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Der freundliche Taktierer

Steffen Leidel24. Januar 2003

Der Irak hat Material geschmuggelt - vielleicht für Waffen. Dass so etwas überhaupt an Licht gekommen ist, geht auf das Konto von Hans Blix, dem Leiter der UN-Kontrollkommission.

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Hans Blix verantwortet die derzeit kniffligsten Verhandlungen der WeltBild: AP

Hans Blix trägt die Verantwortung für die kniffligste Mission der Welt. Die UN-Inspektoren sind auf der Suche nach Waffen, die nicht zu sehen sind, aber doch da sein müssen. Zumindest glauben das die USA; Präsident Bush will von Blix Ergebnisse sehen. Trotz des gewaltigen Drucks, der auf seinen Schultern lastet, wirkt der Diplomat entspannt. Seine 74 Jahre sieht man Blix nicht an. Selbst im Gedränge von Fotografen und Kameraleuten lächelt er noch freundlich in die Objektive. Seine Stärken spielt er aber vorwiegend hinter den Kulissen der großen Politik aus.

Geschätzter Kompromisskandidat

Der Professorensohn, geboren in Uppsala (Schweden), hat sich unter Diplomaten den Ruf erworben, auch unter Druck kühlen Kopf zu bewahren und seine Forderungen freundlich und sympathisch vorzutragen. Er meidet die Konfrontation, anders als sein direkter Vorgänger, der Australier Richard Butler. Hans Blix gilt als Mann des Ausgleichs. Chef der UN-Abrüstungskommission für den Irak (Unmovic) wurde er vor zwei Jahren. Ein Wunschkandidat war er allerdings nicht, eher eine Notlösung. Sechs Wochen hatten die Vereinten Nationen ergebnislos nach einem Kandidaten gesucht.

Lange Karriere

Blix studierte in Schweden, New York und Cambridge Jura und bekam mit nur 32 Jahren an der Stockholmer Universität den Lehrstuhl für internationales Recht. 1963 ging er als Rechtsberater ins schwedische Aussenministerium, wo er 1978 Minister wurde. International bekannt wurde Blix, als er 1981 zum Chef der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) ernannt wurde. Viermal wurde seine Amtszeit verlängert. Als IAEO-Chef war Blix zuständig, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern. 1997 setzte er durch, dass die Organisation auch geheime Atomprogramme in Irak und Nordkorea untersuchen darf.

Allerdings muss Blix heute noch mit dem Vorwurf leben, dass er den Irakern als IAEO-Direktor jahrelang auf den Leim gegangen ist. Der Organisation war entgangen, dass das Regime von Saddam Hussein ein fortgeschrittenes Programm zum Bau von nuklearen Waffen verfolgte. Ein Fehler, zu dem Blix steht. "Nichts zu sehen und keine Spuren zu finden, heißt noch lange nicht, dass nichts da ist", sagte er damals.

Washington verärgert

Trotz der Panne gilt Blix als effektiv und präzise in seiner Arbeit. Allerdings genießt Blix nicht nur Sympathien. Iraks Vizepräsident, Taha Jassin Ramadan, hat ihn einmal als "Spion" bezeichnet. Blix zog auch schon den Ärger Washingtons auf sich, als er die amerikanischen Behauptungen, Nordkorea sei dabei, die Basis für einen Atomangriff zu schaffen, als Unsinn bezeichnet hatte. Auch in seiner Eigenschaft als Unmovic-Chef hatte er den USA zuerst widersprochen: Es gebe keine Hinweise, dass Bagdad Massenvernichtungswaffen besitze, sagte er damals.