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Der gute Mensch von Hamburg

10. August 2010

Ein Millionär würdigt mit einer Zuwendung von 15 Millionen Euro die Arbeit der Bürgerstiftung Hamburg. Diese kümmert sich seit Jahren um die Förderung von benachteiligten Kindern und Jugendlichen in der Hansestadt.

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Das Team der Bürgerstiftung Hamburg (Foto: Kirsten Haarmann)
Das Team der BürgerstiftungBild: Kirsten Haarmann, www.kh-fotografie.com, für BürgerStiftung Hamburg

In keiner anderen Stadt Deutschlands gibt es so viele Stiftungen wie in Hamburg. Weit mehr als 1000 sind es inzwischen. Die Hansestadt ist reich und zum Selbstverständnis der Reichen gehörte es immer, sich für das Gemeinwohl zu engagieren. Die älteste Stiftung "Das Hospital zum Heiligen Geist" - eine Einrichtung für Alte und Kranke - ist knapp 800 Jahre alt.

Stiftungen für jedermann

Bürgerstiftungen gibt es hierzulande seit rund 15 Jahren. Es sind Gemeinschaftsstiftungen von Bürgern, die sich nachhaltig für das Gemeinwohl ihrer Stadt oder Region engagieren. Stiftungen sind etwas Bleibendes, ihre Arbeit basiert auf dem Stiftungsvermögen, das nicht angetastet werden darf. Nur die Zinsen stehen für wohltätige, vom Stifter bestimmte Zwecke zur Verfügung.

(Foto: Kirsten Haarmann)
Stärke demonstrieren - 10jähriges Jubiläum 2009Bild: Kirsten Haarmann, www.kh-fotografie.com, für BürgerStiftung Hamburg

Die Bürgerstiftung Hamburg verfügte bislang über ein Kapital von knapp 1 Million. Sie musste zusätzlich um Spenden werben, damit Projekte im Kinder- und Jugendbereich sinnvoll gefördert werden konnten. Die Zustiftung von 15 Millionen Euro bedeutet einen gewaltigen Sprung nach vorn. Bei einem Zinssatz von derzeit rund 3 Prozent stehen der Bürgerstiftung Hamburg nun 480.000 Euro zu Verfügung. Bislang waren es 30.000 Euro. Das heißt, sie kann mehr Projekte unterstützen und vor allem sicherer planen, wenn im November über die Förderung im kommenden Jahr entschieden wird.

Anerkennung und Kompetenz

Der großzügige Gönner möchte in der Öffentlichkeit ungenannt bleiben. Ihm ist nicht an Publicity gelegen. Er kennt die Arbeit der Bürgerstiftung und schätzt die Kompetenz der überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeiter. Viele von ihnen sind bereits aus dem Erwerbsleben ausgeschieden. Lehrer, Journalisten, Anwählte und Angehörige anderer Berufsgruppen, die nun ihr Wissen und ihre Fähigkeiten unentgeltlich für das Gemeinwohl einbringen. Geschäftsführer Reimar Tietjen zum Beispiel war vorher Geschäftsführer einer Firmengruppe.

BürgerStiftung Hamburg Flash-Galerie
Jugendliche von Lukulule beim Rappen auf der BühneBild: Kirsten Haarmann, www.kh-fotografie.com, für BürgerStiftung Hamburg

Knapp 300 Ehrenamtliche spenden der Bürgerstiftung Hamburg inzwischen ihre Zeit. Sie gehen in sozial benachteiligte Stadtteile und lesen dort Kindern vor, die sonst nie ein Buch in die Hand nehmen, und unterstützen Sport-, Musik und Tanzprojekte - finanziell und mit ihrem persönlichen Einsatz. Eine dieser Gruppen ist "Lukulule", eine Musik- und Tanzschule, in der Kinder und Jugendliche singen und rappen lernen, die sich das ohne die Hilfe der Bürgerstiftung nicht leisten könnten.

Selbstbewusstsein und Bürgersinn

"Das ist für beide Seiten ein Erfolg", sagt Karsten Plog. Der ehemalige Journalist kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit: Die Kinder und Jugendlichen profitieren vom Geld und vom Engagement der Ehrenamtlichen, und die wiederum erleben, dass sie etwas in der Stadt bewegen können. Mit dem Musical "Pablo!" zum Beispiel, das "Lukulule" kürzlich aufgeführt hat. Ein Stück über Jugendgewalt, in dem die Mitwirkenden eigene Erfahrungen verarbeitet haben. Etliche stammen aus Familien mit Migrationshintergrund und wissen, was Armut und Gewalt bedeuten. Mit "Pablo!" konnten sie einmal zeigen, was sie alles können: singen, rappen, dichten, spielen. Da standen strahlende, selbstbewusste junge Menschen auf Bühne. Ein Erlebnis für alle Beteiligten und ein Zeichen, wie viel Potential in ihnen steckt.

Autorin: Heide Soltau

Redaktion: Conny Paul