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Porträt SC Freiburg

5. August 2010

Drin bleiben – das ist das erklärte Ziel des SC Freiburg für die kommende Bundesligasaison. Mit wenig Geld und jungen Spielern gehört der SC zu den klassischen Fahrstuhlmannschaften.

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Robin Dutt (Foto: AP)
Dutt strebt mit Freiburg den Klassenerhalt anBild: AP

Viel Spannung sind die Fans des SC Freiburg gewöhnt. Entweder die Mannschaft kämpft an der Spitze der zweiten Liga um den Aufstieg oder in der Bundesliga bis zuletzt gegen den Abstieg. So wie in der vergangenen Saison: Vier Spieltage vor Schluss waren die Freiburger Vorletzter, nur mit einem Endspurt und etwas Glück konnte der SC die Klasse halten. "Da sind wir durch ein Stahlbad gegangen", erklärt Trainer Robin Dutt, "wir haben daraus aber eine gewisse Erfahrung mitgenommen. Ich setze darauf, dass wir uns weiterentwickelt haben, trotzdem wird es eine harte Saison für uns." Mit den Aufsteigern Kaiserslautern und St. Pauli warten erneut starke Konkurrenten auf die Südbadener. Erfahrungsgemäß ist die zweite Saison nach dem Aufstieg noch schwieriger als die erste.

Bodenständige Geschäfte und Trainertreue

Mohamadou Idrissou (Foto: AP)
Idrissou sicherte mit seinen Toren gegen Köln den KlassenerhaltBild: AP

Für Trainer ist der SC ein Hort der Kontinuität. Sechzehn Jahre lang bestimmte Volker Finke das Geschehen – ein Bundesligarekord. Robin Dutt ist nun auch schon drei Jahre am Ruder. Diese Stabilität ist eine Folge der Vereinsphilosophie. Der Club betreibt eine konservative Wirtschaftspolitik. Der Etat ist nicht nur auf die erste Liga zugeschnitten, sondern berücksichtigt schon immer die Möglichkeit eines Abstiegs.

"Diese Politik muss auch jeder Trainer mittragen", erklärt Robin Dutt, "man bekommt nicht jeden neuen Spieler, den man vielleicht gerne möchte. Im Umkehrschluss ist es aber auch so, dass nicht sofort der Trainer auf den Prüfstand gestellt wird, wenn es mal nicht so gut läuft." Dieses Konzept hatte Achim Stocker vorgegeben.

Freiburgs verstorbener Präsident Achim Stocker (Foto: pa/dpa)
Präsident Stocker prägte den Verein bis zu seinem Tod 2009Bild: picture-alliance/ dpa

Der Präsident des SC führte mehr als 30 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Aufgrund eines Herzleidens sah er sich die Spiele nie im Stadion an, sondern ging lieber mit seinem Hund an der Dreisam spazieren. Im November vergangenen Jahres starb Stocker überraschend. Von einem herben Verlust spricht Trainer Dutt, aber auch davon, dass Stockers Werte im Verein noch lange eine große Rolle spielen werden. Dafür sorgt im Moment Fritz Keller. Der Großwinzer führt die Amtsgeschäfte bisher kommissarisch weiter.

Familiäre Atmosphäre als Pluspunkt

Die größten Erfolge feierten die Freiburger 1995 und 2001, als sie im UEFA-Pokal mitmischten. In dieser Zeit waren sie für technisch anspruchsvolles Kurzpassspiel bekannt. Das hat sich unter Dutt etwas geändert. Der Spielstil ist nüchterner, effizienter geworden. Auch das Image als Studentenverein ist veraltet. Gut ausgebildete Spieler, die feine taktische Konzepte umsetzen, sind mittlerweile Standard in der Liga.

Stadion in Freiburg (Foto: AP)
Solarzellen auf dem Stadiondach - ein Erbe der Gesamtphilosophie von Trainer Volker FinkeBild: AP

Was bleibt, ist der Ruf des David, der mit einem kleinen Etat die Großen der Liga ärgert. "Wir haben sehr schlanke Strukturen", erzählt Dutt, "und eine familiäre Atmosphäre." Diesen Pluspunkt versuche man sich dann zunutze zu machen, wenn es in die entscheidende Saisonphase geht: "Während bei anderen Vereinen schon die Panik ausbricht, können wir in Ruhe die Punkte sammeln."

Rosenberg, Nicu und Pamic sind neu

Im Kader hat sich der SC für die Saison 2010/11 mit reichlich Bundesligaerfahrung verstärkt. Der in Hannover lange verletzte Jan Rosenthal wagt im Breisgau einen neuen Aufbau. Vom Hauptstadt-Absteiger Hertha BSC kommt Mittelfeldmann Maximilian Nicu und von Leverkusen Zvonko Pamic als Leihgabe. Mit diesen Spielern wollen die Freiburger den Weggang ihres wichtigsten Torjägers Mohamadou Idrissou kompensieren. Junge Talente ergänzen das Team.

"Wir sind sehr verwurzelt in der Region", berichtet Dutt, "die Zusammenarbeit mit den Vereinen läuft sehr gut. Das hilft bei der Talentsuche." Der SC genieße einen hohen Stellenwert. "Das merken wir auch, es ist eine große emotionale Nähe da", fügt Dutt hinzu. Diese Nähe wird auch in der kommenden Saison wieder zu spüren sein. Wenn die Freiburger Fans leiden, weil ihre Mannschaft gegen den Abstieg kämpft. Spannung ist wieder garantiert.

Autor: Jens Krepela
Redaktion: Wolfgang van Kann