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Der Juso

Christiane Wolters 25. Juli 2005

Sebastian Kolkau ist Vorsitzender der Jungsozialisten in Gelsenkirchen. Mit dem "Verlierer-Image" seiner Partei will er sich nicht abfinden. Er kämpft - auch da, wo Wahlkampf weh tun kann - in der Fußgängerzone.

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Sebastian Kolkau will wütende Bürger beruhigenBild: DW

Willy Brandt kennt Sebastian Kolkau nur aus Erzählungen. Als Vorbild für die junge Generation sieht er das einstige Idol der Sozialdemokratie nicht. "Zumindest habe ich noch nie gehört, dass einer bei den Jusos sagt: Ich möchte werden wie Willy Brandt." Ob damals wirklich alles besser war in der SPD – wer kann das heute schon sagen? "Wir bekommen ja alles nur erzählt, aber niemand weiß, ob es wirklich so war."

Der 26-jährige Vorsitzende der Gelsenkirchener Jusos glaubt ohnehin nicht, dass es an Personen liegt, ob die SPD wieder stark wird. Wichtiger seien doch die Inhalte: "Die SPD muss wieder Vertrauen aufbauen bei den Menschen. Und dafür braucht man Konzepte." Andererseits: "Wenn Schröder jetzt das Wahlmanifest aufsagen würde, wäre das unglaubwürdig. Weil er in den letzten Jahren einfach zu wenig davon gemacht hat, was da drin steht." Ganz verkehrt wäre ein personeller Neustart also wohl doch nicht, sagt Kolkau.

Wut und Zwiespalt

Spaß macht ihm die Arbeit für die Partei nach fünf Jahren immer noch – es gibt halt Höhen und Tiefen. Zu den Tiefen gehören die Momente, wenn er für SPD oder Jusos an Straßenständen steht und Vorbeigehende anfangen, ihre Wut herauszubrüllen: "Scheiß-SPD" oder "Ihr Halsabschneider" muss sich dann auch Sebastian Kolkau anhören, obwohl er gar nichts dafür kann, was in Berlin entschieden wird. "Das ist dann schon ein Zwiespalt. Weil man dabei steht und denkt: Eigentlich haben sie ja recht."

Vielleicht kommt Sebastian Kolkau eines Tages ja in die Position, wo er selbst für die "große Politik" verantwortlich ist – als Abgeordneter im Landtag oder Bundestag. Vorstellen könnte er es sich auf jeden Fall, auch wenn er nicht so weit gehen will, das als seinen Traum zu bezeichnen. Erst mal das Wirtschafts-Studium beenden und dann weiter sehen. Arbeit hat er nebenher genug – für die Jusos und als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Büro des Gelsenkirchener Bundestagsabgeordneten. Wie das ist, bei einer Partei zu arbeiten, der momentan der Verlierer-Nimbus anhaftet? "In Gelsenkirchen ist das nicht so schlimm, hier schaffen wir ja noch die 50 Prozent. Außerdem: Anderen Unternehmen geht es auch schlecht. Und da arbeiten auch noch Menschen."