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Der DW-Kulturkalender für September

23. August 2010

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, und mit den in der Regel wieder kühleren Temperaturen erwacht auch das Kulturleben in den deutschen Städten wieder. Im September kommen vor allem Literaturfans auf ihre Kosten …

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Viele, viele Festivals...

Häuser in der Hamburger Hafen-City (Foto: dpa)
Treffpunkt für viele - die Hamburger HafencityBild: picture alliance / dpa

Knapp zweieinhalb Jahre ist es her, dass zwei Verleger in Hamburg auf den Hafen blickten, auf die Schiffe, die Speicher und die vielen Touristen, und sich dachten, dass dies eigentlich der perfekte Ort für ein internationales Literaturfestival sei. Die Umsetzung erfolgte schnell, in diesem Jahr laden sie bereits zur zweiten Ausgabe des "Harbour Front Literaturfestivals" (8.-18.9.). 114 Autoren aus mehr als 20 Ländern lesen auf Schiffen, in der Speicherstadt oder auf der Reeperbahn. Um literarische Vielfalt geht es auch beim Internationalen Literaturfest in Berlin (15.-25.9.), das in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert, und auch im Ruhrgebiet stehen Geschichten aus aller Welt im Mittelpunkt: beim Interkulturellen Märchenkongress in Gelsenkirchen (29.9.-3.10.) und bei Europas größtem Krimifestival "Mord am Hellweg" (18.9.-13.11), das mit über 400 Lesungen ein krimifreudiges Publikum anlockt. Acht Wochen lang wird hier fiktiv gemordet und gefahndet. Zu Gast sind unter anderem Krimi-Stars wie Håkan Nesser aus Schweden oder Simon Beckett aus Großbritannien.

Das Beethovenfest in Bonn

Büste im Foyer der Beethovenhalle (Foto: Sonja Werner)
Strenger Blick - Ludwig van Beethoven (1770-1827)Bild: Sonja Werner

Einmal einen bedeutenden Bürger hervorbringen – davon träumt wohl jede Stadt. Und wenn ihr das einmal gelungen ist, dann muss das natürlich ausführlich gefeiert werden, am besten jedes Jahr aufs Neue. Und so lädt die Stadt Bonn auch in diesem Jahr wieder zum Beethovenfest (10.9.-9.10.). Es geht zurück auf den Komponisten Franz Liszt, der ein großer Verehrer Beethovens war und sich geärgert hatte, dass die Stadt Bonn - damals - kein Geld für ein Denkmal zu Ehren des großen Musikers aufbringen konnte. Das konnte nicht sein! Und so sorgte Liszt dafür, dass die nötigen Finanzmittel zusammenkamen. 1845 war es soweit: Die Beethoven-Statue auf dem Bonner Münsterplatz wurde eingeweiht und das erste Beethovenfest gefeiert. In den folgenden Jahren erlebte das Musikfest viele Höhen und Tiefen, doch inzwischen hat es sich fest im Bonner Kulturkalender etabliert. Dieses Jahr unter dem Motto: "Ins Offene. Utopie und Freiheit in der Musik".

Tag des offenen Denkmals

Dachgiebel historischer Häuser im Holländischen Viertel in Potsdam (Foto: dpa)
Besonderes Flair - das holländische Viertel in PotsdamBild: picture alliance/zb

Angefangen hatte alles in Frankreich. Dort lud 1984 der damalige französische Außenminister Jack Lang zu den "Journées Portes Ouvertes Monuments Historiques", also zu den Tagen des offenen Denkmals, ein. Eine Idee, die sich schnell verbreitete. Schon ein paar Jahre später beschloss der Europarat die Einrichtung der "European Heritage Days". Eine Aktion, an der sich inzwischen 49 Nationen beteiligen, unter anderem auch Deutschland mit dem "Tag des offenen Denkmals". Jeden zweiten Sonntag im September, also einmal jährlich, öffnen historische Stätten, die sonst nicht allgemein zugänglich sind, ihre Tore für die Besucher. Im letzten Jahr haben rund viereinhalb Millionen Menschen die Gelegenheit genutzt. Und weil heutzutage fast alle Veranstaltungen ein Motto haben, darf das natürlich auch hier nicht fehlen. Letztes Jahr lautete es "Historische Orte des Genusses", dieses Jahr entschied man sich für "Kultur in Bewegung - Reisen, Handel und Verkehr". Besichtigt werden können nicht nur alte Handelshäuser und Speicher, sondern auch Orte, an denen fremde Einflüsse ihre Spuren hinterlassen haben, wie beispielsweise das holländische Viertel in Potsdam.

Moderne Kunst aus Lateinamerika

Julio Le Parc: Continuel Mobile (Fortlaufendes Mobile) 1963, Nylonfäden, Stahlplättchen © VG Bild-Kunst, Bonn 2010 / Foto: Oriol Tarridas
Eindrücke aus Lateinamerika - Julio Le Parc: Continuel Mobile (1963)Bild: VG Bild-Kunst, Bonn 2010 / Foto: Oriol Tarridas

Einen ganz neuen Blick auf den südamerikanischen Kontinent und die abstrakte Kunst bekam ein Berater der Bonner Bundeskunsthalle, als er vor etwas mehr als drei Jahren eine Ausstellung in Miami mit dem Titel "The Sites of Latinamerican Abstraction" besuchte. Er war so angetan, dass er der Bundeskunsthalle vorschlug, die Ausstellung auch in Deutschland zu zeigen. Nun ist sie da (17.9.2010-30.1.2011) – zu einem sehr passenden Zeitpunkt, denn Lateinamerika bekommt aufgrund der Feiern mehrerer Staaten zur 200jährigen Unabhängigkeit sehr viel mehr Aufmerksamkeit als sonst. Und auch die Frankfurter Buchmesse im Oktober sorgt mit dem Gastland Argentinien für ein gesteigertes Interesse an der Region. Die Ausstellung in Bonn, die unter dem Titel "Vibración. Moderne Kunst aus Lateinamerika" läuft, zeigt außerdem Werke dreier jüdischer Exilkünstlerinnen, die vor den Nationalsozialisten nach Lateinamerika geflüchtet waren: die deutsche Fotografin Grete Stern, die deutsche Bildhauerin Gertrude Goldschmidt (Gego) und die Schweizerin Mira Schendel.

Gesammeltes Weltwissen in Berlin

Ausstellung Weltwissen in Berlin: Christfried Kirch, Beobachtungstagebuch (1717-1720) - Foto: Eberle & Eisfeld, Berlin)
Viel Spaß beim Entziffern! - Christfried Kirch: Beobachtungstagebuch (1717-1720)Bild: Archiv der BBAW, Nachlass Kirch, Nr. 157, Bl. 7-8., Foto: Eberle & Eisfeld, Berlin

Was haben das Mathematik-Genie Albert Einstein, der große Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz und die Gebrüder Grimm gemeinsam? Die Antwort: Sie sind keine Berliner, aber sie haben einen wichtigen Teil ihres Lebens in der Stadt verbracht. Einstein vollendete in Berlin seine Relativitätstheorie, Leibniz war der erste Präsident der Preußischen Akademie der Wissenschaften, und die Gebrüder Grimm schrieben in Berlin ihre "Geschichte der deutschen Sprache". Ihre Arbeiten kann man sich - im Original - ab September im Martin-Gropius-Bau in Berlin angucken. "WeltWissen - 300 Jahre Wissenschaften in Berlin" (24.9.-9.1.2011) heißt die Ausstellung, die im Rahmen des Berliner Wissenschaftsjahres gezeigt wird. Anlass sind die Jubiläen von fünf großen Wissenschaftseinrichtungen: der Staatsbibliothek, der Charité, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Humboldt-Universität und der Max-Planck-Gesellschaft. Rund 1600 Exponate werden gezeigt, darunter nicht nur Manuskripte und Bücher, sondern auch Tierpräparate, Werkzeuge und der Nachbau einer riesigen Rechenmaschine, der Z3 von Konrad Zuse, die 1941 zum ersten Mal einer Gruppe von Wissenschaftlern vorgestellt wurde.

Oktoberfest in München

Junge Mädchen in einem Bierzelt beim Oktoberfest 2009 (Foto: AP)
Prost! - Beim Oktoberfest sollte man trinkfest sein...Bild: AP

Es heißt Oktoberfest, beginnt aber im September (18.9.-3.10.2010). Millionen von Menschen strömen jedes Jahr auf die Münchner "Wiesn", um Bier zu trinken, bayerische Spezialitäten zu essen und dann noch mehr Bier zu trinken. Die meisten tragen Dirndl und Trachtenhosen, egal ob sie aus Bayern, Australien oder Japan kommen. Das Oktoberfest ist nicht nur das größte Bierfest der Welt, es geht auch auf eine jahrhundertealte Tradition zurück – genaugenommen auf ein Pferderennen im Oktober 1810, mit dem die Hochzeit Ludwigs von Bayern gefeiert wurde. Und da Feiern Spaß macht, beschloss man im Jahr darauf, wieder ein solches Fest zu veranstalten und im Jahr darauf wieder und so weiter und so fort. Das Oktoberfest war geboren. Wer hinfahren möchte, sollte vorher seine Oberarmmuskeln trainieren: Getrunken wird nämlich nicht aus "normalen" Gläsern, sondern aus so genannten Maßkrügen. Fassungsvermögen: 1 Liter.

Autorin: Petra Lambeck

Redaktion: Aya Bach