Gange sind. Eine hochrangige Delegation des Pentagon will sich dabei unter anderem darum bemühen, umfangreiche Informationen des pakistanischen Geheimdienstes ISI über Afghanistan, die Taliban und Osama bin Laden zu erhalten. Ob sie auch Bodenrechte für ihre Truppen verlangen, ist unsicher, denn solch ein Schritt würde die innenpolitische Lage Musharrafs erschweren. Ausgeschlossen gilt auf jeden Fall, dass Pakistan sich selbst mit Truppen an einer Aktion beteiligt.

Der Kreis um die Taliban schließt sich auch militärisch: Amerikanische Kampfflugzeuge und Bomber sind in Usbekistan stationiert und die Angriffe der Nordallianz aus dem Panjir-Tal unweit von Kabul werden verstärkt. Offenbar wollen die ehemaligen Herrscher des Landes versuchen, sich im Schatten einer amerikanischen Operation zu profilieren und wieder an die Macht zurückkehren - selbst wenn dies den Amerikanern wahrscheinlich gar nicht so gelegen kommt.

Beschlagnahmungen

In ihrer Bedrängung sind die Taliban nun dazu übergegangen, die Büros internationaler Hilfsorganisationen - wie das der Vereinten Nationen in Kandahar - zu überfallen und zu beschlagnahmen. Das ausländische Personal war bereits abgezogen worden und am Wochenende hatte man den afghanischen Angestellten die Benützung von Satelliten-Telefonen und anderen Kommunikationsgeräten verboten. Jetzt werden die Einrichtungen insgesamt geschlossen, ohne deren aufopfernden Einsatz es schon vor Jahren zu einer humanitären Katastrophe in Afghanistan gekommen wäre.