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Staatsknete - nein danke

Rolf Wenkel24. Oktober 2008

Es ist nicht zu übersehen: Die Banken in Deutschland zieren sich, vom Rettungsschirm der Bundesregierung Gebrauch zu machen. Bislang hat erst eine Bank Bedarf angemeldet: Die BayernLB. Was machen die anderen?

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Ein Mann geht in München an der Zentrale der bayerischen Landesbank BayernLB entlang.
Nur die Bayerische Landesbank will die Milliardenhilfen der Bundesregierung in Anspruch nehmen.Bild: AP

Die Begründung für die zögerliche Haltung der Banken liefert Landesbankchef Siegfried Jaschinski, Präsident des Bundesverbandes Öffentlicher Banken und Vorstandsvorsitzender der Landesbank Baden-Württemberg. Er befürchtet Nachteile für Banken, die Geld aus dem staatlichen Rettungspaket in Anspruch nehmen. In seiner jetzigen Form stigmatisiere das Hilfspaket jene, die es nutzten, sagte er im Frankfurter Club für Wirtschaftsjournalisten.

"Wenn ich sage ich nehme diese Garantien, rufen mich alle an und fragen, ob es meiner Bank schlecht geht, dann fließt bei mir Geld ab und das ist schädlich für mein Institut", sagte Jaschinski.

Angst vor Imageverlust

Keiner will das Geld. Auch die Vorstände von privaten Instituten halten sich betont zurück, weil sie Angst vor Imageeinbußen und Aktionärskritik haben. Die Deutsche Bank hatte bereits deutlich gemacht, den Fonds nicht anzapfen zu wollen. Die Commerzbank prüft das Paket dagegen, prüft und prüft.

Auch die öffentlichen Landesbanken halten sich bedeckt. Die NordLB lehnt das Rettungspaket rundweg ab, die Landesbank Baden-Württemberg bezeichnet sich als "solide durchfinanziert", deshalb habe man es nicht nötig, Geld von der Regierung zu nehmen. Die WestLB prüft und prüft genauso wie die Commerzbank – nur die BayernLB, der das Wasser bis zum Hals steht, hat einen Kapitalbedarf von 5,4 Milliarden Euro angemeldet.

Kreditklemme - jetzt erst recht?

Symbolbild Mann mit Geldkoffer
Der Staat bietet Geld, und keiner will esBild: BilderBox

Keiner traut sich. Auch der Präsident des Münchener Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Hans Werner Sinn, fürchtet inzwischen, dass der großzügig aufgespannte Rettungsschirm der Bundesregierung womöglich genau das Gegenteil dessen bewirkt, was beabsichtigt war: "Was jetzt beschlossen wurde, beschwört die Gefahr einer Kreditklemme herauf", sagte er der "Passauer Neuen Presse".

Kein Wunder, dass bereits erste Forderungen laut werden, die Banken zur Teilnahme am Rettungsfonds zu zwingen. In den USA, Frankreich und Großbritannien ist das bereits so: Die Banken wurden aufgefordert oder sogar gezwungen, die staatlichen Rettungsfonds anzuzapfen. In Deutschland dagegen nicht. Hier haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück hoch gepokert und 500 Milliarden Euro in Aussicht gestellt – vielleicht in der Hoffnung, dieses Geld niemals ausgeben zu müssen.

Volksbanken geben Entwarnung

Was immerhin für die Volks- und Raiffeisenbanken in Nordrhein-Westfalen vermutlich zutreffen wird. "Wir stecken wegen der Finanzmarktkrise nicht in einem Finanzierungsengpass, wir könnten sofort 150.000 Einfamilienhäuser finanzieren", ließ der Rheinisch-Westfälische Genossenschaftsverband am Freitag in Münster verlauten. Dem Verband sind 220 Volks- und Raiffeisenbanken angeschlossen. "Bei Bedarf können unsere Genossenschaftsbanken ein Kreditvolumen von bis zu 37 Milliarden Euro sofort zur Verfügung stellen", sagte Verbandsvorstand Hans Pfeifer.

Derzeit hätten die Banken ein Kreditvolumen von 57 Milliarden Euro an Privat- und Geschäftskunden verliehen. Eine Ausweitung um 65 Prozent sei problemlos möglich, ohne dass sich die Risikostrukturen ändern würden. Das Kreditvolumen werde bei weitem nicht ausgeschöpft. Der Mittelstand könne sich auch in der Krise auf die Volks- und Raiffeisenbanken als Finanzierungspartner verlassen. Wenigstens eine gute Nachricht.