Der Kennedy-Demokrat
13. Februar 2004Er selbst sieht sich als "Kennedy-Demokrat", als Verfechter von sozialem Fortschritt, Chancengleichheit und Aufstiegschancen für alle. Gleichzeitig steht er für ein starkes Militär. Auch diesen Standpunkt, wegen dem er auch den Irak-Krieg unterstützte, hat er vom Ex-Präsidenten John F. Kennedy übernommen.
Der orthodoxe Jude, der seine Religion mit Leidenschaft praktiziert, hatte sich schon in den 1980er-Jahren als Justizminister von Connecticut einen Namen gemacht. Als "Anwalt des Volkes" gewann er 1988 unerwartet die Senatswahlen in Connecticut. Als größter politischer Erfolg dürfen jedoch die Präsidentschaftswahlen 2000 gelten, als er zusammen mit dem Präsidentschaftskandidaten Al Gore mehr als die Hälfte der amerikanischen Wähler für sich gewann. Gleichzeitig war es eine tragische Niederlage – das amerikanische Wahlsystem bescherte den beiden Demokraten nicht genug Wahlmänner, so dass die Wahl verloren ging.
Zu dieser Zeit hatte man ihm vorgeworfen, nicht agressiv genug seine republikanischen Gegner attackiert zu haben. Er sei zu nett, um Präsident zu werden, lautet heute ein gängiger Vorwurf. Lieberman, der wie Howard Dean und John Kerry in Yale studiert hat, sah sich dagegen gerade bei Themen, die George Bush beherrscht, besonders gut positioniert. Sicherheit und Werte, hier hätte er Bush die Stirn bieten können – um ihn dann mit Themen wie dem Gesundheitssystem, dem Kampf gegen die Armut und der Energiepolitik zu schlagen. Geschlagen wurde Lieberman aber jetzt in den eigenen Reihen. Er gab das Rennen auf. Der Gegenkanditat John Kerry konnte bereits zwölf von 14 Vorwahlen gewinnen.