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Daniel Ortega

Birgit Adolf10. Januar 2007

Ein Wolf im Schafspelz? Mit Liebe, Versöhnung und Gottes Hilfe will der ehemalige Revolutionär die Probleme Nicaraguas angehen. Für die einen ist er ein Held, für die anderen ein Dorn im Auge.

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Daniel Ortega ist wieder Präsident von Nicaragua
Daniel Ortega ist wieder Präsident von NicaraguaBild: AP

Nach drei erfolglosen Versuchen hat Daniel Ortega es geschafft: Der einstige Revolutionsführer und jahrelange Chef der sandinistischen Regierung ist erneut zum Präsidenten Nicaraguas gewählt worden. 1990 hatte Ortega die Macht an die konservativ-bürgerliche Opposition verloren - elf Jahre, nachdem die linke sandinistische Revolution mit Unterstützung aus allen Bevölkerungsschichten den nicaraguanischen Diktator Anastasio Somoza gestürzt hatte.

Ortegas Gegner nehmen ihm den Wandel vom radikalen Guerilla-Chef zum gemäßigten Linkspolitiker jedoch nicht ab. Er sei ein Tiger, der seine Streifen nicht gewechselt habe, sagte der US-Botschafter in Nicaragua, Paul Trivelli. Ortega, der in diesen Tagen seinen 61. Geburtstag feiert, hatte im Wahlkampf damit geworben, das Land sanfter und gerechter zu machen, die Armut und den Neoliberalismus zu bekämpfen: "Gebt mir die Möglichkeit zu regieren, und ich werde Eure Probleme lösen - mit Gottes Hilfe", versprach er.

Der Held im Widerstand gegen die USA

1963 hatte sich Ortega als damals 19-Jähriger der linksgerichteten Sandinistischen Nationalen Befreiungsfront (FSLN) angeschlossen. Er wurde einer ihrer fähigsten Guerillaführer und stieg schnell bis ins höchste Führungsgremium der FSLN auf, bis er 1967 durch einen Verrat von der Nationalgarde Somozas ergriffen wurde. Sieben Jahre saß er unter dem Diktator im Gefängnis, bevor er - schwer gefoltert - im Austausch gegen Geiseln der FSLN freikam und nach Kuba ausgeflogen wurde.

Der junge Revolutionär Ortega 1981
Der junge Revolutionär Ortega 1981Bild: AP

Nach dem Sturz des Diktators 1979 und dem Bruch der Regierungskoalition ein Jahr später, wurde Ortega zum Chef einer fünfköpfigen Junta, die Nicaragua bis 1990 mit einer sozialistisch ausgerichteten Politik regierte. Die USA boykottierten in dieser Zeit seinen Versuch, die Wirtschaft Nicaraguas anzukurbeln und unterstützen stattdessen die gegen die sandinistische Revolution kämpfenden Rebellen, die so genannten Contras. Dem entflammenden Bürgerkrieg fielen bis zum Waffenstillstand zwischen Sandinisten und Contras über 50.000 Menschen zum Opfer. Ortega wurde in dieser Zeit durch seinen Widerstand gegen die USA für viele zum Helden.

Vorwurf des sexuellen Missbrauchs

Entgegen aller Erwartungen verlor Ortega 1990 die Präsidentschaftswahl gegen die Oppositionskandidatin Violeta Chamorro. Er stand jedoch zu seinem Versprechen, den Wählerentscheid zu akzeptieren und stellte sich einem friedlichen Regierungswechsel nicht in den Weg. Die neue Präsidentin überraschte in der Folgezeit durch eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem politischen Gegner, die Sandinisten besetzten weiterhin wichtige Schlüsselpositionen in Armee, Polizei und Justiz.

Daniel Ortega wird im Wahlkampf 2006 von einem jungen Mädchen auf die Wange geküsst
Daniel Ortega im Wahlkampf 2006Bild: AP
Der Sprung zurück an die Macht missglückte Ortega dreimal in Folge. Zwischenzeitlich schien seine politische Laufbahn durch den Vorwurf seiner Stieftochter, er habe sie in ihrer Kindheit sexuell missbraucht, ganz beendet zu sein. Die Verfahren wurden jedoch schließlich wegen Verjährung eingestellt. Trotz dreier verlorener Wahlen ernannte Ortega sich Ende Mai 2004 zum alleinigen FSLN-Präsidentschaftskandidaten für die Wahlen 2006. Die USA haben für den Fall eines Wahlsieges Ortegas erneut wirtschaftliche Sanktionen angekündigt.